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Intensiv- und Notfallmediziner mit Vorschlägen zur Verbesserung der Personalsituation in der Intensivpflege

Intensiv- und Notfallmediziner mit Vorschlägen zur Verbesserung der Personalsituation in der Intensivpflege (DIVI).



Es gibt weiter dringenden Handlungsbedarf in der Intensivpflege: Immer mehr Krankenhäuser müssen Betten – vor allem auf Intensivstationen – sperren, weil die Pflegekräfte fehlen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor 14 Monaten die sogenannte
Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV) unterzeichnet. „Die nun seit
Jahresbeginn geltende Regelung für ein Mindestmaß an Personal reicht aber nicht
aus, um den Bedarf in Deutschland zu decken“, kritisiert Thomas van den Hooven
(im Foto rechts), Pflegedirektor des Universitätsklinikums Münster und
Präsidiumsmitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv-
und Notfallmedizin (DIVI). „Wir müssen jetzt verstärkt Teilzeitkräfte und
Berufsaussteiger zurückgewinnen!“ Zu Beginn des heute startenden
DIVI-Kongresses in Hamburg mit rund 6.000 Teilnehmern macht die
Fachgesellschaft vier konkrete Vorschläge zur Verbesserung der
Personalsituation in der Intensivpflege. Die Kernpunkte: Mehr Personal zur
Entlastung der Pflegenden, eine Weiterentwicklung des Berufsbildes, eine
praxistaugliche Leistungserfassung und eine bessere Bezahlung.

Die DIVI kritisiert vor allem den Personalschlüssel der
Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung für die Intensivmedizin: In der
Tagschicht gilt seit 1. Januar 2019 ein Personalschlüssel von 1:2,5
(Pflegekraft pro Patienten), in der Nachtschicht von 1:3,5. Ab dem 1. Januar
2021 werden diese Werte auf 1:2 für die Tag- und 1:3 für die Nachtschicht
angepasst. Dies ist aus Sicht der DIVI, die schon seit 2011 einen
Pflegepersonalschlüssel von mindestens 1:2 sowohl für die Tag- als auch die
Nachtschicht fordert, nicht ausreichend: „Ein Schlüssel von 1:3 oder 1:3,5 im
Nachtdienst ist auf Intensivstationen mit schwerstkranken Patienten nicht
vertretbar. Was in der PpuGV momentan fehlt, ist ein Leistungserfassungstool,
aus dem verbindlich der Personalbedarf abgeleitet werden kann. „Bei
schwerstkranken Intensivpatienten fordern wir maximal zwei Patienten für einen
Intensivpflegenden – egal in welcher Schicht. Das führt aus unserer
Praxiserfahrung heraus zu einer verbesserten Versorgungsqualität, die
Pflegenden können zudem sämtlichen Aufgaben am Patienten nachkommen, und wir
machen somit den Pflegeberuf wieder attraktiver“, sagt Pflegedirektor van den
Hooven. „Allerdings hat sich die Intention, die Arbeitsbedingungen in der
Pflege zu verbessern, mit der neuen Verordnung in 2019 auch aus anderen Gründen
nicht umsetzen lassen, da weiterhin vor allem im Intensivbereich Personal
fehlen wird.“ Es ist also mehr Handlungsbedarf geboten, als
Personaluntergrenzen in einer Verordnung festzulegen und deren Finanzierung in
einem Gesetz zu regeln, wenn keiner da ist, der auf die Angebote reagiert.

Berufsbild weiterentwickeln: Vier DIVI-Vorschläge für die Praxis
Mit den bisherigen Regelungen habe sich die Qualität der Versorgung
deutschlandweit verschlechtert – zudem ist die Berufszufriedenheit der
Pflegenden im Intensivbereich weiter gesunken, weil die aktuellen
Personaluntergrenzen das Gegenteil von Wertschätzung für die Intensivpflege
darstellen. Als medizinischer Geschäftsführer der DIVI hat Professor Andreas
Markewitz (im Foto links) gemeinsam mit dem Vertreter der Pflege im
DIVI-Präsidium, Thomas van den Hooven, vier zentrale Vorschläge erarbeitet, die
die Personalsituation in der Intensivpflege verbessern sollen: In einem ersten
Schritt sollen die Arbeitsbedingungen durch eine deutlich bessere
Personalausstattung verbessert werden. „Dazu zählen nicht nur mehr
Intensivpflegende, sondern auch mehr Mitarbeiter, die das Pflegepersonal
entlasten. Zum Beispiel Dokumentationsassistenten oder Transportdienstleister“,
sagt van den Hooven.
Zudem soll eine strukturierte Weiterentwicklung etabliert werden. „Keiner
arbeitet gerne in einem Beruf, in dem er sich nicht weiterentwickeln kann.
Moderne Pflege braucht einen unterschiedlichen akademischen Ausbildungsgrad von
Pflegenden“, fordert van den Hooven.
Als dritte Maßnahme soll ein praxistaugliches Instrument zur differenzierten
Leistungserfassung und Erhebung der Arbeitsbelastung eingesetzt werden, das den
Anforderungen der Intensivpflege genügt. „Wir brauchen dringend ein Instrument,
aus dessen Ergebnissen sich der notwendige Personalbedarf ableiten lässt. Der
momentan unternommene Versuch, ein solches Messinstrument auf der Datenbasis
des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus zu entwickeln, ist aus
unserer Sicht zum Scheitern verurteilt. Es kann die Arbeitssituation in der
Intensivpflege nicht adäquat erfassen“, sagt Markewitz.
Der vierte Vorschlag zur Verbesserung der Personalsituation in der
Intensivpflege sieht kurzfristige Sofortmaßnahmen vor, mit denen die
Attraktivität des Berufsbildes Intensivpflege direkt gesteigert werden könne:
„Eine bessere Bezahlung muss in die Wege geleitet werden und zudem brauchen
Pflegende eine verlässliche Dienstplangestaltung“, betont Markewitz. Er sieht
nun erstmal Handlungsbedarf auf Seiten der Politik: „Die Fakten liegen alle auf
dem Tisch. Als Experten der Intensiv- und Notfallmedizin sind wird jederzeit
bereit für ein Gespräch mit den gesundheitspolitischen Akteuren.“

Ausblick 2020: Einsatz auf Landes- und Bundesebene für verbesserte
Personalsituation
Dass die Attraktivität des Berufes in den vergangenen Jahren sehr stark
zurückgegangen ist, weiß Thomas van den Hooven, selbst ausgebildeter
Fachkrankenpfleger für Intensiv- und Anästhesiepflege. „Der Beruf ist
lebensnotwendig, hat aber auch im gesellschaftlichen Ansehen stark gelitten.“
Deshalb begrüßt er auch ausdrücklich Kampagnen wie die zur
„Ausbildungsoffensive Pflege“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend. „Davon brauchen wir deutlich mehr“, sagt er. „Und wir
brauchen mehr Unterstützer mit einem langen Atem und dem unbedingten Willen zur
Verbesserung des Pflegeberufes.“ Auch die DIVI hat sich mit der Kampagne
„Intensiv.Pflege.Leben!“ am gesellschaftlichen Diskurs beteiligt. Über das
gesamte zurückliegende Jahr wurden immer wieder kurze Videoclips publiziert, in
denen Intensivpflegende von ihrem Arbeitsalltag berichtet haben. „Wir wollten
damit den Pflegekräften, die ihren Aufgaben mit großem Engagement nachgehen,
ein Gesicht geben“, sagt DIVI-Präsident Professor Uwe Janssens, der die Aktion
ins Leben gerufen hat. „Ich freue mich, dass sich daran im Laufe der Monate
auch immer neue Kliniken beteiligt haben“, sagt der Chefarzt der Klinik für
Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in
Eschweiler. „Die Pflegerinnen und Pfleger auf den Intensivstationen können
sicher sein, dass wir auch 2020 an ihrer Seite stehen und mit allen möglichen
Mitteln auf Landes- sowie Bundesebene aktiv für die Verbesserung der
Personalsituation kämpfen“, sagt Janssens.

Quelle: DIVI, 04.12.2019

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