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Externe Untersuchung

Nach Tod einer Klinikums-Ärztin: Untersuchungsbericht kommt erst im Juli

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Eine Kanzlei sollte Kritik an Chefarzt und Geschäftsführung bis Ende März untersuchen. Doch der Bericht kommt später. Das sind laut Klinikum die Gründe dafür.
Veröffentlicht:22.02.2024, 17:56

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Die externe Untersuchung zu verschiedenen Vorfällen im Klinikum Friedrichshafen dauert länger als geplant. Eigentlich sollte die Kanzlei Feigen Graf bis Ende März einen Bericht vorlegen. Dieser Termin verschiebt sich jetzt auf Mitte Juli.

Begründung laut Klinikum: die Suche nach einem Gutachter und mehr freiwillige Zeugen als gedacht.

Keine Einzelheiten

Am Mittwoch hat Rechtsanwalt Andreas Minkoff von Feigen Graf dem Aufsichtsrat des Krankenhauses den Stand seiner Untersuchung vorgestellt. Inhaltliche Einzelheiten hierzu teilt das Klinikum, das in einer Pressemitteilung über die Sitzung berichtet, nicht mit. „Aus dem Statusbericht und dem gegenwärtigen Kenntnisstand ergab sich keine Notwendigkeit zu sofortigen Entscheidungen des Aufsichtsrats“, heißt es wörtlich.

Immer wieder hatten Mitarbeiter des Klinikums die Freistellung eines Chefarztes und des Geschäftsführers Franz Klöckner gefordert. Hintergrund war die interne Kritik einer Oberärztin an Organisation und Abläufen sowie medizinischen Entscheidungen des Chefarztes, die nach Darstellung der Frau auch das Leben von Patienten gefährdet haben sollen.

Das Klinikum hat die Vorwürfe immer als falsch zurückgewiesen. Der Vorgang war öffentlich geworden, weil sich die Oberärztin Anfang Dezember wahrscheinlich selbst das Leben genommen hat.

Weiterhin Vorermittlungen

Das Todesermittlungsverfahren in dem Fall ist mittlerweile abgeschlossen. Laut Staatsanwaltschaft Ravensburg gibt es „keine Hinweise auf eine Verursachung des Todes durch Dritte“. Nach wie vor prüft die Behörde, ob in dem Fall ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. All dies läuft unabhängig von der externen Untersuchung durch die Kanzlei Feigen Graf.

„Die Bereitschaft, sich im Rahmen von Aufklärungsgesprächen umfassend zu beteiligen, ist erfreulich hoch“, sagt Rechtsanwalt Minkoff laut der Pressemitteilung des Klinikums zu seiner Arbeit in Friedrichshafen.

Man könne so die „im Raum stehenden Vorwürfe aus vielen Blickrichtungen“ betrachten. Die Möglichkeit, an Befragungen in Begleitung eines Vertrauten oder eines Rechtsbeistands, dessen Kosten das Krankenhaus trägt, teilzunehmen, machten einige Zeugen Gebrauch.

Pro-aktive Zeugen

Laut Minkoff wenden sich Zeugen „zunehmend auch pro-aktiv“ an sein Team. Er sei den Gesprächspartnern sehr dankbar für das „Vertrauen, das in uns als unabhängige Aufklärer gesetzt wird“, so der Rechtsanwalt.

Die Kanzlei war neben den Befragungen auch damit befasst, einen medizinischen Gutachter auszuwählen.„Die Suche nach einem renommierten, erfahrenen und unabhängigen Mediziner hat wegen der gebotenen Sorgfalt viel Zeit in Anspruch genommen“, wird Minkoff zitiert.

Gutachter braucht Zeit

Diese Suche sei abgeschlossen, dem Gutachter müsse nun ausreichend Zeit eingeräumt werden. „Die gründliche Begutachtung unter Berücksichtigung aller Perspektiven wird an dieser Stelle einen zeitlichen Mehraufwand mit sich bringen“, sagt der Anwalt. Zeit koste auch, dass „sämtliche Zeugen - auch jene, die von sich aus auf das Untersuchungs-Team zukommen - gehört“ werden.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums, Friedrichshafen Oberbürgermeister Andreas Brand, bewertete den Aufklärungsverlauf positiv. „Es ist gut zu hören, dass die Mitarbeitenden des Klinikums sich so offen und bereitwillig zeigen, an dieser wichtigen Untersuchung mitzuwirken.“ Der Aufsichtsrat habe Verständnis für den zeitlichen Mehrbedarf.

„Umfänglich und gründlich“

„Einerseits möchten wir die Vorwürfe, die das Klinikum und deren Mitarbeitende belasten, so schnell wie möglich aufklären. Andererseits ist es von zentraler Bedeutung, dass diese Untersuchung umfänglich und gründlich vonstatten gehen kann.“

Der Aufsichtsrat hat Feigen Graf gebeten, den Abschlussbericht so vorzulegen, dass dieser bis zum Abschluss der aktuellen Legislaturperiode des Gremiums im Juli beraten werden kann. Zwischenzeitlich werde man regelmäßig über den Fortgang der Untersuchung informiert.