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Studie: Schwangerschaftsabbrüche in Krankenhäusern

2019 über 17.500 ambulante Schwangerschaftsabbrüche in Kliniken (ZI).



2019 sind in den Arztpraxen und Krankenhäusern in Deutschland rund 101.000 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen worden. Davon entfielen 21.135 auf die Kliniken. Nach der Beratungsregelung waren es 18.023 Fälle, davon 17.623 (97,8 Prozent) ambulant. Dies entspricht einer bundesweiten Quote von 10,4
Schwangerschaftsabbrüchen je 10.000 Frauen im gebärfähigen Alter (15 bis unter
50 Jahre), die ambulant in Kliniken durchgeführt worden sind. Starke regionale
Unterschiede innerhalb Deutschlands fallen auf. So wurden die höchsten
Schwangerschaftsabbruchquoten in Ostdeutschland beobachtet, auch bei Frauen
unter 18 Jahren. Dabei lagen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen an der Spitze (51,8, 40,4, 38,5, 37,1
bzw. 30,6 Schwangerschaftsabbrüche je 10.000 Frauen). Demgegenüber rangierten
Baden-Württemberg, Berlin, das Saarland sowie Bayern deutlich darunter (4,6,
3,6, 2,1 bzw. 1,9 Abbrüche je 10.000 Frauen). Insgesamt entfiel fast die Hälfte
(46,3 Prozent) der ambulanten Schwangerschaftsabbrüche in Krankenhäusern auf
Frauen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Fast zwei Drittel (61,1 Prozent) der
Frauen, die sich im Jahr 2019 in Deutschland für einen Abbruch entschieden
haben, waren ledig und etwas über ein Drittel (35,2 Prozent) verheiratet.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer Versorgungsatlas-Studie der Universität
Kassel über „Regionale Versorgungsunterschiede bei der Durchführung ambulanter
oder stationärer Schwangerschaftsabbrüche in Krankenhäusern in Deutschland“,
die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) heute
veröffentlicht hat. „Die regionalen Unterschiede bei Schwangerschaftsabbrüchen
nach der Beratungsregelung sind bislang noch nicht ausreichend untersucht
worden. Auffällige Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern
könnten vor allem auf die damaligen Regelungen in der DDR, die Trägerverteilung
der Krankenhäuser sowie die unterschiedlichen religiösen Traditionen
zurückzuführen sein“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende, Dr. Dominik von
Stillfried.

Eine wichtige Rolle bei der Schwangerschaftsabbruchversorgung spiele auch die
Mobilität der Patientinnen zwischen den Bundesländern und international in
Grenzregionen, so von Stillfried weiter: „So kam fast ein Drittel der Frauen,
die 2019 in Bremen einen ambulanten Abbruch im Krankenhaussektor hatten, aus
Niedersachsen. Ebenso zeigt unsere Studie eine relevante internationale
Mobilität. In Brandenburg war ein Drittel der Frauen, die im Jahr 2019 ambulant
am Krankenhaus eine Abtreibung hatten, mit ihrem Wohnsitz im Ausland
angemeldet. Auffällig ist der hohe Anteil von Patientinnen mit ausländischem
Wohnsitz in Brandenburg. Eine Erklärung hierfür wäre eine länderübergreifende
Mobilität von Frauen aus Polen, wo restriktive Abtreibungsgesetze gelten.“

Nach § 218 Strafgesetzbuch ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland
strafbar. Wenn eine Frau in Deutschland freiwillig ihre Schwangerschaft
abbrechen will, kann sie diese nur nach einer Beratung in den ersten zwölf
Wochen ärztlich beenden lassen. Ärztinnen und Ärzte durften früher nicht für
Abtreibungen werben. Als Werbung im Sinne des § 219a StGB gilt, detaillierte
Informationen über die möglichen Methoden des Schwangerschaftsabbruchs und über
entsprechende Risiken öffentlich zu verbreiten. Am 24. Juni 2022 hat der
Deutsche Bundestag die Aufhebung des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche
beschlossen.

Um regionale Unterschiede bei der Versorgung eines freiwilligen
Schwangerschaftsabbruchs in Krankenhäusern zu identifizieren, ist eine
Sonderauswertung von Schwangerschaftsstatistiken vom Jahre 2019 analysiert
worden. Die Sonderauswertung wurde für das Projekt „Medizinische
Versorgungssituation zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs im
Krankenhaussektor in Deutschland“ vom Statistischen Bundesamt in Begleitung der
Universität Kassel geleistet. Mit der vorliegenden Studie werden diese
Statistiken zum Schwangerschaftsabbruch zum ersten Mal tiefergehend ausgewertet
und dargestellt.

Quelle: ZI, 23.03.2023

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