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Nachhaltigkeit von Krankenhäusern bald weiteres Entscheidungskriterium für Patienten

Nachhaltigkeit von Krankenhäusern bald weiteres Entscheidungskriterium für Patienten (DGOU).



Professor Dr. Dieter C. Wirtz, Kongresspräsident des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin, schaut mit Sorge auf die steigende Umweltbelastung durch Krankenhäuser: Krankenhäuser produzieren einen Mülltsunami. Die Müllproduktion an deutschen Krankenhäusern ist ökologisch
nicht vertretbar.“ Dabei sieht der Experte als Ursache eine Überregulierung und mahnt zudem zum Umdenken beim Energieverbrauch an, um das Emissionsaufkommen im
Gesundheitssektor zu senken. Wirtz erkennt in dieser Problematik eine Chance
für Krankenhäuser und Umwelt: „Nachhaltigkeit wird für Patienten ein
Entscheidungskriterium bei der Krankenhauswahl.“

Auf den Gesundheitssektor entfallen weltweit 4,5 Prozent des gesamten
Emissionsaufkommens. Dies entspricht dem globalen Kohlendioxidausstoß des Luft-
und Schifffahrtsverkehrs zusammen. In Deutschland liegt dieser Wert bei etwa
fünf Prozent. Der Kohlendioxidausstoß zusammen mit dem gestiegenen
Müllaufkommen, das vor allem im OP durch komplexes Equipment,
Sterilisationsprozeduren und hohe Hygieneanforderungen entsteht, alarmieren
Wirtz. Er fordert die Politik auf, die gesetzlichen Regularien, wie Implantate
und Instrumente anzuwenden sind, den ökologischen Herausforderungen umgehend
anzupassen. Grundsätzlich erwartet der Chefarzt ein Umdenken im
Gesundheitswesen: „Krankenhäuser müssen sich zur Energie- und Abfallminimierung
mehr in Richtung Ressourcenreduktion, Wiederverwendung und mehr Recycling
orientieren. Auch die Politik ist hier gefragt: Überregulierte Vorschriften
müssen abgeschafft werden.“ Neben dem Handeln der Politik sieht er auch eine
weitere Motivation, schnell und effektiv die ökologische Bilanz eines
Krankenhauses zu verbessern: als Krankenhaus die Nachhaltigkeit als Marketing-
und Standortvorteil zu verstehen.

Mülltsunami an deutschen Krankenhäusern
Professor Wirtz betrachtet mit Sorge die Zunahme des Mülls an deutschen
Krankenhäusern und ist sich sicher: „Weniger Verpackung bedeutet nicht weniger
Patientensicherheit.“ Als ursächliches Problem macht Wirtz mehrere Komponenten
für die Müllsteigerung aus und nennt Beispiele: Dokumentationsvorgaben, die
eine separate Lognummer für jedes Implantat vorsehen und somit individuelle,
zusätzliche Verpackungen beanspruchen; Hygienebestimmungen, die
Mehrfachverpackungen pro Produkt erfordern; Einmalinstrumente, die keine
Wiederverwendung ermöglichen. Nachverfolgungspflichten haben Sinn, erklärt
Wirtz, bei Produkten wie Implantaten, die im Körper bleiben, aber sind seiner
Ansicht nach überflüssig bei Verbrauchsmaterialien, die anschließend entsorgt
werden, aber zu weiteren zusätzlichen Verpackungen führen.

Wegwerfinstrumente, die problemlos wieder aufbereitet werden könnten, aber
gesetzlich angeordnet vernichtet gehören, ärgern Wirtz: „Wenn Sie zum Zahnarzt
gehen, wirft er den Bohrer auch nicht nach jedem Patienten in den Sondermüll“,
macht aber deutlich: „Selbstverständlich brauchen wir einen hohen
Hygienestandard. Aber warum muss eine Schraube viermal eingepackt sein und
nicht nur zweimal mit gleicher Sterilqualität.“ Der Kongresspräsident rechnet
vor: „Eine einzige Operation kann mehr Müll verursachen als eine vierköpfige
Familie in einer Woche. Bei einer aufwändigen orthopädischen Operation fallen
bis zu 100 Kilogramm Müll an!“

1.000 Liter Wasser pro Tag pro Patient sind zu viel – und es gibt Lösungen
Der Wasserverbrauch im Krankenhaus beträgt bis zu 1.000 Liter pro Tag pro
Patient oder Patientin. Wirtz schlägt vor, dass Krankenhäuser beispielsweise
statt auf Wasserhähne mit Ellenbogenmechanismus auf sensorgesteuerte Lösungen
setzen, die pro Patient und Tag Wasser in der Größenordnung einer Wasserkiste
einsparen könnten. Wirtz sieht auch beim Einkauf Potenzial, wenn Krankenhäuser
Instrumente bevorzugen, die nachhaltigen Produktionsgrundsätzen unterliegen.
Die Wiederverwendbarkeit sieht er in diesem Zusammenhang positiv, wenn dies
möglich ist. Auch bei chirurgischen Abdeckmaterialien ist auf deren
Entsorgungsfähigkeit zu achten.
[...]

Quelle: DGOU, 28.10.2021

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