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BWKG-Indikator 1/2022: Dauerkrise verschärft Fachkräftemangel und Unterfinanzierung

BWKG-Indikator 1/2022: Corona, Ukraine-Krieg, Energie-Knappheit und explodierende Sachkosten führen zu schwieriger Lage und düsteren Zukunftserwartungen (Download, 1 MB).



Bundespolitik muss rasch handeln und langfristig verlässlichen Rahmen sichern. „Der andauernde Krisenmodus durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg hat spürbare Auswirkungen auf die Gesundheitseinrichtungen und die Versorgung der Menschen im Land. Die größten
Probleme sind der Fachkräftemangel, die Explosion der Sachkosten, die unzureichende Finanzierung der Pandemiefolgen und die
Unsicherheit, wie sich die aktuellen Krisen weiterentwickeln. Das Fatale ist,
dass die Einrichtungen nach zwei Pandemiejahren nun mit einer Inflationskrise
und einem verschärftem Fachkräftemangel konfrontiert werden“, fasst Heiner
Scheffold, Vorstandsvorsitzender der Baden-Württembergischen
Krankenhausgesellschaft (BWKG) die zentralen Ergebnisse des aktuellen
BWKG-Indikators zusammen. Die Befragungen der Geschäftsführenden der
BWKG-Mitgliedseinrichtungen wurde erst vor wenigen Tagen abgeschlossen.

„Der Fachkräftemangel ist keine Theorie mehr, sondern längst bittere Realität“,
so Scheffold. Die Geschäftsführenden von 92 % der Krankenhäuser, 88,6 % der
Reha-Kliniken und 93,4 % der Pflegeeinrichtungen haben Schwierigkeiten,
Pflegefachkräfte zu finden. Rund drei Viertel der Geschäftsführenden von
Krankenhäusern und Reha-Kliniken haben Probleme, freie Stellen im Ärztlichen
Dienst neu zu besetzen.

„Diese abstrakten Zahlen haben direkte Auswirkungen auf die Versorgung der
Menschen. Schon vor der Corona-Pandemie konnten die Krankenhäuser aufgrund des
bestehenden Fachkräftemangels 10 bis 15 % der Krankenhausbetten nicht belegen.
Der Durchschnitt der nicht belegbaren Betten liegt aktuell bei 14,3 %, Tendenz
steigend. In Einzelfällen werden uns Kapazitätsreduzierungen von über 30 %
gemeldet“, sagt der BWKG-Vorstandsvorsitzende. Das habe konkrete Auswirkungen
auf die Versorgung. So seien Verschiebungen von Operationen aktuell in vielen
Kliniken an der Tagesordnung. Wenn nun noch steigende Infektionszahlen
hinzukämen, sei es infolge Corona oder auch durch eine Grippewelle, sei eine
weitere Verschärfung der Situation abzusehen.

„Alarmierend ist auch die Situation in den Altenpflegeeinrichtungen. Denn als
Folge der Corona-Pandemie und des Personalmangels können aktuell nur 90 % der
Pflegeplätze belegt werden, normalerweise ist die Belegung deutlich höher und
geht oft in Richtung 100 %. Weniger verfügbare Pflegeplätze bedeuten eine
enorme Belastung für die Betroffenen und ihre Familien“, so der
Vorstandsvorsitzende, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist. Der akute
Personalmangel zeige sich an den Zahlen des BWKG-Indikators deutlich: 93,4 %
der Altenpflegeeinrichtungen haben Probleme, freie Stellen bei den
Pflegefachkräften zu besetzen. Genau zwei Drittel der Einrichtungen haben
Schwierigkeiten, Pflegeschüler zu finden und 60 % der Altenpflegeeinrichtungen
haben außerdem Schwierigkeiten, Pflegehilfskräfte zu finden. Die letzten beiden
Werte stellen neue Höchststände im Rahmen des BWKG-Indikators dar, der seit
2010 durchgeführt wird.

„Auch bei der Belegung der Reha-Kliniken sind die Spuren der Corona-Pandemie
und des Personalmangels sichtbar. Ihre Auslastung ist von 88,3 % im Jahr 2019
auf 68,3 % im Jahr 2021 gesunken“, so Scheffold. Aktuell belaufe sich die
Belegung auf 73,0 %. Diese Zahlen müssten eigentlich steigen, da der
Reha-Bedarf einer alternden Bevölkerung ja zunehme. Ursache des
Belegungsrückgangs seien auch hier der Fachkräftemangel und die
Corona-Pandemie.

Handlungsbedarf zum Fachkräftemangel

„Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müssen verschiedene Maßnahmen ergriffen
werden. Kurzfristig könnte eine Verringerung der Corona-Quarantänezeiten
Entlastung bringen. Mittelfristig ist der Abbau von Bürokratie sicherlich ein
ganz zentraler Punkt“, so Scheffold. Wenn Pflegekräfte und Ärzte immer mehr
Zeit mit Bürokratie verbringen und so immer weniger Zeit für ihre Patienten
hätten, sei es kein Wunder, wenn sie weniger im eigentlichen Berufsfeld
arbeiten wollen. Hier müsse die Politik endlich ansetzen. „Außerdem müssen
ausländische Fachkräfte schneller anerkannt werden“, fordert der
Vorstandsvorsitzende. Alle Einrichtungen, die ausbilden können und wollen,
müssen das auch dürfen. Im Koalitionsvertrag auf der Bundesebene sei
vorgesehen, dass die Pflegeausbildung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe
und der Rehabilitation ermöglicht werden soll, soweit diese die Voraussetzungen
erfüllen. Dieser Plan müsse nun endlich umgesetzt werden. Außerdem müsse die
Leiharbeit begrenzt werden, denn hier werde der bestehende Personalmangel
ausgenutzt und die Einrichtungen müssten überzogene Preise bezahlen. Hier werde
eine Begrenzung dieser Preise gefordert.

„In der Altenpflege werden die qualifizierten Hilfskräfte immer wichtiger.
Hierzu gibt es die einjährige Helferausbildung und es wäre eine große Hilfe,
wenn diese – wie schon die dreijährige Fachkraftausbildung – solidarisch über
einen bundesweiten Fonds finanziert werden könnte“, macht Scheffold deutlich.
Momentan werden die ausbildenden Einrichtungen einschließlich deren Bewohner
einseitig durch die Ausbildungskosten belastet. Außerdem müsse die Ausbildung
zur Pflegehilfskraft auch künftig einjährig bleiben, denn jeder, der in der
Altenpflege arbeiten wolle und die Fähigkeiten dazu habe, sollte einen
passenden Ausbildungsweg finden.

„Außerdem ist und bleibt es natürlich von zentraler Bedeutung, dass der
finanzielle Rahmen stimmt“, so Scheffold. Nach den Zahlen des BWKG-Indikators
sei man aber nach wie vor weit davon entfernt und die Situation verschlechtere
sich spürbar. 45,6 % der Krankenhäuser, 65,7 % der Reha-Kliniken und 23 % der
Pflegeeinrichtungen im Land haben das Jahr 2021 mit roten Zahlen abgeschlossen.
Große Befürchtungen zeigen sich mit Blick auf das Jahr 2022: 61,1 % der
Krankenhäuser, 61,4 % der Reha-Kliniken und 45,3 % der Pflegeeinrichtungen
gehen aktuell davon aus, dass sie das Jahr 2022 mit roten Zahlen abschließen
werden.

Handlungsbedarf bei den finanziellen Rahmenbedingungen

„Diese Zahlen machen deutlich, dass vor allem die Finanzierungssysteme der
Krankenhäuser und Reha-Kliniken auf externe Schocks nicht ausgerichtet sind.
Sinkende Patientenzahlen durch eine Pandemie oder unerwartete
Sachkostensteigerungen treffen hier ungebremst auf die bereits bestehende
Unterfinanzierung“, erläutert der Vorstandsvorsitzende. Hier müsse der
Bundesgesetzgeber unverzüglich handeln.

Zum einen sind die Krankenhäuser und Reha-Kliniken auf einen
Inflations-Zuschlag durch den Bundesgesetzgeber angewiesen. „Dieser muss jetzt
schnell kommen und könnte auf Basis des Vorschlags der CDU-Fraktion im
Bundestag schnell umgesetzt werden“, so Scheffold. Zum anderen müssten die
Kliniken gegen Verluste aufgrund von pandemiebedingten Reduzierungen der
Patientenzahl abgesichert werden. „Der Krankenhaus-Schutz-schirm für das Jahr
2022 ist hier unzureichend, weil er einen Teil des Pandemie-Risikos auf die
Kliniken abwälzt. Hier muss dringend nachgebessert werden, wenn wir nicht neue
Höchststände bei den Defizitquoten der Kliniken erleben wollen“, so Scheffold.

Auch die Corona-Pandemie bereitet weiterhin Sorgen. Die Inzidenzen steigen
aktuell und es ist noch nicht abzusehen, wie sich diese „Sommerwelle“
weiterentwickeln wird. Prognosen für den Herbst sind derzeit kaum seriös
möglich. Sicher ist allerdings, dass die meisten Corona-Schutzschirme bereits
ausgelaufen sind und die letzten Maßnahmen spätestens Ende des Jahres
auslaufen. Wenn die Corona-Zahlen wieder anstiegen, müssten die
Corona-Schutzschirme für die Krankenhäuser, die Pflegeeinrichtungen und die
Reha-Kliniken reaktiviert werden. Flankierend müssen mögliche Infektionswellen
eingedämmt werden. „Wir fordern eine Impfkampagne für Corona und für die
Grippe. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht muss ausgesetzt werden, da durch
sie weitere Personalausfälle drohen, wenn demnächst Betretungsverbote verhängt
werden sollen. Außerdem ist sie aufgrund der gescheiterten allgemeinen
Impfpflicht nicht mehr zu rechtfertigen“, ergänzt Scheffold.

„Der Bundesgesundheitsminister warnt unablässig vor einem schwierigen
Coronawinter. Logische Konsequenzen daraus will er aber nicht ziehen.
Corona-Schutzschirme müssen schnell wieder aufgespannt und die unerwarteten
Preissteigerungen müssen ausgeglichen werden. Das ist der Minister den
Gesundheitseinrichtungen schuldig, aber vor allem den Menschen, die von ihnen
versorgt werden.“, macht Scheffold deutlich.

Quelle: Pressemitteilung, 18.07.2022

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