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Heimig: "Wir werden einen Grouper vorlegen und der wird zerrissen"

  • Krankenhausreform
Heimig: "Wir werden einen Grouper vorlegen und der wird zerrissen"
Frank Heimig © Regina Sablotny

Frank Heimig muss mehr als 1.300 Fallpauschalen auf 65 Leistungsgruppen aufteilen, die dann mit der Vorhaltepauschale erlösrelevant werden. Es ist ein Himmelfahrtskommando, das Heimig aber mit Fassung übernimmt.

Das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) hat die Aufgabe, alle Fallpauschalen den Leistungsgruppen zuzuordnen. Der dafür benötigte Leistungsgruppen-Grouper soll Basis für die Einteilung der Kliniken in Level (Versorgungsstufen) sein – er ist aber auch entscheidend für die Berechnung der Vorhaltepauschalen. Der Grouper soll Ende September fertig sein. Ein Knackpunkt des Auftrags: Wichtige Datenlieferungen müssen erst noch per Gesetz beschlossen werden – und die Definition für einige der 65 Leistungsgruppen ist unzureichend. Das Krankenhaustransparenz (KHTG) mit den entsprechenden Aufträgen soll morgen (zwischen 10 und 11 Uhr) im Bundesrat beschlossen werden. „Ich gehe davon aus, dass das KHTG morgen kommt, dass hat man mir schon vor Monaten versprochen“, witzelte InEK-Chef Frank Heimig auf dem DRG-Forum. Das Gesetz regelt den Umfang der § 21-Daten, die ans InEK geliefert werden und die Lieferhäufigkeit dieser Daten, außerdem beinhaltet es den Auftrag für den Leistungsgruppen-Grouper.

Weil der Grouper aber im Gesetz nur grob skizziert ist, wartet ein brutaler Job auf Heimig und seine Mannschaft. Konkret muss Heimig mit seinem Team jeden Krankenhausfall – und nicht immer nur die Hauptdiagnose, sondern auch spezifische Diagnose-Kombinationen – einer der Leistungsgruppen zuweisen. Die Leistungsgruppen haben „scheingenaue Namen“, moniert Heimig, man könne sich nur ungefähr denken, „was wo reingehöre“.  Aber dass er bis zur September-Frist ein zufriedenstellendes System abliefern kann, bezweifelt er. „Wir werden wahrscheinlich einen Grouper vorlegen, der dann zerrissen wird und wenn wir dürfen, machen wir weiter“, so Heimig demütig.

„NRW-Vorlage hilft nur bedingt“

Heimig machte einige anschauliche Beispiele. So sei die Zuordnung zur Intensivmedizin allein deshalb problematisch, weil sie in einigen Häusern in der Kardiologie aufgeht – oder in anderen Abteilungen. In vielen Konstellationen dürfte eine vielfache Differenzierung anhand von Abrechnungsdaten notwendig sein, resümierte Heimig. Es gebe komplexe Krankenhausfälle, für die mehrere Leistungsgruppen vorstellbar sind. Ein Patient in der Pneumologie etwa, der mit einer Gesamtverweildauer von acht Tagen fünf Tage auf der Intensivstation lag und mit 185 Punkten nach TISS/SAPS kodiert wird, sei schwer einer Leistungsgruppe zuzuordnen. Fälle wie diese sind laut Heimig häufig. Noch schwieriger sei die Zuordnung zur Notfallmedizin, einer Leistungsgruppe, der noch keine Definition zu Grunde liegt. "Diese Leistungsgruppe bereitet mir am meisten Bauchschmerzen – da müssen wir uns noch was überlegen“, meinte Heimig.  „Die Hierarchie des NRW-Leistungsgruppensystems ist bei dieser Entscheidungsfindung leider nicht hilfreich“, so Heimig weiter. „Wir sind dankbar, aber die NRW-Vorlage löst nicht unsere Fragestellung.“

Diener zweier Herren

Heimig verwies auf die Schwierigkeit, dass die Leistungsgruppen zwei Systemen dienen, die sich gerade parallel entwickeln: einem Finanzierungs- und einem Planungssystem. Würde man nur ein Vorhaltepauschale entwickeln, wäre das einigermaßen machbar, bemerkte der InEK-Chef. Die Strukturvorgaben einzupreisen, sei allerdings eine andere Sache. Hier sollten eigentlich die Fachgesellschaften zuarbeiten. Doch die unklare Gemengelage habe das Engagement der Fachgesellschaften gebremst, wie Heimig erläutert: „Anfangs haben sie uns noch Vorschläge gesendet." Mittlerweile hätten die meisten Fachgesellschaften Berater und die raten: „Solange ihr noch nicht wisst, was kommt, sagt denen nichts!“   

Schlüsselrolle im Systemwechsel

Heimig und sein Institut spielen eine Schlüsselrolle in der Kreation des neuen Finanzierungssystems. Gleichzeitig ist das Institut abhängig von ausstehenden politischen Entscheidungen. Der Institutschef soll Auskunft zum Arbeitsstand geben, steht aber auch unter Schweigeplficht. Auf dem Podium des DRG-Forums erklärte Urgestein Heimig, was dieses Szenario auch für ihn persönlich bedeutet: „Ich gehe heute nicht zur Abendveranstaltung, weil ich nicht hundert Mal die Frage beantworten will, wann der Grouper fertig ist... und im schlimmsten Fall trinke ich zwei Gläser Wein und sage dann mehr, als ich darf.“ 

Autor

 Jens Mau

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