Experten schlagen Alarm – Krankenhausfinanzierung gefährdet die Versorgung auf dem Land

Bayreuth. Eine auskömmliche finanzielle Ausstattung der Krankenhäuser ist zunehmend eine Herausforderung für Träger und Kommunen. Auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert erörterten Mitte Januar die Spitzen der Kliniken Bayreuth und Forchheim die sich stetig zuspitzende Situation der wohnortnahen Krankenversorgung.

Dietmar Pawlik, Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH, Sven Oelkers, Direktor des Klinikums Forchheim Fränkische Schweiz, und Dr. Judith Neglein, leitende Oberärztin an der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin des Klinikums Forchheim betonten, dass die Inflation, gestiegene Personal- und Sachkosten zu verminderten Einnahmen führen. Besonders besorgniserregend sei der Wegfall von Ausgleichszahlungen nach der Coronapandemie sowie die Absenkung von Zahlungen der Länder für vorgehaltene stationäre Betten.

Dr. Judith Neglein erklärte, dass die Krankenhauslandschaft durch massive Überregulierung und übertriebene Dokumentationspflichten erstickt werde. Diese führen dazu, dass ärztliche und pflegerische Tätigkeiten zunehmend aus einer exzessiven Dokumentation statt aus der unmittelbaren Patientenversorgung bestehen.

Ein weiterer alarmierender Aspekt ist das Entlassmanagement, führte Sven Oelkers aus. „Oftmals scheitert eine Entlassung, da eine häusliche Pflege nicht möglich ist und Kurzzeitpflegeplätze rar sind. Dies führt zu zusätzlichen Kosten für die Krankenhäuser, die von den Kassen fehlerhaft als „falsch abgerechnet“ dargestellt werden.“

Herr Pawlik warnte vehement davor, dass die geplante Krankenhausstrukturreform zu einem unkontrollierten Kollaps zahlreicher Krankenhäuser führen würde. „Dies hätte zur Folge, dass ländliche Gebiete unterversorgt wären.“

Als Lösungsansätze wurden folgende Vorschläge gemacht:
Eine realistische Planung für den Bedarf an stationären Betten und die Festlegung erforderlicher Standorte, eine Reduktion der massiven Überregulierung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen sowie eine Öffnung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) für Krankenhäuser in Regionen mit fachärztlicher Unterversorgung.

Zudem wurde über eine öffentliche Diskussion über die „end of life“ Therapie gesprochen, da zahlreiche Studien zeigen, dass hightech Therapien von vielen Senioren abgelehnt werden.

„Insgesamt zeigen diese Diskussionen, dass die Krankenhausfinanzierung dringend überdacht werden muss, da die aktuellen Regelungen die Kosten erhöhen, ohne wirkliche Effizienzsteigerungen zu bewirken. Der unkontrollierte Kollaps von Krankenhäusern bedroht die medizinische Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Dies erfordert dringende Maßnahmen seitens der Politik, um die drohende Versorgungskrise abzuwenden“, so Frau Dr. Launert. Sie wird die Anregungen mit nach Berlin nehmen und weiter mit den örtlichen Ansprechpartnern in Verbindung stehen.