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Deutscher Herzbericht 2020

Deutscher Herzbericht 2020 (Download, PDF, 3,9 MB).



Die Sterblichkeit durch Herzkrankheiten insgesamt ist in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren wieder leicht gestiegen, wohingegen leichte Rückgänge bei Todesfällen durch Herzinfarkt und Herzschwäche zu verzeichnen sind. Die Anstiege zeigen sich bei den Herzklappenerkrankungen mit einer Zunahme um mehr als 1.500 auf 19.757 Sterbefälle (2018) und bei den
Herzrhythmusstörungen um mehr als 800 auf 30.208 (2018) Gestorbene. Die
Herzkrankheit mit der häufigsten Diagnose für eine Krankenhauseinweisung, die
koronare Herzkrankheit (KHK), setzt nach einem Rückgang um über 1.600
Sterbefälle auf insgesamt 123.975 (2018) ihren positiven Trend fort und mit ihr
der Herzinfarkt mit einer Abnahme um rund 760 Sterbefälle auf 46.207 Gestorbene
(2018).

„Dieser Rückgang ist erfreulich und lässt auf eine Verbesserung der ambulanten
und stationären medizinischen Versorgung, verbesserte Präventionsmaßnahmen und
mehr Kenntnisse der Bevölkerung über Herzkrankheiten schließen. Diese
Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die koronare
Herzkrankheit, die Grunderkrankung des Herzinfarkts, jährlich mit fast 626.000
Krankenhausaufnahmen und einer weiterhin hohen Sterblichkeit verbunden ist“,
betont Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, stellvertretender
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, anlässlich der Vorstellung
des Deutschen Herzberichts 2019. Der Herzspezialist sieht dabei eine
Verlagerung der KHK-Sterblichkeit mehr in die erkrankungskritischen älteren
Bevölkerungsanteile bei Männern ab 55 Jahren und älter und bei Frauen ab 70
Jahren und älter: „Über die zweifelsohne erfolgreiche Apparatemedizin hinaus
muss viel mehr in die kardiovaskuläre Vorsorge investiert werden.“ Neben Alter
und Genetik verursachen Risikofaktoren wie Bluthochdruck,
Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Übergewicht die KHK und den
Herzinfarkt. Diese Risikofaktoren sind mit Lebensstiländerungen auch zusätzlich
zur Therapie gut beeinflussbar. „Diesen Hebel müssen wir mit Hilfe von
Präventionsprogrammen noch stärker nutzen. Prävention braucht aber auch mehr
Gewicht in der Politik“, fordert Herzstiftungs-Vorstand Voigtländer.

Die KHK ist in 70 Prozent der Fälle Hauptursache der chronischen Herzschwäche,
die zu mehr als 456.000 Klinikeinweisungen pro Jahr führt und an der jährlich
fast 38.000 Menschen pro Jahr sterben. Trotz aller Fortschritte in der
Herzmedizin sterben in Deutschland immer noch die meisten Menschen an einer
Herzkrankheit (z. B. Herzinfarkt, Herzschwäche, plötzlicher Herztod) oder
Kreislauferkrankung (z. B. Schlaganfall, Bluthochdruck, Lungenembolie). Mit
mehr als 345.274 Sterbefällen allein im Jahr 2018 sind
Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Haupttodesursache in Deutschland eine enorme
Herausforderung für das Gesundheitswesen.

Regionale Sterblichkeitsunterschiede bestehen fort
Daten des Herzberichts dokumentieren die seit Jahren bekannte unterschiedlich
hohe Sterblichkeit an Herzkrankheiten zwischen den Bundesländern. Am
Herzinfarkt zeigt sich: Während die niedrigste Sterbeziffer Schleswig-Holstein
mit 28,5 Gestorbenen pro 100.000 Einwohner (EW), Nordrhein-Westfalen (39) und
Hamburg (44,2) haben, ist die Sterblichkeit am höchsten in Brandenburg (72,2),
Sachsen-Anhalt (69,3), Mecklenburg-Vorpommern (67,7) und Thüringen (64,4).
„Auffällig ist, dass die Sterblichkeits-rate für Herzinfarkt zwischen 2016 und
2018 in allen Bundesländern – mit Ausnahme von Berlin und Thüringen – spürbar
gesenkt werden konnte“, berichtet Voigtländer. „Neben demographischen Aspekten
könnten Verbesserungen in der medizinischen Versorgung, aber auch eine
verbesserte Prävention zu dieser Entwicklung beigetragen haben.“ Regionale
Unterschiede bleiben jedoch bestehen. So haben die östlichen Bundesländer die
höchsten Werte bei den Sterbeziffern für Herzinfarkt und KHK. Welchen Einfluss
Faktoren wie Raucheranteil, Erwerbsstatus, Häufigkeit von Begleit-erkrankungen
wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht für diese Unterschiede haben,
bedarf weiterer Analysen. „Ein wichtiger Baustein zur Bekämpfung der
Herzinfarkt-sterblichkeit auf Landesebene sind Herzinfarkt-register zur
wissenschaftlichen Untersuchung der Infarktversorgung. Das gilt auch für
Anstrengungen von Behörden, Ärztenetzwerken, Krankenkassen und
Aktionsbündnissen in der Bevölkerungsaufklärung zu Themen wie Vorsorge,
Ursachen und Symptome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie richtiges
Notfallverhalten“, so Voigtländer. Beispiel für eine gelungene Aktion ist die
als „Herzwoche“ angelegte Aufklärungskampagne in Sachsen-Anhalt. Ziel ist es u.
a., die Bevölkerung zu sensibilisieren, bei Herzinfarkt oder anderen
Herznotfällen sofort den Rettungsdienst (Notruf 112) zu rufen und nicht
abzuwarten.

Mehr Sterbefälle durch Herzrhythmusstörungen und Herzklappenkrankheiten
Während die Sterblichkeit durch Herzschwäche und koronare Herzkrankheit im
Vergleich zum Vorjahr leicht abnehmen, sind für Herzrhythmusstörungen und
Herzklappenerkrankungen merkliche Anstiege feststellbar. Bei beiden
Herzkrankheiten dürften diese Anstiege auch mit dem hohen Alter eines Großteils
der Betroffenen (65- bis 75-Jährige und über 75-Jährige) zu erklären sein. Je
nach Art und Schweregrad der Herzrhythmusstörung können u. a. Schlaganfall –
als Folge der häufigsten Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern – oder plötzlicher
Herztod aufgrund bösartiger Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) die
Todesursache sein. „Hier sehen wir Verbesserungs-potenzial in der Prävention
und frühzeitigen Behandlung der häufigsten Ursachen lebensbedrohlicher
Herzrhythmusstörungen wie KHK/Herzinfarkt, Bluthochdruck und
Herzmuskelerkrankungen sowie Herzmuskelentzündung“, betont der Kardiologe am
Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt am Main.

Bei den Herzklappenkrankheiten ist die Altersstruktur der Patienten
insbesondere bei Klappenerkrankungen des höheren Lebensalters wie die
degenerative Aortenklappenstenose ein bedeutsamer Faktor für die konstant hohen
Krankenhausaufnahmen und die tendenziell seit 2011 steigende Sterblichkeit.
Zweithäufigste Klappenerkrankung ist die Mitralklappen-insuffizienz. „Beide
Herzklappenkrankheiten können, wenn sie zu spät erkannt und behandelt werden,
den Herzmuskel schwer schädigen bis hin zu Herzschwäche und schlimmstenfalls
plötzlichem Herztod. Die Sensibilisierung der Bevölkerung für
Klappen-erkrankungen und ihre Symptome wie Luftnot oder
Angina-pectoris-ähnliche Brustschmerzen gewinnt daher an Bedeutung“, warnt der
Kardiologe. Auffallend groß erscheinen die Geschlechtsunterschiede bei den
Sterbeziffern (Gestorbene pro 100.000 EW), die für Frauen bei den
Herzklappenerkrankungen um 42,7 Prozent höher als bei Männern (Frauen:
27,9/Männer: 19,6 pro 100.000 EW) ausfallen und bei den Herzrhythmusstörungen
um 48,6 Prozent höher als bei Männern (Frauen: 43,4/Männer: 29,2).

Entwicklungen bei Herzschwäche: Anstieg bei den Erwerbsfähigen
Die entgleiste Herzschwäche (Dekompensation) zählt zu den Herzkrankheiten mit
den häufigsten vollstationären Aufnahmen in eine Klinik. Der Leidensdruck bei
dekompensierter Herzschwäche ist mit Luftnot, Leistungsschwäche und
Flüssigkeitseinlagerungen groß. Auffällig ist nach einem Anstieg der
Krankenhaus-aufnahmen im Jahr 2017 um ca. 9.000 Fälle auf 464.724, ein Rückgang
um ca. 8.700 vollstationäre Aufnahmen auf 456.012 (2018). Eine verbesserte
Therapie und Präventionsmaßnahmen können diesen Rückgang nur zum Teil erklären.
„Vermutlich führt zu diesem Rückgang die zunehmend bessere Infarktversorgung,
wodurch es zu weniger großen Herzinfarkten und damit zu weniger
Herzschwäche-Fällen kommt“, erklärt der Intensivmediziner. Mit der Herzschwäche
ist je nach Schweregrad und Begleiterkrankungen wie COPD,
Nierenfunktionsstörung oder Herzrhythmusstörungen ein hoher Leidensdruck
verbunden. „Mit Sorge beobachten wir, dass sich seit 2011 ein Anstieg der
Krankenhausaufnahmen bei Menschen im erwerbsfähigen Alter, den 45- bis unter
65-Jährigen, um 11,5 % feststellen lässt. Hier bedarf es womöglich gezielter
Prävention und mehr gezielter ambulanter Versorgungsangebote.“ Auch müsse durch
bessere Aufklärung mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung für die
krankheitstypischen Symptome, Ursachen und Therapiemöglichkeiten der
Herzschwäche geschaffen werden

Mehr Frauen als Männer sterben an Herzkrankheiten:
Weiterhin auffällig ist die höhere Sterblichkeit bei Frauen. Bei Betrachtung
aller Herzkrankheiten starben 2018 mehr Frauen als Männer: 109.833 (51,7 %)
Frauen gegenüber 102.422 Männern (48,3 %). Frauen mit Herzklappen-krankheiten,
Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche scheinen eine ungünstigere Prognose als
Männer mit diesen Erkrankungen zu haben. Bei Herzklappenkrankheiten liegt die
Sterbeziffer um 42,7 % höher, bei Herzrhythmusstörungen um 48,6 % und bei
Herzschwäche um 65,5 % höher als bei Männern. In absoluten Zahlen: 2018 starben
23.735 Frauen gegenüber 13.974 Männern an Herzschwäche und 18.247 Frauen
gegenüber 11.961 Männern an Rhythmusstörungen. Beim akuten Herzinfarkt und bei
KHK haben Männer eine schlechtere Prognose als Frauen. Inwiefern für dieses
Gefälle neben epidemiologischen Faktoren auch Aspekte wie
geschlechtsspezifische Unterschiede in Genetik und Anatomie von Herz und
Gefäßen, Unterschiede in der Wirkung von Herz-Kreislauf-Medikamenten oder eine
Unterversorgung in der Diagnostik und Therapie zuungunsten von Frauen eine
Rolle spielen, bedarf der weiteren Analyse.

Der Deutsche Herzbericht wird von der Deutschen Herzstiftung zusammen mit den
ärztlichen Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), Thorax-, Herz- und
Gefäßchirurgie (DGTHG) sowie Kinderkardiologie (DGPK) alljährlich
herausgegeben.

Quelle: Pressemitteilung, 12.11.2020

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