Frauen wollen Spitzenposten im Gesundheitswesen |
Im Oktober wurde Professor Lars Schaade als neuer Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) berufen, beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) übernahm Professor Stefan Vieths im Dezember die kommissarische Leitung nach dem Ausscheiden von Professor Klaus Cichutek. Johannes Nießen wurde im Oktober zum Errichtungsbeauftragten des neuen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) ernannt. Und bei der Gematik wurde Florian Hartge zum Jahreswechsel Interimsgeschäftsführer nach dem Ausscheiden von Markus Leyck Dieken.
»Keine der Leitungspositionen ging an eine Frau. Damit stehen inzwischen alle Bundesoberbehörden unter männlicher Führung«, kritisieren der Runde Tisch »Frauen im Gesundheitswesen« anlässlich des morgigen Internationalen Frauentages. »Wenngleich die Kompetenz der Berufenen nicht in Frage zu stellen ist, darf bezweifelt werden, dass es nicht geeignete weibliche Kandidatinnen gegeben hätte.« Der Zusammenschluss mehrerer Initiativen und Verbände, die sich für eine stärkere Repräsentation von Frauen in Spitzenämtern engagieren, fordert eine Quote bei der Besetzung von Führungspositionen im Gesundheitswesen.
Der Runde Tisch warnt davor, gerade in der kritischen Phase des Auf- und Umbaus von Organisationen auf die weibliche Perspektive zu verzichten. »In einem System, das ganz maßgeblich von Frauen getragen wird, müssen anstehende Entscheidungen auch maßgeblich von ihnen mitgestaltet werden können. Deshalb ist es wichtig und überdies zeitgemäß, eine paritätische Teilhabe von Frauen an diesen Prozessen zu gewährleisten«, so die Forderung.
Mit Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre zieht der Runde Tisch eine gemischte Bilanz: Immerhin sei die Zahl der Frauen in den Chefetagen des Gesundheitswesens deutlich gestiegen. Mittlerweile seien zum Beispiel in den Vorständen der zehn größten Krankenkassen acht Frauen vertreten. 2019 waren es nur zwei.
Eine ähnliche Entwicklung beobachtet der Runde Tisch bei den Kassenärztlichen Vereinigungen und deren Bundesorganisationen sowie bei den Zahnärzten. Dies sei allerdings den gesetzlich verankerten Quoten zu verdanken. »Dort, wo es keine Quote gibt, zum Beispiel in den Kammern, sieht es schlechter aus«, monieren die »Frauen im Gesundheitswesen«. Da sei noch viel »Luft nach oben«.