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Geriatriespezifische Versorgungsstrukturen auch zukünftig notwendig

Geriatriespezifische Versorgungsstrukturen auch zukünftig notwendig (Bundesverband Geriatrie).



Viel Aufsehen erhält derzeit eine Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zur Krankenhausversorgung. Die Studie kommt zu dem Schluss, die Krankenhaus-Landschaft neu zu strukturieren. Der Bundesverband Geriatrie e.V. (BV Geriatrie) macht deutlich, dass für geriatrische Patienten auch zukünftig
Versorgungsstrukturen bestehen müssen, die auf diese Patientengruppe fachspezifisch ausgerichtet sind. Diese Strukturen müssen die besonderen Versorgungsbedarfe der betagten
beziehungsweise hochbetagten Patienten im medizinisch-therapeutischen sowie
pflegerischen Bereich erfüllen und wohnortnah zur Verfügung stehen. Dies stellt
besondere strukturelle Anforderungen an die jeweiligen Krankenhäuser, sodass
nicht jede Klinik für eine geriatriespezifische Versorgung geeignet ist.

Die vom Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES)
durchgeführte Studie „Zukunftsfähige Krankenhausversorgung“ befasst sich mit
der zukünftigen Ausrichtung und Struktur der Krankenhausversorgung in
Deutschland. Von den derzeit knapp 1400 Krankenhäusern sollten zirka 600
Kliniken erhalten bleiben, heißt es in der kürzlich veröffentlichten
Untersuchung. Die verbleibenden Krankenhäuser könnten dann mehr Personal und
eine bessere Ausstattung erhalten, schreiben die Autoren der Studie. In
verschiedenen Stellungnahmen zu der Studie in den Medien beziehungsweise der
Fachöffentlichkeit wurde unter anderem die Geriatrie (Altersmedizin) als Grund
für eine kritische Bewertung der aufgestellten Forderung angeführt.

Geriatrie Teil der Regelversorgung – und darüber hinaus

Grundsätzlich gehen die Autoren der Studie von dem richtigen Ansatz aus, dass
die Geriatrie ein wichtiger Bestandteil der Regelversorgung ist. Insoweit ist
die klare Positionierung der Wissenschaftler zu begrüßen. Darüber hinaus spielt
die Geriatrie fachlich-inhaltlich jedoch auch im Bereich der Maximalversorgung
sowie der Hochschulmedizin eine wichtige Rolle, die insbesondere vor dem
Hintergrund der demografischen Entwicklung auch zukünftig erhalten bleiben
beziehungsweise weiter ausgebaut werden muss. Dies bildet sich nur unzureichend
in der Studie ab.

Multiprofessionelles Behandlungsteam notwendig

Die Autoren der Studie sehen zudem den Erhalt der Versorgungssicherheit im
Bereich der Altersmedizin als ein wichtiges Kriterium an, was ebenfalls zu
begrüßen ist. Zu beachten ist, dass für eine fach- und bedarfsgerechte
Versorgung geriatrischer Patienten neben einer besonderen baulichen
Infrastruktur insbesondere ein multiprofessionelles Behandlungsteam notwendig
ist, um den komplexen Behandlungsbedarf sachgerecht abdecken zu können. Neben
dem Geriater als ärztlichen Leiter umfasst dieses Behandlungsteam
geriatriespezifisch qualifizierte Therapeuten und Pflegekräfte, die innerhalb
der geriatrischen Fachabteilung eng verzahnt geriatrische Patienten gemeinsam
versorgen. Insoweit bedarf es zur personellen Vorhaltung dieses
geriatriespezifischen Behandlungsteams einer gewissen Größe der geriatrischen
Fachabteilung, sodass eine Versorgung mit zwei oder drei „eingestreuten
Geriatriebetten“ nicht sachgerecht ist.

Gleichwohl muss diese strukturelle Basis auch zukünftig flächendeckend und vor
allem wohnortnah zur Verfügung stehen, um den gesetzlichen Anspruch des
einzelnen Patienten auf eine geriatriespezifische Versorgung bedarfs- und
sachgerecht in der Versorgungspraxis umzusetzen. Gerade für geriatrische
Patienten ist die Wohnortnähe von besonderer Bedeutung. So ist die
Transportfähigkeit unter anderem auf Grund der typischerweise vorliegenden
Multimorbidität zumeist stark eingeschränkt, zudem ist der Erhalt des
unmittelbaren Bezugs zum sozialen Umfeld während des Krankenhausaufenthalts für
diese Patientengruppe von besonderer Bedeutung. Insofern muss nach Ansicht des
BV Geriatrie sehr kritisch hinterfragt werden, ob zur Erreichung dieser
speziellen Versorgungssicherheit zirka 600 Krankenhäuser ausreichen.

Aussagekraft der Studie ist limitiert

Die Studie untersucht die Versorgungsregion Köln/Leverkusen in
Nordrhein-Westfalen und leitet daraus ihre Forderungen ab. Wie der BV Geriatrie
im Weißbuch Geriatrie darlegt, unterscheiden sich der konkrete
Versorgungsbedarf im Bereich der Versorgung geriatrischer Patienten in den
verschiedenen Regionen in Deutschland sehr stark. Insoweit sind „globale“
Aussagen in der Geriatrie äußerst schwierig und es bedarf vielmehr einer
genaueren Betrachtung der verschiedenen Regionen.

Quelle: Bundesverband Geriatrie, 22.07.2019

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