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BWKG-Indikator 1/2019

BWKG-Indikator 1/2019 - Unterfinanzierung und Fachkräftemangel bleiben Hauptprobleme (Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg).



Piepenburg: Neue Pflegeausbildung muss Erfolg werden Die Ergebnisse des aktuellen BWKG-Indikators zeigen erneut eine Verschärfung der Probleme der Krankenhäuser, Reha-Kliniken und Pflegeeinrichtungen
im Land: Unterfinanzierung und Fachkräftemangel sind und bleiben die Hauptprobleme“, so der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Detlef
Piepenburg, zur aktuellen Indikator-Umfrage, die vor wenigen Tagen abgeschlossen worden ist. Dabei werden die Geschäftsführer der BWKG-Mitgliedseinrichtungen halbjährlich zu ihrer Einschätzung der
wirtschaftlichen Situation und zur Gewinnung von Fachkräften befragt.

Nach den Ergebnissen des BWKG-Indikators 1/2019 haben 44 % der Krankenhäuser,
41 % der Reha-Kliniken und 31 % der Pflegeeinrichtungen das Jahr 2018 mit roten
Zahlen abgeschlossen. „Diese Zahlen belegen einmal mehr, dass hier nach wie vor
großer Handlungsbedarf besteht“, unterstreicht der BWKG-Vorstandsvorsitzende,
der auch Landrat des Kreises Heilbronn ist. Auch der wachsende Fachkräftemangel
werde in den Ergebnissen mehr als deutlich: Rund 75 % der Krankenhäuser und 80
% der Reha-Kliniken haben Schwierigkeiten, freie Stellen im Ärztlichen Dienst
neu zu besetzen. 85 % der Krankenhäuser, 84 % der Reha-Kliniken und 86 % der
Pflegeeinrichtungen haben Probleme, freie Stellen bei den Pflegefachkräften zu
besetzen.

„Ein deutliches Warnsignal ist, dass mehr als die Hälfte der
Altenpflegeeinrichtungen ab dem kommenden Jahr mit einer rückläufigen Zahl von
Pflege-Auszubildenden rechnen“, kommentiert Piepenburg ein weiteres Ergebnis
aus der aktuellen BWKG-Indikator-Umfrage. Auf die Frage, wie sich die Zahl die
Auszubildenden mit Blick auf die neue Pflegeausbildung entwickeln wird, haben
die Geschäftsführer der Altenpflegeeinrichtungen wie folgt geantwortet: Nur in
3,1 % der Einrichtungen soll die Zahl der Auszubildenden in der Pflege steigen.
In 51,5 % der Altenpflegeeinrichtungen wird damit gerechnet, dass die Zahl
ihrer Auszubildenden sogar sinkt.

„Auch in Zukunft müssen in der Pflege mindestens so viele junge Menschen
ausgebildet werden wie bisher“, fordert Piepenburg. „Eigentlich brauchen wir
sogar mehr: Wegen der demografischen Veränderung werden auch mehr Pflegekräfte
benötigt, denn die Zahl der Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, wird
steigen“, betont Piepenburg. Um die damit verbundenen Finanzströme abzuwickeln,
sei der Ausbildungsfonds Baden-Württemberg (AFBW) gegründet worden. Zudem sei
es vor wenigen Tagen gelungen, die landesweiten Pauschalvergütungen für die
Schulen und die Praxisausbildung zu vereinbaren. Probleme gebe es aber noch bei
den Praxisanleitern, den Einsatzorten für die Ausbildung und der Suche nach
geeigneten Kooperationspartnern.

„Was wir brauchen ist Augenmaß und Pragmatismus in der Umsetzung der neuen
gesetzlichen Anforderungen“, so der Vorstandsvorsitzende. Wenn einem ambulanten
Dienst noch eine Praxisanleiterin oder ein Praxisanleiter fehlt, muss es
möglich sein, sich eine solche Fachkraft aus einem Krankenhaus auszuleihen.
Wenn die Praxisplätze in den Kinderkliniken voll sind, muss es möglich sein,
die Auszubildenden zu niedergelassenen Kinderärzten zu schicken. Daran müssten
alle Beteiligten mitarbeiten.

44 % der Krankenhäuser haben nach dem Ergebnis des BWKG-Indikators 1/2019 das
Jahr 2018 mit roten Zahlen abgeschlossen. „Die Krankenhäuser im Land leiden
nach wie vor darunter, dass strukturelle Kostenunterschiede zwischen den
Bundesländern im deutschen Krankenhausfinanzierungssystem weitgehend
unberücksichtigt bleiben“, betont Piepenburg. Dass die neu geschaffenen
Pflegestellen vollständig finanziert werden sollen, entspreche einer
langjährigen Forderung der BWKG. Die ebenso vorgesehene volle Finanzierung der
Tarifsteigerungen sei wichtig, damit die Defizite nicht noch größer werden.
Unverständlich sei aber, warum die volle Finanzierungszusage nur für die Pflege
und nicht für alle Berufsgruppen gelten soll. Das Geld dafür sei vorhanden.
Schließlich führten überdurchschnittlich hohe Löhne der Versicherten in
Baden-Württemberg auch zu überdurchschnittlich hohen Einnahmen der
Krankenversicherung.

Auch die wirtschaftliche Situation der Reha-Kliniken ist nach wie vor
problematisch. 41 % der Reha-Einrichtungen haben 2018 rote Zahlen geschrieben.
„Der Anspruch der Reha-Einrichtungen auf eine leistungsgerechte Vergütung muss
endlich im Gesetz verankert werden“, fordert Piepenburg. Damit müsse
sichergestellt werden, dass die Kliniken ihre Investitionskosten und auch
regional überdurchschnittliche Lohnkosten bei wirtschaftlicher Geschäftsführung
finanzieren können. Es sei enttäuschend, dass die immer wieder angekündigten
gesetzlichen Verbesserungen für die medizinische Rehabilitation weiter auf sich
warten lassen. Dabei ist sie ein ganz wichtiger Eckpfeiler einer modernen
Gesundheitsversorgung. Und trotz der anerkannt positiven Wirkung wird die
Rehabilitation nach wie vor vernachlässigt. Ganz aktuell werden Reha-Kliniken
nicht als Ausbilder für den neuen Pflegeberuf vorgesehen und eine volle
Finanzierung der Pflegefachkräfte ist auch nicht sichergestellt.

31 % der Pflegeeinrichtungen im Land haben das Jahr 2018 mit roten Zahlen
abgeschlossen. „Damit ist die Situation der Altenpflegeeinrichtungen zwar
besser als die der Krankenhäuser und Reha-Kliniken“, so Piepenburg. Die
finanzielle Situation habe sich aber seit 2016 deutlich verschlechtert. Damals
hatten nur 22 % rote Zahlen geschrieben. Grund für die Verschlechterung der
Situation sei vor allem, dass die Altenpflegeeinrichtungen nicht alle Plätze
belegen können, da sie das dafür notwendige Fachpersonal nicht haben.
Eigentlich sollen in den Pflegeeinrichtungen mit dem
Pflegepersonalstärkungsgesetz 13.000 neue Stellen geschaffen werden. Hierfür
finden die Einrichtungen aber kaum Personal und wenn doch, wird die
Finanzierung bislang praktisch nicht übernommen.

Bei der Umfrage zum BWKG-Indikator befragt die BWKG die Geschäftsführer der
Mitgliedseinrichtungen (Krankenhäuser, Reha-Kliniken und Pflegeeinrichtungen in
Baden-Württemberg) halbjährlich zu ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen
Situation und der Arbeitsmarktentwicklung. Das Ergebnis des BWKG-Indikators
1/2019 ist als Anlage beigefügt.

Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft e.V. (BWKG) ist ein
Zusammenschluss von 456 Trägern mit 203 Krankenhäuser, 130 Vorsorge- und
Rehabilitationseinrichtungen sowie 616 Pflegeeinrichtungen (davon 92 ambulante
Pflegedienste und 42 Einrichtungen der Behindertenhilfe) die über insgesamt
116.844 Betten/Plätze sowie ambulante Behandlungskapazitäten verfügen. Die
Einrichtungen beschäftigen über 190.000 Mitarbeiter. Die BWKG wurde 1953 von
den vier regionalen Krankenhausverbänden und –arbeitsgemeinschaften gegründet,
die es damals auf dem Gebiet des heutigen Landes Baden-Württemberg gab. Sie
steht Einrichtungen unabhängig von deren Rechtsform und Trägerstruktur offen.
Die Mitgliedschaft ist freiwillig.

Quelle: Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg, 10.07.2019

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