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BWKG-Indikator 1/2021: Rettungsschirme nicht ausreichend - Gesundheitseinrichtungen leiden in der Pandemie

BWKG-Indikator 1/2021: Rettungsschirme nicht ausreichend - Gesundheitseinrichtungen leiden in der Pandemie (BWKG, PDF, 1 MB).



Wenn nicht nachgesteuert wird, drohen in 2021 Defizite bei 63 % der Krankenhäuser und 73 % der Reha-Kliniken. Die Pandemie ist noch nicht zu Ende und es ist auch noch zu früh für eine abschließende Bilanz. Eines ist aber jetzt schon klar: Die Geschäftsführer der Gesundheitseinrichtungen im Land halten die Instrumente
der Rettungsschirme für 2021 nicht für ausreichend. Dies ergibt sich aus den laufenden Geschäftszahlen.
Wenn sich die negativen Erwartungen weiter konkretisieren, muss schnell
nachgesteuert werden“, fordert der neue Vorstandsvorsitzende der
Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Heiner Scheffold, mit
Blick auf die zentralen Ergebnisse des BWKG-Indikators 1/2021. Im Rahmen des
BWKG-Indikators werden die Geschäftsführer der BWKG-Mitgliedseinrichtungen
regelmäßig zu ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Situation und zur
Gewinnung von Fachkräften befragt.

„Wenn fast drei Viertel der Reha-Kliniken in 2020 rote Zahlen ausgewiesen haben
und das Gleiche für 2021 erwarten, ist das ein Alarmsignal“, so Scheffold
weiter. Deshalb habe die BWKG schon in den letzten Wochen vehement auf
Verbesserungen beim Reha-Rettungsschirm für 2021 gedrängt. Die Wirkung der
jüngst vorgenommenen Verbesserungen müsste eng überwacht werden. „Wenn das
nicht ausreicht, sind schnell weitere Hilfen notwendig“, so der
Vorstandsvorsitzende, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist, weiter. Die
Belegung der Reha-Kliniken ist dramatisch eingebrochen, von 88,3 % im Jahr 2019
auf 68,3 % in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021.

„Bei den Krankenhäusern haben die Rettungsschirme von Bund und Land die
Situation im Jahr 2020 stabilisiert, aber die Erwartungen für 2021 sind sehr
negativ“, betont Scheffold. 35,5 % der Krankenhäuser haben das Jahr 2020 mit
einem Defizit abgeschlossen. Für 2021 rechnen aber rund 63 % der Krankenhäuser
mit roten Zahlen. „Grund hierfür ist der unzureichende Ganzjahresausgleich, der
eine viel zu niedrige Auffanglinie hat. Aktuell ist vorgesehen, dass die
Krankenhäuser im Jahr 2021 bei 98 % der stationären Leistungen von 2019
aufgefangen werden. Nicht berücksichtigt sind dabei allerdings die Einbußen bei
den Privatpatienten und zudem bei den Ambulanzen und anderen Geschäftsfeldern
(z.B. Parkhäuser, Cafeteria, ambulante Physiotherapie), die ebenfalls einen
wichtigen Beitrag zur Finanzierung des Krankenhausbetriebs leisten. „Als der
Rettungsschirm für 2021 konstruiert wurde, bestand noch die Hoffnung, dass die
Belegungsrückgänge der ersten Monate des Jahres noch in 2021 ausgeglichen
werden können. Aufgrund der Entwicklung der Pandemie ist das für die
allermeisten Häuser aber schlicht unmöglich“, erläutert der
BWKG-Vorstandsvorsitzende. „Hier sind Nachbesserungen dringend notwendig.
Andernfalls ist zu befürchten, dass die Defizite der Krankenhäuser im Land
ungebremst steigen. Das darf nicht sein“, ist sich Scheffold sicher.

„In den Pflegeeinrichtungen zeigt sich die Situation mit Defizitquoten von rund
35 % nicht ganz so dramatisch. Dies ist dem Pflegerettungsschirm zu verdanken,
der die Aufrechterhaltung der Versorgungsstrukturen unter schwierigen
Bedingungen ermöglicht hat“, so der BWKG-Vorstandsvorsitzende. Nach wie vor
leiden die Pflegeeinrichtungen aber unter dem Fachkräftemangel. Nahezu neun von
zehn Einrichtungen (86%) haben Schwierigkeiten, offene Stellen im Pflegedienst
zu besetzen.

„In der Altenpflege wird es immer wichtiger, auch qualifizierte Hilfskräfte zu
haben. Hierzu gibt es eine einjährige Helferausbildung und es wäre eine große
Hilfe, wenn diese – wie schon die dreijährige Fachkraftausbildung – solidarisch
über einen Fonds finanziert werden könnte“, macht Scheffold deutlich. Momentan
werden die ausbildenden Einrichtungen einschließlich deren Bewohnerschaft und
Klienten einseitig durch die Ausbildungskosten belastet. „Hier kann das Land
tätig werden und den Pflegeheimen mit der Einrichtung eines Ausbildungsfonds
schnell helfen“, ergänzt Scheffold.

Auch die Krankenhäuser und Reha-Kliniken kämpfen mit dem Fachkräftemangel: Bei
den Krankenhäusern geben 88 % an, dass es schwierig oder eher schwierig ist,
Pflegefachkräfte zu finden. Bei den Reha-Einrichtungen sind es mit 97,1 % sogar
so viele wie noch nie. „Es muss alles getan werden, um bestehende
Ausbildungshemmnisse zu beseitigen“, fordert Scheffold. Hierfür müssten zum
einen die Reha-Einrichtungen als ausbildende Einrichtungen zugelassen werden
und zum anderen müsse es endlich möglich sein, ambulante
Ausbildungsbestandteile auch in den Krankenhausambulanzen abzuleisten. „Mit
diesen Verbesserungen könnte das Land viel für die generalistische
Pflegeausbildung tun“, so der Vorstandsvorsitzende abschließend.

Bei der Umfrage zum BWKG-Indikator befragt die BWKG die Geschäftsführer der
Mitgliedseinrichtungen (Krankenhäuser, Reha-Kliniken und Pflegeeinrichtungen in
Baden-Württemberg) zu ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Situation und der
Arbeitsmarktentwicklung. Normalerweise werden die Geschäftsführer zweimal im
Jahr befragt, in 2020 dies aber coronabedingt entfallen. Das Ergebnis des
BWKG-Indikators 1/2021 ist als Anlage beigefügt.

Quelle: BWKG, 06.08.2021

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