Das Krankenhaus Spremberg in Brandenburg gehört den Mitarbeitern /> Stiftung Liebenau legt Jahresbericht 2021 vor />

DGINA-Blitzumfrage bei den Notfallkrankenhäusern zeigt eine massive Belastungssituation mydrg.de





groups

DGINA-Blitzumfrage bei den Notfallkrankenhäusern zeigt eine massive Belastungssituation

DGINA-Blitzumfrage: Personalengpässe, Mangel an stationären Versorgungskapazitäten und Zuweisungen trotz Kapazitätserschöpfung bei den Notfallkrankenhäusern (Presseaussendung).



Auf Grund zunehmender Meldungen von überlasteten Notaufnahmen aus allen Landesteilen Deutschlands hat sich der Vorstand der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) entschlossen, eine Blitzumfrage zur aktuellen Belastung der Notfallkliniken durchzuführen. Bei dieser
Umfrage haben sich 362 von aktuell ca. 1064 Notfallkliniken beteiligt, sie versorgen jährlich fast 10 Millionen der 25 Millionen Notfallkontakte in deutschen Kliniken (39,3%). Damit gibt die Umfrage einen sehr realistischen
Eindruck von der aktuellen Versorgungssituation der Notfallpatienten in
Deutschland. Tag der Datenerhebung war der 05.07.2022. An diesem Tag lag die
Coronainzidenz bei 687,7. Im DIVI Intensivregister waren an diesem Tag 3032
freie Intensivbetten gemeldet.

Aus allen Stufen der Notfallversorgung gingen Rückmeldungen ein:
Basisnotfallversorgung 32,0%, Erweiterte Notfallversorgung 39,8%, Umfassende
Notfallversorgung 28,2%. Es wurden 12 Fragen zur aktuellen Lage der
Patientenversorgung in den Notaufnahmen gestellt.

Das Umfrageergebnis zeigt folgendes Szenario bei den Notfallkliniken:
A) Mangel an stationären Versorgungsmöglichkeiten
Die real belegbaren Betten lagen im Durchschnitt der Kliniken um ca. 18%
niedriger als die im Krankenhausplan angegeben Planbetten der Häuser im Jahr
2021. In 86% der Häuser wurde ein Mangel an normalstationären Betten, in 54 %
an Intensivbetten und in 48 % an intermediate care Betten berichtet.
B) Überfüllung der Notaufnahmen
66 % der Notfallkliniken berichteten über eine gefährliche Überbelegung
(Overcrowding) der Notaufnahme [HA1] am Umfragetag, die in Anlehnung an das
international anerkannten CEDOCS-System ermittelt und mit CEDOC Level 4 – 6
quantifiziert wurde [3]. Ursache des Overcrowdings war einerseits die fehlende
Möglichkeit die Patienten zur weiteren stationären Behandlung auf eine Station
abzuverlegen (84%), anderseits die anhaltende Zuweisung von Patienten über den
Rettungsdienst. 58,8% der Notfallkliniken hatten bei der integrierten
Leitstelle ihre Kapazitätserschöpfung angezeigt. Trotz Meldung der
Notfallklinik über erschöpfte Versorgungsmöglichkeiten mussten diese in fast
95% weiter durch den Rettungsdienst angefahren werden.
C) Personalmangel
98,6 % der Notaufnahmen litten unter Personalmangel, einerseits weil
pflegerische und/oder ärztliche Stellen nicht besetzt waren (82%) und
andererseits zusätzlich noch in 79% Krankheitsausfälle bzw. Quarantänefälle das
Personal zusätzlich dezimiert hatten.


Diese Ergebnisse bestätigen die seit 20 Monaten durchgeführten täglichen
freiwilligen Statusmeldungen von bis zu 80 Notaufnahmen der
DGINA-Notaufnahmeampel, die mit Beginn der Coronapandemie etabliert wurde und
als einziges Tool die Versorgungssituation von Notfallpatienten an den
teilnehmenden Notfallkliniken tagesgenau erfasst. Die DGINA-Ampel und die
Blitzumfrage zeigen, dass es nicht allein die Intensivbetten sind, die von der
Coronapandemie und dem Personalmangel betroffen sind, sondern noch in viel
größerem Ausmaß die Normalstationen und die Notaufnahmen selbst. Letztlich
können nur wenige der befragten Krankenhäuser die im Krankenhausplan
aufgeführten Planbetten zur Verfügung stellen. Die Bettenreduktion beträgt
annähernd 20 %, in den 362 teilnehmenden Kliniken waren zum Befragungszeitpunkt
mehr als 27 000 Betten nicht belegbar. Das führt zu krisenhaften
Überlastungssituationen in den Notaufnahmen. Annähernd 40 % der Kliniken haben
am Tag der Blitzumfrage Patienten wegen Bettenmangels an ein anderes
Krankenhaus verlegen müssen. Das bedeutet eine zusätzliche Belastung des
Rettungsdienstes, dessen Kapazitäten, die aktuell ebenfalls durch Infektionen
und Quarantäne des Personals ausgedünnt sind, für diese zusätzliche Aufgabe
nicht ausgelegt sind.

Exit Block durch fehlende stationäre Versorgungskapazitäten
Die Notaufnahmen können Patienten, die stationär aufgenommen werden müssen,
nicht mehr zeitnah abverlegen. Dieser Exit Block bedingt einen Patientenstau,
führt zu verzögerter Diagnostik und Behandlungsabläufen und gefährdet so die
Patientensicherheit. Zudem müssen die Notfallmediziner Behandlungen
priorisieren und können die gesetzliche Anforderung, für jeden Patienten eine
angemessene und zeitnahe Behandlung zu veranlassen, nicht mehr garantieren. In
der aktuellen Situation der Bettenschließungen in Häusern der Notfallversorgung
ist eine geordnete Bettendisposition so nicht mehr möglich und wird sich auch
auf die Patienten, die dringlicher Behandlung bedürfen, aber nicht als Notfall
in das Krankenhaus aufgenommen werden, auswirken (wie zum Beispiel dringlich
OP-bedürftige Tumorpatienten). Das Ausmaß des Exit Blocks in der Notaufnahme
ist somit als wichtiger Surrogat-Parameter für die ressourcenabhängige
Leistungsfähigkeit des Krankenhauses anzusehen.

Notaufnahmen / Notfallkliniken sind ein Indikator für die Belastung des
Gesundheitssystems
Die Umfrage zeigt auch, dass die Betrachtung der Situation der Notaufnahmen
sehr sensitiv erfassen lässt, unter welcher Belastung das gesamte
Gesundheitssystem aktuell arbeitet. Dadurch, dass der Zufluss der Patienten
sich nicht mehr nennenswert reduziert, der Abfluss aber massiv behindert ist,
sind die Notaufnahmen von dem Bettenmangel in besonderem Maße betroffen und das
ohnehin belastete Personal wird stark überfordert.

Aus Sicht der DGINA zeigt die Studie eindeutig, dass sich die Belastung der
Häuser nicht allein auf den Intensivstationen messen lässt, sondern eine
Gesamtbetrachtung der Krankenhäuser erforderlich ist. Die Erfassung der
Situation in der Notaufnahme spiegelt diese Gesamtsituation besonders klar
wider. Für eine ressourcenbasierte Steuerung der Gesundheitsversorgung müssen
die Belastungen der Notfallkliniken spezifisch und kontinuierlich erfasst und
berichtet werden, um eine bessere Ressourcensteuerung zu erreichen. Die von der
DGINA etablierte Notaufnahmeampel kann diesbezüglich als ein gelungener
Modellversuch angesehen werden. Mit begrenztem Aufwand wird ein klares Bild
über die Versorgungssituation von Notfallpatienten gewährleistet.

Maßnahmen sind zeitnah dringend erforderlich
Die gesetzliche Anforderung, dass die Akutversorgung von Notfallpatienten immer
gewährleistet sein muss, muss durch Zuordnung ausreichender Ressourcen für die
Notfallversorgung durch den Gesetzgeber erreicht werden. Auf Basis ihrer
Blitzumfrage sieht es die DGINA als vordringlich an, Bettenkontingente für
Notfallpatienten auf Intensiv, IMC- und Normalstationen zu garantieren. Eine
Kapazitätserschöpfungsmeldung von der Mehrheit der
Notfallversorgungskrankenhäuser ist mit dem gesetzlichen Auftrag der
Notfallversorgung nicht vereinbar. Bei Erschöpfung der Bettenkapazität müssen
Rettungsdienst und Krankenhäuser Pläne erstellen, die die Notfallversorgung
aufrechterhalten und Exit Blocks in den Notaufnahmen vermeiden helfen.
Besonderer Wert muss dabei auf die ausreichende Personalausstattung für die
Notfallversorgung gelegt werden, die auch Personalausfallkonzepte in
Pandemiesituationen mit einberechnet. Die aktuellen Überlastungssituationen in
der Notfallversorgung der Krankenhäuser demonstriert die Notwendigkeit einer
koordinierten vorausschauenden Planung der gesamten
Notfallversorgungskette.


Geforderte Maßnahmen
Verpflichtende Erstellung von Notfallplänen zur Vermeidung der Überlastung der
Notfallversorgung.

Festlegung ausreichender ärztlicher und pflegerischer Personalausstattung, die
auch Personalausfallkonzepte in Pandemiesituationen berücksichtigt.
Planung von stets verfügbaren Bettenkontingenten für Notfallpatienten auf
Intensiv-, IMC- und Normalstationen.
Kontinuierliche Erhebung der Auslastungsparameter in den Notaufnahmen /
Notfallkliniken und Abgleich mit weiteren Daten (z.B Intensivregister) zum
Monitoring des Gesundheitssystems.
Initialisierung von Maßnahmenplänen vor Eintreten patientengefährdender
Überlastungssituationen.

Autor: Vorstand
Abteilung: Vorstand
Veröffentlicht: 04.08.2022

Quelle: Presseaussendung, 04.08.2022

« Das Krankenhaus Spremberg in Brandenburg gehört den Mitarbeitern | DGINA-Blitzumfrage bei den Notfallkrankenhäusern zeigt eine massive Belastungssituation | Stiftung Liebenau legt Jahresbericht 2021 vor »

Anzeige: ID GmbH
Anzeige