Der WochenkommentarEndlose Verhandlungen - Ungewissheit kann Haller Krankenhaus zermürben

Noch immer gibt es keine Entscheidung darüber, ob Geburtshilfe und Gynäkologie im Haller Klinikum erhalten bleiben. Der zähe Entscheidungsprozess ist eine Gefahr. Worauf es jetzt ankommt.

Marc Uthmann

Das Haller Krankenhaus muss derzeit um den Erhalt von zwei Abteilungen kämpfen. Die nun schon seit Monaten andauernde Ungewissheit kann dabei auch zermürbend wirken. - © Nicole Donath
Das Haller Krankenhaus muss derzeit um den Erhalt von zwei Abteilungen kämpfen. Die nun schon seit Monaten andauernde Ungewissheit kann dabei auch zermürbend wirken. © Nicole Donath

Im Nachhinein könnte man jetzt sagen: Wären diese Verhandlungsergebnisse mal bloß nicht an die Öffentlichkeit gekommen. Dann hätte es bislang gar keine Unruhe rund um das Haller Krankenhaus geben können. Solche Stimmen wurden im vergangenen Juni durchaus laut, als das HK über das vorläufige Scheitern der Gespräche zwischen Krankenkassen und Klinikum Bielefeld berichtet hatte.

Denn acht Monate später sind vor allem die Mitarbeitenden in den Bereichen Gynäkologie und Geburtshilfe so schlau wie zuvor. Fest steht: Die Kassen wollen die beiden Belegabteilungen dicht machen. Das Klinikum, in dessen Verbund das Haller Krankenhaus organisiert ist, wehrt sich dagegen. Und die Ärzte und Hebammen, über deren Köpfe ja gerade verhandelt wird, verstehen die Welt nicht mehr. Weil sie eben keine klassischen Hauptabteilungen im Haus bilden, sondern als Selbstständige Betten belegen. Und nach Angaben des Klinikums funktioniert dieses System profitabel.

Da fragt man sich natürlich, warum diese Botschaft auch nach Monaten noch nicht zu den Kassen, nach Detmold oder Düsseldorf durchgedrungen zu sein scheint. Aber vielleicht ist sie das ja - doch jetzt ist die mächtige Bürokratie-Maschine erst richtig angelaufen. Und aus ihr gibt es kein Entrinnen. Die Bezirksregierung und letztlich das NRW-Gesundheitsministerium sind nicht nur gefordert, den gordischen Knoten zu durchschlagen, sondern zugleich noch ein Gesamtkonzept für die medizinische Versorgung zu erarbeiten.

Mitarbeitende in Halle stehen vor monatelanger Unsicherheit

Und so hochformal das klingt, so sind auch die Antworten wie jene der Landesregierung auf die Anfrage der SPD zum Stand der Gespräche. Da wird seitenlang das komplexe Verfahren runtergebetet, ohne Neues zu verraten. Mit einer Ausnahme: Eine Entscheidung wird es wohl erst Ende 2024 geben.

So lange sollen die Mitarbeitenden des Haller Krankenhauses also noch in der bestehenden Unsicherheit weitermachen? Und das zum Beispiel mit zuletzt nur 366 Geburten im Jahr 2023 im Rucksack? Wo die Kassen doch eigentlich 500 Geburten als Untergrenze für den Betrieb eine Geburtsabteilung festgelegt hatten. Eigentlich. Denn so richtig transparent und nachvollziehbar sind die Kriterien dieses sicher hochpolitischen Prozesses tatsächlich nicht.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Natürlich gehörte dieses Thema in die Öffentlichkeit. Anders hätten die Menschen in Halle gar keine Chance gehabt, eine Demo mit mehr als 700 Menschen für den Erhalt der Abteilungen auf die Beine zu stellen. Oder knapp 12.000 Unterschriften dafür zu sammeln. Es war ein starkes Zeichen - auch mit Blick auf bürgerschaftliches Engagement und Zusammenhalt im ländlichen Raum.

Es braucht zeitnah weitere Zeichen für das Krankenhaus

Dort, so sagte es die Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, jüngst im HK-Interview, müsse man sich übrigens auch gar keine Sorgen um die Schließung eines Krankenhauses machen, das betreffe eher urbane Räume mit Überversorgung. Bei diesen Worten werden die ehemaligen Mitarbeitenden der Krankenhäuser in Werther, Versmold und Dissen bitter auflachen. Und oft hat es mit dem Abbau einzelner Abteilungen begonnen ...

Die Gefahr wurde erkannt, die Zeichen sind gesetzt - doch jetzt wird es vermutlich noch Monate dauern, bis über die beiden Abteilungen des Haller Krankenhauses endlich entschieden wird. Hält der Rückenwind der Proteste aus dem vergangenen Jahr wirklich so lange an? Oder muss es jetzt darum gehen, weitere Zeichen für das Haller Krankenhaus zu setzen? In jedem Fall brauchen die Mitarbeitenden jede Unterstützung: Denn irgendwann kann das Arbeiten mit ungeklärter Perspektive auch zermürbend wirken.