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Ambulantisierung mit Augenmaß: Verdrängen der Diabetologie aus dem Krankenhausbereich aufhalten

Ambulantisierung mit Augenmaß: Verdrängen der Diabetologie aus dem Krankenhausbereich aufhalten (Deutsche Diabetes Gesellschaft).



Vergütungssystem der Diagnosis Related Groups (DRG) auf den Prüfstand stellen. Diabetologische Lehrstühle erhalten und ausbauen. Bettenplanung in Krankenhäusern nicht auf Kosten der Diabetologie. Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes. Laut
der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) erhalten jeden Tag in Deutschland mehr als 1.000 Erwachsene die Diagnose Diabetes. Trotzdem geraten
diabetologische Schwerpunkte an Kliniken und diabetologische Fachabteilungen
zunehmend unter Druck, weil sie für Krankenhäuser oft nicht lukrativ sind.
Aufgrund der steigenden Erkrankungszahlen und eines in der Folge stetig
ansteigenden Versorgungsbedarfs warnt die DDG vor einem drohenden
Versorgungsdefizit. Zu den konkreten Maßnahmen, die die DDG von den
Verantwortlichen der Politik dringend fordert, zählen etwa der Ausbau und
Erhalt diabetologischer Lehrstühle deutschlandweit, verbesserte Bedingungen für
diabetologische Behandlungen bei Fallpauschalen und Regelungen bei der
Bettenplanung in Krankenhäusern. Ihre Anliegen für eine optimale
Patientenversorgung, diskutieren Expertinnen und Experten der DDG am
Donnerstag, den 10. März 2022 auf der Jahrespressekonferenz der
Fachgesellschaft (online, Link zur Anmeldung).

Über 8,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden derzeit an Diabetes – Tendenz
stark steigend. Dank des medizinischen Fortschritts lassen sich chronische
Krankheiten wie Diabetes heute gut ambulant behandeln. „Schwere
Unterzuckerungen oder andere akute Stoffwechselentgleisungen bei Diabetes
können jedoch nur stationär versorgt werden“, so Professor Dr. med. Monika
Kellerer, Past-Präsidentin der DDG und Ärztliche Direktorin des Zentrums für
Innere Medizin I am Marienhospital in Stuttgart. Bei Menschen mit Diabetes Typ
2 seien es häufig Begleit- und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall,
Nierenversagen oder das diabetische Fußsyndrom, die eine Behandlung im
Krankenhaus erfordern. „Deswegen ist es unabdingbar, dass jedes Krankenhaus
eine qualifizierte Betreuung für Menschen mit Diabetes sicherstellt“, so
Kellerer.

Doch die Realität ist eine andere: Lediglich 20 Prozent der Kliniken in
Deutschland erfüllen die Kriterien der DDG zur Behandlung von Menschen mit
Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Laut der Expertin müssen Kliniken seit Jahren bei
Stellen und Betten in der Diabetologie den Rotstift ansetzen. „Das
Vergütungssystem der Diagnosis Related Groups (DRG) benachteiligt die
diabetologischen Fachabteilungen in Krankenhäusern“, so Kellerer.
„Fallpauschalen für aufwendige Eingriffe sind attraktiver als diabetologische
Maßnahmen, die überwiegend konservativ erfolgen. Dieses System der
Hochleistungsmedizin wertschätzt eine informierende, aufklärende und
patientenzentrierte Versorgung zu wenig.“

Wenn Kosteneinsparungen die Diabetologie weiter aus dem Krankenhausbereich
verdrängen, fehle der stationäre Bereich auch als Ausbildungsplatz für alle
medizinischen Fachkräfte. Derzeit gibt es nur noch an acht Universitäten
eigenständige, bettenführende klinische Lehrstühle für Diabetologie in
Deutschland; gleichzeitig wird die Zahl der Diabetespatienten nach
Expertenschätzungen bis 2040 auf bis zu zwölf Millionen ansteigen. „Um diese
Herausforderung meistern zu können, müssen die Universitäten die
diabetologischen Lehrstühle erhalten und ausbauen, statt sie kaputtzusparen“,
betont Kellerer. „Wer soll sonst den ärztlichen Nachwuchs in Zukunft ausbilden,
wer die Patienten betreuen und klinische Studien durchführen?“

Die Past-Präsidentin der DDG sieht deshalb Handlungsbedarf und richtet einen
deutlichen Appell an Bund und Länder: „Es ist nicht hinnehmbar, dass das
DRG-Vergütungssystem wichtige leitlinienbasierte Versorgungsaspekte der
Volkskrankheit Diabetes unzureichend abbildet und damit für Kliniken
wirtschaftlich unattraktiv macht“, kritisiert Kellerer. „Die Fallpauschalen im
stationären Vergütungssystem müssen angepasst werden, damit Diabetesabteilungen
im Krankenhaus kostendeckend arbeiten können und erhalten bleiben.“ Neben der
Vergütungsanpassung sieht die Expertin auch Verbesserungspotenzial in der
landesweiten Bettenplanung und fordert, bei der Erstellung der
Krankenhaus-Bettenpläne für die Diabetologie mehr Kapazitäten einzuplanen.

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft, 09.03.2022

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