Oldenburg - Finanziell segelt das Evangelische Krankenhaus hart am Wind: Das Haus muss im Vergleich zu anderen Kliniken aus eigener Kraft bestehen, es hat keinen Träger, der einspringt, wenn am Ende des Jahres die Bilanz nicht stimmt. Und das war in den vergangenen beiden Jahren so: Die Krankenhausfinanzierung deckt die tatsächlichen Kosten bei weitem nicht. Die einzige Stellschraube, um die Einnahmen zu steigern, sind die Patientenzahlen. Doch hieß es zuletzt immer: Das EV ist ausgelastet. Jetzt hat es einen Weg gefunden, um an dieser Stellschraube zu drehen.
Schneller entlassen
Zwei Wege nimmt das EV hierfür: Eine Verkürzung der Verweildauer der Patienten und eine Steigerung der Operationszahlen. „Wir haben zum Ende des Jahres viele Veränderungsprozesse vorgenommen, struktureller Art und Leistungsveränderungen. Wir halten damit die Nase über Wasser“, sagt Vorständin Kristina Minder. Die Verweildauer der Patienten im Haus wurde reduziert. Vorstand Alexander Poppinga erklärt, dass man in der Vergangenheit Patienten zu früh aufgenommen habe: „Beispielsweise am Tag vor der Operation. Dafür bekommen wir keine Leistung.“ Wenn möglich, werde das jetzt am Tag der Operation gemacht. „Wir machen auch eine genauere Entlassungsplanung“, so Poppinga weiter: „Wir schauen, wann ein Patient aus medizinischer Sicht entlassfähig ist und beispielsweise nicht, wann für Angehörige die beste Zeit ist, um jemanden abzuholen.“ Andrea Janssen, Leitung Klinikorganisation und -kommunikation ergänzt, dass jeder Schritt zwischen Aufnahme und Entlassung auf dem Prüfstand war – Abläufe im Labor wurden ebenso angepasst wie die in der Radiologie und der Kommunikation mit Patienten und Angehörigen. „Das hat uns insgesamt viel Luft gebracht“, bilanziert Minder.
Kein Einstellungsstopp
Gerüchten, dass EV habe einen Einstellungsstopp, widersprechen die Vorstände. „Einige Abteilungen sind aber laut Stellenplan voll besetzt, dann stellen wir auch nicht ein“, so Minder. Aber: „In Zeiten des Fachkräftemangels wären wir verrückt, wenn wir Pflegekräfte ablehnen würden.“ Auch in anderen Bereichen entstehen Jobs – allein schon, weil ab Mai neue Operationssäle in Betrieb gehen und eine weitere Pflegestation mit 35 Betten öffnet. Um mehr Patienten versorgen zu können und darüber die Erlöse zu steigern, werden die alten Operationssäle mit Inbetriebnahme der neuen nicht, wie ursprünglich geplant, außer Dienst genommen, sondern weiter genutzt. Künftig wird in 15 OPs und nicht wie bisher in neun Sälen operiert. Vor allem in der Unfallchirurgie, HNO, Neurochirurgie und plastischen Chirurgie sei die Nachfrage größer als das bisherige Angebot. Für die Vorstände bringt die Laufzeitverlängerung der alten Operationssäle auch Erkenntnisgewinne für die Entwicklungsplanung der Zukunft: Welche Kapazitäten muss das EV vorhalten, um die Patientenversorgung sicherzustellen?
Hell, gemütlich, lecker
Um eine andere Versorgung müssen sich nun weder Mitarbeiter noch Patienten, Angehörige und Besucher Sorgen machen: die kulinarische. Am Montag wurde die neue Cafeteria über zwei Etagen eröffnet, die modern und gemütlich erscheint und mit einem vielseitigen Angebot von warm bis kalt aufwartet – ein Gewinn vor allem für die Mitarbeiter, die ihr Bistro bisher in einem wenig behaglichen Kellerraum hatten. „Wir haben architektonische Elemente aus dem Stadtviertel in die Gestaltung aufgenommen“, sagt Robert Arnold, Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhaus Service gGmbH (eks), die das Café betreibt. „Überhaupt wollen wir unsere Rolle im Haareneschviertel weiter hervorheben. Das Krankenhaus bildet den Mittelpunkt dieses Viertels, und auch das Café soll mehr denn je eine Anlaufstelle auch für unsere Nachbarn sein“, so Kristina Minder. Geöffnet hat das Café montags bis freitags von 6.45 bis 19 Uhr, an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 7.45 bis 19 Uhr.