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Vorläufige Finanzergebnisse der Krankenkassen in 2019

Vorläufige Finanzergebnisse der Krankenkassen in 2019 (Pressemitteilung, PDF, 224 kB).



Um ihre Rücklagen abzubauen, haben die gesetzlichen Krankenkassen nach den vorläufigen Finanzergebnissen des Jahres 2019 rund 1,5 Milliarden Euro mehr ausgegeben als sie durch Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten haben. Ihre Finanzreserven beliefen sich Ende 2019 auf rund 19,8 Milliarden Euro. Dies
entspricht im Durchschnitt noch immer knapp einer Monatsausgabe und damit etwa
dem Vierfachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Die aktuellen Zahlen zeigen in die
richtige Richtung: Die Beitragszahler profitieren von niedrigeren
Zusatzbeiträgen, weil Krankenkassen endlich ihre übermäßig hohen Finanzreserven
abbauen. Und gleichzeitig kommen auch die notwendigen Leistungsverbesserungen
bei den Versicherten an.“

Insgesamt stiegen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen im Vergleich zum
Vorjahr um 5,2 Prozent auf 251,9 Mrd. Euro. Die Einnahmen sind im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum bei niedrigeren Zusatzbeiträgen um 3,8 Prozent auf 250,4 Mrd.
Euro gestiegen. Die Zahl der GKV-Versicherten nahm um knapp 0,4 Prozent zu. Bei
der steigenden Veränderungsrate der Ausgaben spiegeln sich auch Mehrausgaben
aus dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz und dem Terminservice- und
Versorgungsgesetz wider, die im Jahr 2019 in Kraft getreten sind.

Im Jahr 2019 lag der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene
Zusatzbeitragssatz bei 1,0 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkte niedriger als
im Jahr 2018. Auch nach dem Jahreswechsel 2019/2020 liegt der erhobene
Zusatzbeitragssatz weiterhin stabil bei 1,0 Prozent, während das BMG den zur
Deckung der laufenden Ausgaben erforderlichen durchschnittlichen
Zusatzbeitragssatz auf 1,1 Prozent festgelegt hatte. Somit blieb für 95 Prozent
der GKV-Mitglieder der bislang von ihrer Krankenkasse erhobene
Zusatzbeitragssatz unverändert. Lediglich einige wenige Krankenkassen haben
ihren Zusatzbeitragssatz angehoben oder gesenkt.

Finanzentwicklung nach Krankenkassenarten
Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass alle Krankenkassenarten mit
Ausnahme der landwirtschaftlichen Krankenkasse im Jahr 2019 ein Defizit
verzeichneten. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) verbuchten ein
leichtes Minus von rund 121 Mio. Euro, die Ersatzkassen ein Defizit von 859
Mio. Euro, die Betriebskrankenkassen (BKKen) ein Defizit von 295 Mio.

Euro, die Innungskrankenkassen (IKKen) ein Defizit von 231 Mio. Euro und die
knappschaftliche Krankenversicherung ein Defizit von 58 Mio. Euro.

Bei Ersatzkassen und IKKen ist das Defizit jeweils weitgehend auf eine große
Krankenkasse mit hohen Finanzreserven zurückzuführen, die den Zusatzbeitrag für
das Jahr 2019 abgesenkt hatte.
Die landwirtschaftliche Krankenversicherung verbuchte einen Überschuss von 49
Millionen Euro.

Ergebnis des Gesundheitsfonds
Der Gesundheitsfonds erzielte im Jahr 2019 einen Überschuss von rund 550 Mio.
Euro. Damit verfügte der Fonds zum Stichtag 15. Januar 2020 über eine
Liquiditätsreserve von rund 10,2 Mrd. Euro.
Über die günstige Entwicklung der Beitragseinnahmen konnte der Gesundheitsfonds
auch im vergangenen Jahr von der positiven Lohn- und Beschäftigungsentwicklung
profitieren. Die der Beitragsbemessung zugrundeliegenden beitragspflichtigen
Einnahmen stiegen im Jahr 2019 um 4,2. Die Zuwächse bei den Beitragseinnahmen
fielen mit einem Anstieg von 3,8 Prozent geringer aus, da der durchschnittliche
Zusatzbeitragssatz im Vergleich zum Jahr 2018 niedriger war.

Veränderungsraten bei den Ausgaben
Die Leistungsausgaben der Krankenkassen stiegen um 5,6 Prozent, die
Verwaltungskosten gingen hingegen um 1,9 Prozent zurück. Bei der Interpretation
der vorläufigen Finanzergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Ausgaben in
einigen Leistungsbereichen noch von Schätzungen und Verpflichtungsbuchungen
geprägt sind, da vollständige Abrechnungsdaten noch nicht vorliegen.

Entwicklungen in den größeren Leistungsbereichen
Die Ausgaben für Krankenhausbehandlung sind im Jahr 2019 um 3,9 Prozent und
damit deutlich stärker gestiegen als in den beiden vorangegangenen Jahren. Die
Krankenhäuser erhielten damit allein von den gesetzlichen Krankenkassen ca. 3
Mrd. Euro mehr als in 2018. Neben den Erhöhungen der Landesbasisfallwerte von
gut 2,6 Prozent haben sich hier auch Verbesserungen aus dem
Pflegepersonal-Stärkungsgesetz ausgewirkt.

Die Arzneimittelausgaben stiegen um 5,6 Prozent. Die Entwicklungen im Bereich
innovativer Arzneimittel spielen auch weiterhin eine zentrale Rolle. Die
Krankenkassen wurden durch deutliche Zuwächse (+11,2 Prozent) bei
Rabattvereinbarungen mit pharmazeutischen Unternehmern entlastet. Hohe
Zuwachsraten von 17,5 Prozent gab es bei den Ausgaben für Schutzimpfungen.

Im Bereich der vertragsärztlichen Vergütung stiegen die Ausgaben um rund 4,0
Prozent. Deutliche Steigerungsraten gab es dabei bei Hochschulambulanzen (+9,5
Prozent) und spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (+15,1 Prozent).

Deutlich überproportional haben sich die Ausgaben für Heilmittel (+15,1
Prozent) entwickelt. Hier gab es in allen Leistungsbereichen
(Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Podologen) zweistellige
Zuwachsraten. Bei Heilmitteln machen sich vor allem die vom Gesetzgeber
schrittweise vorgegebenen Honorarsteigerungen bemerkbar, die zu einer
wesentlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der
Heilmittelerbringer beitragen. Seit Mitte 2019 gibt es hier bundeseinheitliche
Preise auf Basis der jeweils höchsten im Bundesgebiet zwischen Krankenkassen
und Heilmittelerbringern vereinbarten Preise.

Die Ausgabenzuwächse für Krankengeld lagen mit einer in dieser Höhe
unerwarteten Veränderungsrate von 10,1 Prozent in 2019 erstmals seit zehn
Jahren wieder im zweistelligen Bereich.

Der Rückgang der Verwaltungskosten um 1,9 Prozent ist weitgehend auf eine im
Vergleich zum Vorjahr geringere Bildung von Alterungsrückstellungen sowie auf
einen deutlichen Anstieg der von anderen Sozialversicherungsträgern erstatteten
Verwaltungskosten zurückzuführen.

Die endgültigen Finanzergebnisse des Jahres 2019 sowie erste Quartalsdaten für
das Jahr 2020 liegen Mitte Juni vor.

Quelle: Pressemitteilung, 06.03.2020

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