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NKG-Indikator: Kein einziges Krankenhaus erwartet positive wirtschaftliche Entwicklung in 2023

Kein einziges Krankenhaus in Niedersachsen rechnet dem NKG-Indikator zufolge in 2023 mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung (Niedersächsische Krankenhausgesellschaft, PDF, 1,1 MB).



Die wirtschaftliche Situation der Kliniken in Niedersachsen ist so schlecht wie nie zuvor. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) hervor, an der sich 123 der insgesamt 167 Kliniken im Land beteiligt haben. Für das Jahr 2023 rechnen die Krankenhäuser mit
einer weiteren und massiven Verschlechterung ihrer Lage. Kein einziges Krankenhaus erwartet im Jahr 2023 eine positive wirtschaftliche Entwicklung.
Die Ergebnisse des NKG-Indikators belegen die schwierigste wirtschaftliche
Situation seit Beginn der NKG-Umfragen im Jahr 2010. Wesentliche Gründe für die
Entwicklung sind anhaltende Belastungen und Leistungsrückgänge durch die
Corona-Pandemie sowie der immer noch geltende Preisdeckel bei den
Krankenhausvergütungen trotz gleichzeitig massiver Kostensteigerungen infolge
der allgemein hohen Inflation und explodierender Energiepreise. Die Ergebnisse
für das zurückliegende Jahr 2022 zeigen, dass vier von fünf Kliniken (81,5 %)
in Niedersachsen in ihrer Existenz bedroht sind.

„Die Krankenhäuser in Niedersachsen befinden sich in einer existenziellen
Krise. Selbst Kliniken, die seit Jahrzehnten stets wirtschaftlich gesund waren,
geraten aktuell in eine dramatische finanzielle Schieflage. Angesichts der
vorliegenden Zahlen sollten bei den politisch Verantwortlichen auf Bundes- und
Landesebene alle Alarmglocken schrillen. Die aktuellen gesamtwirtschaftlichen
und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen stehen einem auskömmlichen Betrieb
der Krankenhäuser fundamental entgegen. Die wirtschaftliche Existenz und damit
der Fortbestand nahezu aller Krankenhäuser ist substanziell gefährdet. Dies
geht mit erheblichen Risiken für die Sicherstellung der flächendeckenden
stationären Versorgung einher. Die Krankenhäuser benötigen sofortige und
wirksame Unterstützung“, betont Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG.

Die angekündigten Hilfen in Höhe von bundesweit 6 Milliarden Euro werden die
Lage in den Krankenhäusern nicht entscheidend verbessern. 4,5 Milliarden Euro
sind zum Ausgleich für die steigenden Energiepreise und 1,5 Milliarden Euro für
inflationsbedingte Kostensteigerungen vorgesehen. Der Bedarf in den
Krankenhäusern ist mit Blick auf die Größenordnungen jedoch genau umgekehrt.
„Die Kliniken laufen Gefahr, auf massiven Inflationslasten sitzen zu bleiben“,
warnt Dr. Aldag. Auf die Umsetzung der von Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach angekündigten Krankenhausstrukturreform zu warten, ist dem
NKG-Vorsitzenden zufolge keine Option. Bis dahin werden viele Kliniken längst
in die Insolvenz gegangen sein.

Denn im Gegensatz zu anderen Branchen können und dürfen Krankenhäuser die
aktuell massiven Kostensteigerungen für Energie, medizinische Produkte,
Medikamente sowie Lebensmittel und viele weitere Dienstleistungen nicht über
höhere Preise ausgleichen. Das sieht das starre System der
Krankenhausfinanzierung nicht vor.

„Bevor der von allen Seiten gewünschte Strukturwandel planvoll und systematisch
umgesetzt werden kann, muss zunächst die völlig marode Finanzierungsbasis
korrigiert werden“, betont Dr. Aldag. „Die aktuell geplante Umverteilung des
Mangels wird zu keiner Verbesserung führen, sondern die Lage nur
verschlimmern.“

87,6 % der befragten Krankenhäuser geben an, dass sie im Jahr 2022 mit
deutlichen Preissteigerungen der Sachkosten zu kämpfen hatten. Gegenüber 2021
beträgt die Preissteigerung bei den Sachkosten durchschnittlich 10,8 %. Zum
Teil geben Krankenhäuser an, von Sachkostensteigerungen gegenüber dem Vorjahr
von bis zu 30 % betroffen zu sein. Für Gas und Brennstoffe geben die
Krankenhäuser durchschnittliche Preissteigerungen im Jahr 2022 gegenüber dem
Vorjahr in Höhe von 67 % an, gefolgt von 43 % höheren Strompreisen. Die Preise
für Lebensmittel stiegen nach Angaben der Krankenhäuser durchschnittlich um 12
%. Für den energieintensiven Bereich Wäscherei und den medizinischen Bedarf
gaben die Kliniken jeweils 10 %. höhere Preise an. Bei Medikamenten
verzeichneten die Krankenhäuser im Schnitt 8 % höhere Preise gegenüber dem
Vorjahr.

„Infolge dieser enormen Preissteigerungen geraten die Kliniken zunehmend in
Zahlungsschwierigkeiten, da ihnen die Mehrkosten aufgrund von gedeckelten
Budgets nicht finanziert werden. Vordringliche Aufgabe der Politik in den
kommenden Wochen und Monaten muss es deshalb sein, Insolvenzen von
Krankenhäusern zu verhindern. Nur vorhandene Kliniken können bei einer
künftigen Strukturreform überhaupt berücksichtigt und in ein Gesamtkonzept mit
dem Ziel einer bestmöglichen Versorgung der Bevölkerung eingebunden werden“,
unterstreicht NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke.

Wie aus dem NKG-Indikator hervorgeht, hat auch die Corona-Pandemie enorme
wirtschaftliche Probleme in den Krankenhäusern verursacht. Neben der
anhaltenden Belastung des pflegerischen und medizinischen Personals verzeichnen
die Kliniken infolge der Pandemie nach wie vor eine deutliche Verschlechterung
ihrer wirtschaftlichen Situation. 85,7 % der befragten Krankenhäuser geben an,
dass sich ihre wirtschaftliche Lage im Jahr 2022 aufgrund der Corona-Pandemie
verschlechtert hat. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen zur Abfederung der
wirtschaftlichen Pandemielasten waren aus Sicht der Krankenhäuser ungenügend.
93 % der Krankenhäuser halten die von der Bundesregierung mit dem
Corona-Rettungsschirm 2022 auf den Weg gebrachten Maßnahmen für unzureichend.

Ein elementares und wiederkehrendes Problem für die Krankenhäuser im Verlauf
der Corona-Pandemie sind die hohen Personalausfälle. Sowohl mit Blick auf die
unmittelbar zur Verfügung stehenden Kapazitäten und die Patientenversorgung als
auch hinsichtlich der leistungsbezogenen Krankenhausfinanzierung stellen diese
eine massive Herausforderung dar. Nahezu alle Krankenhäuser (99,1 %) in
Niedersachsen geben an, im Jahr 2022 pandemiebedingte Personalausfälle
verzeichnet zu haben. Die Personalausfälle sind mit erheblichen Auswirkungen
auf den Krankenhausbetrieb verbunden. So geben 87 % der befragten Krankenhäuser
an, infolge des Personalausfalls eine Reduktion der Betten vorgenommen zu
haben. Zu einer Schließung ganzer Stationen waren wegen des fehlenden Personals
60,4 % der Krankenhäuser gezwungen. Zu einer Verschiebung von Operationen und
Behandlungen kam es in 79,4 % der niedersächsischen Krankenhäuser. Die dadurch
bedingten Erlösverluste verschärfen die bestehenden wirtschaftlichen Probleme
zusätzlich.

„Kurzfristig ist eine Anhebung des Preisdeckels zur Bewältigung der
Inflationslasten erforderlich. Mittelfristig benötigen wir ein
Finanzierungssystem, das die tatsächlichen Kostenentwicklungen sachgerecht
abbildet. Und langfristig benötigen wir verlässliche und stabile
Rahmenbedingungen, die es Krankenhausträgern ermöglichen, Strukturveränderungen
planvoll und kooperativ angehen zu können“, fasst Dr. Aldag die Forderungen der
Krankenhäuser zusammen.

Der NKG-Indikator 2022 umfasst neben Aussagen zur wirtschaftlichen Situation
der Krankenhäuser viele weitere Ergebnisse zu den Themenfeldern Personal,
Ausbildung, Arbeitsplatzattraktivität, Dokumentationsaufwand und zukünftigen
Herausforderungen für die Kliniken. Er ist online abrufbar unter:
www.nkgev.info/Pressemitteilungen.html

Quelle: Niedersächsische Krankenhausgesellschaft, 06.01.2023

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