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Wiedereinführung der Monistik - veraltete Idee für eine neue Zeit

Wiedereinführung der Monistik - veraltete Idee für eine neue Zeit (Katholischer Krankenhausverband Deutschlands).



Vor dem Hintergrund des notwendigen Strukturwandels der Krankenhauslandschaft in Deutschland wird in diesen Tagen (wieder einmal) intensiv über die passende Finanzierungsform für das Krankenhauswesen debattiert. Der vermeintliche Königsweg ist schnell gefunden:
die Ökonomen von PwC etwa oder die Sachverständigenräte fordern die Abschaffung des Dualen Finanzierungssystems und die Einführung der Monistik. Die Krankenkassen übernehmen damit allein die Finanzierung der Betriebs- und Investitionskosten der Krankenhäuser und
sind damit zugleich die verantwortliche und planende Instanz der regionalen Gesundheitsversorgung. Wie dies dann aussieht, hat der Vorstandsvorsitzende der AOK Martin Litsch über den Jahreswechsel bereits kundgetan: ein Viertel der 1.900 Kliniken seien überflüssig.
Also die Häuser schließen, Zentralisierung und Spezialisierung vorantreiben – Problem gelöst. Alles ganz einfach, weil aus einer (Kassen-)Hand vollzogen.

Auch wenn die Diskussion um die Zukunft der Krankenhäuser zugegebenermaßen seit
Jahren immer wieder neue Kreise dreht, kann die Lösung der komplexen
Problemlage heute nicht darin liegen die Forderung nach Wiedereinführung der
Monistik aus der Schublade zu ziehen. Denn gerade die monistische
Finanzierungsform führte doch schon Mitte der 1960er Jahre landesweit zu
Versorgungsengpässen und wachsenden Defiziten der Krankenhäuser durch die
Unterfinanzierung seitens der Krankenkassen und bereitete den politisch
Verantwortlichen beträchtliche Kopfschmerzen. Die Lösung wurde 1972 in der
Einführung der Dualen Krankenhausfinanzierung gesehen. Damit sollte eine
„dauerhafte wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser“ erreicht werden –
gewährleistet durch die Unterstützung der Länder. Zwar stehen wir aufgrund der
finanziellen Belastungen durch den demografischen Wandel, steigenden
Behandlungskosten und fehlender Investitionsmittel der Länder heute wieder vor
ähnlichen Herausforderungen, allerdings ist die Verantwortlichkeit sehr klar:
die medizinische Daseinsvorsorge ist eine staatliche Aufgabe.

Hieran nun zu rütteln, wäre gerade in der heutigen Zeit gesellschaftlicher
Umbrüche ein fatales Signal. Menschen suchen nach Halt und Identifikation, sie
haben Angst, abgehängt zu werden oder ungleiche Lebensbedingungen akzeptieren
zu müssen. Auch wenn manche Ängste diffus sind, so muss Politik sie doch ernst
nehmen. Bürgerinnen und Bürger müssen darauf vertrauen können, dass
Entscheidungen über wichtige Fragen der Daseinsvorsorge politisch verantwortet
bleiben. Zu Recht hat daher Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat im Oktober
des vergangenen Jahres in einem Gastbeitrag im Tagesspiegel betont, dass sich
die Menschen „zu Hause“ fühlen müssen. Und dazu gehören die Dinge, die Heimat
bedeuten: „vom Bäcker über die Schule, das Krankenhaus, das Volksfest bis zum
Pfarrer.“ Es wäre eine Bankrotterklärung der Politik, diese zentrale
Verantwortung auszulagern.

Die Frage, wie vorhandene Überkapazitäten abgebaut werden und wie bzw. wo
Zentren gebildet werden können, darf daher nicht an den Köpfen der Menschen
vorbei geschehen. Die Kostenoptimierungsgesichtspunkte aus Kassenperspektive
dürfen hier nicht zum entscheidenden Maßstab werden. Dass Veränderungen
notwendig sind, ist klar. Dagegen darf sich kein Akteur pauschal verwehren.
Auch muss das Konnexitätsprinzip gewahrt bleiben: wer bestellt bzw. plant,
bezahlt. Daher ist es umso notwendiger, dass die Bundesländer nach Jahren der
sinkenden Investitionstätigkeit ihre Verantwortung anerkennen und zumindest
teilweise die Mittel anheben, wie zuletzt in Bayern, Berlin, Baden-Württemberg
oder Nordrhein-Westfalen. Schlussendlich braucht es aber eine gesellschaftliche
Debatte, über die Kosten und den Wert einer funktionierenden Grundversorgung
(auch in besonderen Situationen, wie z.B. in der Notfallversorgung oder der
starken Grippewellen des vergangenen Winters). Nur so bleibt die Akzeptanz des
Systems gewährleistet. Die seit September 2018 existente
Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Sektorenübergreifende Versorgung“ unter Leitung des
Gesundheitsministers wäre aktuell genau die richtige politische Plattform, um
sich diesen Fragestellungen intensiv zu widmen und Lösungen auszuhandeln.
Hoffentlich nehmen die Bund-Länder-Akteure diese Herausforderung an. Die
einfache Rückbesinnung auf die Monistik wird uns jedenfalls nicht den Weg für
eine zukunftsfähige Krankenhausversorgung bahnen.

Quelle: Katholischer Krankenhausverband Deutschlands, 08.01.2019

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