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Bertelsmann-Studie sei theoretisches Planspiel, das die Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen behindert

Bertelsmann-Studie sei theoretisches Planspiel, das die Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen behindert (Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft).



Die Bertelsmann-Studie fordert letztlich eine Zerschlagung der bisherigen Versorgungsstrukturen und schürt damit Ängste in der Bevölkerung. Dabei stehen zweifelhafte Annahmen im Vordergrund und nicht die tatsächliche
Versorgungsrealität. Die notwendige Anpassung der Versorgungsstrukturen wird
dadurch behindert“, kritisiert der Vorstandsvorsitzende der
Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Detlef Piepenburg. Die
Studie sehe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhäuser als
Verfügungsmasse, die wie Spielfiguren beliebig versetzt werden könnten. Sie
blende die Bedürfnisse der Menschen in den Städten und den ländlichen Regionen
aus und ignoriere schlicht die Realität der Versorgung. „Das ist bestenfalls
ein theoretisches Planspiel ohne Bezug zur Versorgungswirklichkeit“, ergänzt
Piepenburg.

„Die Tatsache, dass es Konzentrationen im Kliniksektor braucht und auch gibt
ist alles andere als neu. Der Strukturwandel in der baden-württembergischen
Krankenhauslandschaft ist seit vielen Jahren voll im Gange“, unterstreicht der
Vorstandsvorsitzende, der gleichzeitig Landrat des Kreises Heilbronn ist.
Baden-Württemberg habe in Deutschland schon jetzt die geringste Bettendichte je
100.000 Einwohner und die Diskussionen um weitere Optimierungen der
Versorgungstruktur würden an vielen Stellen im Land in großer Verantwortung der
Akteure geführt. Aktuell beispielsweise im Ortenaukreis, im Zollernalbkreis, in
Künzelsau, in Lörrach und in Bad Säckingen. „Wichtig ist dabei, dass in einer
älter werdenden Gesellschaft die flächendeckende Versorgung gewährleistet
bleibt und die Menschen mitgenommen werden“, so Piepenburg.

„Wer schon mal ein Krankenhaus geschlossen hat, weiß, was das für die
Bevölkerung bedeutet“, so Piepenburg weiter. Da gehe es darum, die Versorgung
der Menschen, ihr Sicherheitsgefühl und viele Emotionen ernst zu nehmen und
nach tragfähigen, qualitätsorientierten Lösungen zu suchen.

Die Annahmen, die der Bertelsmann-Studie zu Grunde liegen, seien allerdings
zweifelhaft. So sei die Behauptung, dass die Versorgung immer besser werde, je
größer ein Krankenhaus ist, nicht richtig.

Unrealistisch sei es auch anzunehmen, dass sich die Pflegekräfte und Ärzte
einfach beliebig versetzen ließen. Ganz ausgeblendet werde, dass der ambulante
Sektor gar nicht in der Ausprägung vorhanden ist, was Voraussetzung für einen
solchen Wandel wäre. „Ein großer Mangel der Studie ist, dass das Thema der
Kosten einer derartigen Umstellung schlicht ausblendet wird. Diese könnten sich
bundesweit leicht auf 100 Mrd. Euro summieren“, betont der
Vorstandsvorsitzende.

„Wichtig ist es, zu einer sachlichen Diskussion des Strukturwandels
zurückzukehren“, so Piepenburg. Hierzu könnte die Studie einen Beitrag leisten,
wenn Sie vollständig wahrgenommen würde. So heißt es auf S. 84:

„Allerdings sprechen die o. a. betriebswirtschaftlichen Erwägungen nicht nur
dafür, Mindestgrößen von Krankenhausstandorten im Planungsprozess zu
berücksichtigen, sondern auch dafür, keine Maximierung von Krankenhausgrößen
anzustreben (negative Skaleneffekte). Sofern ein entsprechend breites und
spezialisiertes Angebot qualitativ hochwertig auch mit geringeren
Krankenhausgrößen sichergestellt werden kann, legen ökonomische,
stadtplanerische und sicherheitspolitische Argumente (Stichworte: Redundanz und
Ausfallsicherheit, z. B. wenn Abteilungen aufgrund von Keimbesiedlung oder
Stromausfall temporär geschlossen werden müssen) nahe, die Versorgung optimal
zu dezentralisieren und deren Kapazitäten auf mehrere Standorte in räumlicher
Nähe aufzuteilen. Auch kartellrechtliche Gründe und ein ggf. erwünschter
Wettbewerb zwischen Krankenhäusern innerhalb eines regionalen Marktes sprechen
für eine solche Dezentralisierung.

Quelle: Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft, 15.07.2019

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