Krankenhausreformen
Debatte um Lauterbach: Defizit würde auch Regensburger Uni-Klinik hart treffen

08.03.2024 | Stand 08.03.2024, 19:10 Uhr

Nicht nur kirchliche Träger können etwaige Defizite ihrer Krankenhäuser schwer verkraften, sagt der Ärztliche Direktor des Regensburger Uni-Klinikums, Oliver Kölbl. Sein Haus müsste im Zweifel einen Kredit von der Bank holen. Foto: Tino Lex

Geplante Reformen im Gesundheitswesen schlagen in der Oberpfalz weiter hohe Wellen. Nun bezieht auch der Ärztliche Direktor des Regensburger Uni-Klinikums, Oliver Kölbl, Position:

Nach der Protest-Pressekonferenz eines Führungstrios aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) meldete sich am Freitag der Ärztliche Direktor des Regensburger Universitätsklinikums, Oliver Kölbl, zu Wort: In einem Punkt kommt von ihm Widerspruch. Nicht nur kirchliche Träger, sondern auch staatliche Uni-Klinika trifft der Ausgleich von speziell durch Inflation und Tarifsteigerungen verursachten Defiziten nach seinen Worten hart. Defizite würden auch in seinem Haus nicht durch Steuergelder ausgeglichen, korrigiert er Äußerungen des Geschäftsführers der „Barmherzigen“, Andreas Kestler. „Dies ist – ich muss es leider sagen – komplett falsch.“

Ein Minus müsste als Verlustvortrag in der Bilanz verbucht werden. Bei Liquiditätsengpässen erhielten Klinika gegebenenfalls die Berechtigung, Kredite bei Banken aufzunehmen. Zinszahlungen und Tilgung der Kredite seien dann selbstständig zu leisten. „Finanzielle Unterstützung durch den Freistaat oder Steuergelder gibt es nicht.“

Großen Rückhalt signalisiert Kölbl jedoch bei der Kritik der „Barmherzigen“ an geplanten Reformschritten im Gesundheitssystem – bereits am 22. März könnte etwa das neue Krankenhaustransparenzgesetz den Bundesrat passieren. „Alles, was wir bislang von den Gesetzesinitiativen wissen, wird eher dazu führen, dass die ohnehin schon sehr unter der Dokumentationslast stöhnende Medizin weiter bürokratisiert wird, und zwar nicht zum Vorteil der Patientinnen und Patienten.“

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Korrekturen dürfen nach Kölbls Worten nur wohlüberlegt und ohne falschen Zeitdruck erfolgen. „Für die Umsetzung einer solchen Reform sollte man eher zehn als zwei oder drei Jahre einplanen.“ Sinnvolle Maßnahmen dürften nicht durch parteipolitische Überlegungen oder Wahlperioden beeinflusst werden. Der Ruf nach immer mehr Geld ist für ihn dabei „zumindest mittelfristig der falsche Ansatz“. Schon jetzt leiste sich Deutschland eines der teuersten Gesundheitssysteme europaweit. „Trotzdem leben wir Deutsche nicht am längsten und scheinen auch sonst nicht die Gesündesten zu sein.“ Einschnitte seien unausweichlich. Der Politik wie auch der gesamten Gesellschaft fehle es aber leider am nötigen Mut, das umgreifende Projekt anzupacken.