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Klinikum Niederlausitz stellt sich auf für eine sichere Zukunft mydrg.de





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Klinikum Niederlausitz stellt sich auf für eine sichere Zukunft

Klinikum Niederlausitz stellt sich auf für eine sichere Zukunft (Pressemitteilung).



Senftenberg. Nachdem die wirtschaftliche Lage des Klinikums Niederlausitz in jüngster Zeit vielerorts Gesprächsgegenstand war, stellen sich Mitarbeiter und Patienten nun die Frage, wie es mit dem Klinikum weitergeht. Die Geschäftsführung des Klinikums und der Landkreis Oberspreewald-Lausitz als
Eigentümer gaben am Montagmittag (26. August) während eines Pressegesprächs
Antworten, informierten über Lösungsansätze und stellten die beiden neuen
Ärztlichen Direktoren des Hauses vor.

Klinikum und Landkreis stiegen mit der aktuellsten Nachricht in das
Pressegespräch ein: Das Ärztliche Direktorat des Klinikums wurde neu besetzt
und damit die Führungsspitze breiter aufgestellt. Mit Dr. med. Hartmut Husstedt
und Professor Dr. med. Markus Reckhardt bilden zwei erfahrene und langjährig
mit dem Klinikum verbundene Mediziner eine Doppelspitze und wirken fortan an
den Standorten Senftenberg und Lauchhammer maßgeblich an der Weiterentwicklung
der medizinischen Ausrichtung der Gesellschaft mit. Dr. med. Husstedt ist
Chefarzt des Instituts für Radiologie und Neuroradiologie an den Standorten
Senftenberg und Lauchhammer und Facharzt für Radiologie und Neuroradiologie.
Prof. Dr. med. Markus Reckhardt arbeitet als Chefarzt des Zentrums für
Neurologie und Schmerzbehandlung und ist Facharzt für Neurologie und
Psychiatrie. Beide stellten sich während des Pressegesprächs in ihrer neuen
Position als Ärztliche Direktoren vor.

Landrat erläutert Beschlussvorlagen zum Klinikum
Optimistisch zeigten sich Landrat Siegurd Heinze und Geschäftsführer Uwe
Böttcher auch mit Blick auf die weiteren bevorstehenden Maßnahmen und
Lösungsansätze. Konkret geht es dabei um zwei Beschlussvorlagen, welche in
Abstimmung zwischen Klinikum und Kreisverwaltung erarbeitet wurden und über die
der Kreistag in seiner nächsten Sitzung am 19. September in Klettwitz befinden
wird.
Die erste Beschlussvorlage sieht vor, dass der Landkreis das Klinikum bei
Bedarf kurzfristig mit einem Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro
unterstützt, um die Liquidität zu stabilisieren, verdeutlichte Heinze und hob
in diesem Zusammenhang hervor: „Die Liquidität ist angespannt, aber durchaus
gesichert. Dennoch nehmen wir die Lage ernst.“

Darüber hinaus unterstützt der Landkreis den Weg des Klinikums, von innen
heraus und aus eigener Kraft Lösungen zu erarbeiten. Diese strukturellen und
organisatorischen Veränderungen wollen Geschäftsführung und Landkreis von einem
externen Wirtschaftsprüfer bewerten lassen. Auch die medizinische Ausrichtung
wird Gegenstand sein. Im Ergebnis soll ein tragfähiges Sanierungskonzept
entstehen, welches die Grundlage für die weitere Ausrichtung des Klinikums
bildet. „Mit Blick auf die Zukunft ist es wichtig, Veränderungen
herbeizuführen. Dem gegenüber sind wir offen. Unser Ziel ist es, das Klinikum
langfristig wirtschaftlich stabil und finanziell unabhängig aufzustellen. Dabei
ist es uns wichtig, das Klinikum auch künftig in kommunaler Hand zu halten“,
machte Heinze deutlich.
Den Auftrag zur Prüfung in Richtung Kreisverwaltung und Klinikum sieht die
zweite Beschlussvorlage vor, welche dem Kreistag zur Abstimmung vorliegt.
Stimmt dieser zu, soll umgehend mit der Arbeit begonnen werden. Ein Termin, bis
wann ein finales Sanierungskonzept vorliegen soll, könne jedoch noch nicht
benannt werden. Hier gelte es nach 25 Jahren erfolgreicher Geschichte des
Klinikums, sich die nötige Zeit zu nehmen, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten
und Ergebnisse zu präsentieren, machten die Anwesenden deutlich.
Dass er für die in den vergangenen Wochen geführten, teils emotionalen
Debatten, Verständnis habe, unterstrich Landrat Siegurd Heinze in diesem
Zusammenhang: „Das Klinikum hat eine wichtige Bedeutung für die Menschen in der
Region, viele Lausitzer sind bereits über Jahrzehnte eng mit der Einrichtung
verbunden. Es ist wichtig, nunmehr gemeinsam nach vorne zu schauen und etwas
Ruhe einkehren zu lassen.“
Die beabsichtigten Lösungsschritte wollen Geschäftsführung und Landrat
gegenüber den Mitarbeitern auch auf der Belegschaftsversammlung des
Betriebsrats am Mittwoch, dem 28. August, in Lauchhammer vorstellen.

Handeln statt Sparen: Sanierungskonzept des Klinikums
Mit dem schlechten Jahresergebnis im Vorjahr steht das Klinikum Niederlausitz
nicht allein da: 2017 schrieben 28 Prozent der deutschen Krankenhäuser Verlust,
wie der Krankenhaus Rating Report im Mai 2019 berichtete. Uwe Böttcher äußerte
sich zur Strategie, mit der das Klinikum Niederlausitz aus den roten Zahlen
kommen will: „Sparen allein führt nicht ans Ziel: Neben einem
Konsolidierungsplan überarbeiten wir unsere medizinische Ausrichtung. Hier
wollen wir uns auf die Grund- und Regelversorgung als sicheres Fundament für
einzelne Spezialleistungen konzentrieren und da, wo wir besonders gut sind,
auch künftig investieren und wachsen“.

Viele Maßnahmen zur Kostensenkung sind bereits angelaufen: Die strukturierte
Einforderung von ausstehenden Zahlungen, die noch von den Krankenkassen zu
leisten sind, und der komplette Verzicht von Leiharbeitnehmern in der Pflege
wirkten sich bislang günstig auf das Jahresergebnis aus. Die Ausgaben für
Sachkosten, zum Beispiel für Energie und Verwaltungsbedarf, seien 2019
gesunken. Steigende Patientenzahlen und eine Entwicklung des
Leistungsgeschehens eng am Wirtschaftsplan seien gute Anzeichen dafür, dass
eine Stabilisierung aus eigener Kraft realistisch ist. Mitte August haben sich
die Arbeitsgruppe „Klinikum Niederlausitz 2024“ und eine Steuerungsgruppe
etabliert. Hier arbeiten Mitarbeiter aus Pflege, Ärzteschaft, Verwaltung und
Vertreter des Betriebsrats daran, Einsparpotenziale zu erkennen sowie Prozesse
und Strukturen effizienter aufzusetzen.
„Der Abschluss eines Notlagentarifvertrags hätte uns kurzfristig etwas Luft
verschafft und wäre eine gute Grundlage gewesen, um mit dem Marburger Bund, den
Chefärzten und anderen Führungskräften über ihren Beitrag zur Sanierung zu
verhandeln. Ich bedaure sehr, dass die Verhandlungen abgelehnt werden“, äußerte
sich der Geschäftsführer zu dem Ergebnis der ver.di-Mitgliederbefragung. Die
Unterstützung durch den Landkreis sei eine sehr wichtige Säule für die
Konsolidierung, wie Böttcher betonte: „Mein Dank gilt unserem Landrat Herrn
Heinze und dem Landkreis für das Vertrauen in die eigene Kraft unseres Hauses
und die in Aussicht gestellte finanzielle Unterstützung“. Er räumte auch mit
Gerüchten über das Zurückfahren von Leistungen auf: „Die Patientenversorgung in
unseren Häusern ist in allen Fachabteilungen ohne Einschränkungen gesichert.
Wir haben viele Bereiche, die richtig gut laufen, und engagierte Mitarbeiter.
Unsere Kliniken leisten hervorragende Arbeit – davon kann sich jeder
Interessierte an unserem Tag der offenen Tür am 14. September in Lauchhammer
überzeugen“.

Neue Doppelspitze im Ärztlichen Direktorat
Die Entwicklung und Umsetzung einer an den Bedürfnissen der Region orientierten
medizinischen Struktur ist nun die zentrale Aufgabe der Ärztlichen Leitung des
Klinikums Niederlausitz. „Die beiden neuen Ärztlichen Direktoren wurden von
ihren chefärztlichen Kollegen in dieses Amt gewählt. Wir haben uns bewusst für
eine Doppelspitze entschieden und sind damit dem Wunsch der Chefärzte nach
einer hohen Präsenz und sehr guten Ansprechbarkeit der Ärztlichen Leitung
nachgekommen. Beide erfüllen das Amt nebenberuflich und werden als Chefärzte
ihre Kliniken auch weiterhin führen“, fasst Uwe Böttcher die
Strukturveränderung im Ärztlichen Direktorat zusammen. Professor Dr. Markus
Reckhardt und Dr. Hartmut Husstedt folgen in dieser Position auf Hendrik
Karpinski, der das Amt zum 8. Juli 2019 niedergelegt hat, um sich mit ganzer
Kraft seiner Tätigkeit als Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in
Lauchhammer zu widmen.
Dr. Husstedt kündigt an, sich im Rahmen seiner Funktion als Ärztlicher Direktor
dafür einzusetzen, „unser Klinikum auf ein sicheres medizinisches Fundament zu
stellen, das uns auch unter schwierigen Rahmenbedingungen in der
Gesundheitsbranche ermöglicht, wieder wirtschaftlich zu arbeiten“. Es sei „es
wichtig, dass – anders als bei einigen privaten Anbietern – in einem kommunalen
Haus keine Gewinnmaximierung herrscht“, so Husstedt. Sein Amtskollege Professor
Reckhardt nennt dafür eine wichtige Bedingung: „Ein solcher Prozess kann nur
gelingen, wenn wir ihn offen und transparent gestalten, fortlaufend informieren
und miteinander diskutieren. Dafür möchte ich mich in meiner Funktion als
Ärztlicher Direktor einsetzen und diesen anspruchsvollen Weg, der sicherlich
noch den einen oder anderen Stolperstein für uns bereithalten wird,
mitgestalten.“

Kreistagsbeschluss mit Spannung erwartet
Das Klinikum Niederlausitz und sein Träger haben wichtige Weichen dafür
gestellt, das Haus im Interesse der Patienten, der Mitarbeiter sowie der
Niederlausitzer kommunal zu halten und wirtschaftlich wieder sicher
aufzustellen. Nun wird mit Spannung der Kreistagsbeschluss erwartet.

Quelle: Pressemitteilung, 26.08.2019

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