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Ist der Krankenhausplan NRW ein Schließungs- oder Zukunftsplan?

Krankenhäuser sind mehr als reine Produktionsmaschinerie (KGNW).



Der „Gesundheitskongress des Westens“ 2022 fand am 3. und 4. Mai in Köln als Hybridveranstaltung statt. Das Motto lautete: „Lasst uns nachhaltige Strukturen schaffen!“ Expertinnen und Experten aus Gesundheitspolitik, Krankenhausmanagement, Ärzteschaft, Pflege, Gesundheitsökonomie und Versorgungswissenschaft diskutierten zwei Tage lang, wie es gelingt, nachhaltige Strukturen zu schaffen, um eine hochwertige Gesundheitsversorgung auch für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) war mit Vorstandsmitglied
Andreas Schlüter, Hauptgeschäftsführer Knappschaft Kliniken GmbH (Dortmund),
dem KGNW-Geschäftsführer Matthias Blum, sowie Burkhard Fischer, Referatsleiter
„Qualitätsmanagement, IT und Datenanalyse“, prominent vertreten.

Krankenhausplan NRW: Schließungs- oder Zukunftsplan?

Andreas Schlüter und Matthias Blum waren als Experten zur Diskussion rund um
den neuen Krankenhausplan NRW gefragt: „Krankenhausplanung NRW: Wäre ein
,Krankenhaus-Schließungs-Gesetz‘ ein Zukunftskonzept?“ Das Ministerium für
Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS), das den Plan initiierte, vertrat Helmut
Watzlawik, Leiter Abteilung Krankenhausversorgung. Die Fahne der
(oppositionellen) Landespolitik hielten Josef Neumann, Mitglied der
SPD-Fraktion des Landtags, sowie Sandra Leurs, Themenbeauftragte für Gesundheit
und Pflege Landesverband NRW der Piratenpartei Deutschland, hoch. Prof. Dr.
Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der Technischen
Universität Berlin, Mitglied der der neuen Regierungskommission auf Bundesebene
zur Erarbeitung einer Krankenhausstrukturreform, wiederholte auf dem Podium
auch zum Krankenhausplan seine Dauer-Forderungen nach Ausdünnen der
Kliniklandschaft: „Am Ende werden aber auch ganz klar Krankenhäuser geschlossen
werden müssen. Es muss eine Konzentration geben – und die wird auch kommen.“
Dem hielt Josef Neumann entgegen: „Zwischen Impulsen der Wissenschaft und der
Praxis bestehen manchmal Unterschiede.“

Neumann brach eine Lanze für die Krankenhäuser: „Mir gefällt nicht, dass
Krankenhäuser unter Generalverdacht stehen und ihnen so viel Misstrauen
entgegenschlägt. Die Krankenhäuser sind das Rückgrat, die Säule der
gesundheitlichen Daseinsversorgung. Wir dürfen sie nicht zum Spielball des
Marktes machen.“

Helmut Watzlawik erläuterte die Details des soeben veröffentlichten neuen
Krankenhausplans des Landes. Gleich zu Beginn wehrte er sich gegen den Titel
der Diskussionsrunde: „Der Krankenhausplan 2022 für Nordrhein-Westfalen ist
kein Krankenhaus-Schließungsplan. Wir wollen die Krankenhauslandschaft stärken
und zukunftsfest machen. Ich bin optimistisch, dass dem Plan am Ende viele
zustimmen werden.“

Alle Beteiligten waren sich einig, dass Veränderungen in der
Krankenhauslandschaft angebracht sind. So erinnerte Andreas Schlüter: „Man muss
sich trennen vom Glauben, dass sich in den vergangenen Jahren im
Krankenhausbereich nichts getan hat.“ Immer wieder betonte er die Wichtigkeit
der Menschen: „Krankenhäuser sind mehr als eine reine
Produktionsmaschinerie.“


KGNW-Geschäftsführer Matthias Blum (Bild) stellte eine zentrale Herausforderung
in der Umsetzung des Krankenhausplans dar – die regionalen Planungskonferenzen.
„Wenn der Krankenhausplan in der Umsetzung an einer Stelle oder in einer Region
gestartet ist, dann muss er vollständig umgesetzt werden.“ Grund seien die
Abhängigkeiten der einzelnen Prozesse und Plankomponenten untereinander. Alles
baue aufeinander auf.

Josef Neumann nahm sich als Vertreter der Politik und einer Partei, die die
kommende Landesregierung stellen möchte, zum Diskussionsende selbst in die
Pflicht: „Die Hinterlegung mit finanziellen Mitteln ist in der
NRW-Krankenhausplanung einer der zentralen Punkte, der stärker in den
Mittelpunkt gerückt werden muss.“

Matthias Blum gab der künftigen Berliner Krankenhaus-Regierungskommission für
ihre künftige Arbeit noch Hinweise mit auf den Weg: „Diese Regierungskommission
muss den Ländern die regionale Planung der Krankenhaus-Landschaft überlassen.
Zudem müssen die Krankenhäuser für mehr Ambulantisierung geöffnet werden.“

„Krankenhaus trifft Klimaschutz“
Ein zentrales Thema des Gesundheitskongresses war der Klimaschutz im
Gesundheitswesen allgemein, in den Krankenhäusern im Speziellen: „Krankenhaus
trifft Klimaschutz“. Annegret Dickhoff, Projektleiterin im Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland, Landesverband Berlin e.V. mit dem Schwerpunkt
Klimaschutz in Gesundheitseinrichtungen, und Burkhard Fischer stellten das im
April 2022 abgeschlossene Projekt KLIK green, das Zielbild „Klimaneutrales
Krankenhaus“ des Wuppertal Instituts und das Gutachten zu
Finanzierungsmöglichkeiten von Umsetzungsmaßnahmen des Zielbilds vom hcb vor.

© KGNW

Im Projekt „KLIK green“ begleiteten die Verbundpartner BUND Berlin,
Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) und Universitätsklinikum
Jena über drei Jahre ein Netzwerk aus rund 200 Krankenhäusern und 50
Reha-Kliniken bei der Umsetzung von Klimaschutzvorhaben. Über den
Projektzeitraum hinaus wirken über 1.600 Maßnahmen zur Steigerung der Energie-
und Ressourceneffizienz. Das Ziel: eine Reduzierung klimaschädlicher
Treibhausgase (Kohlendioxid-Äquivalenten/CO2äq) von mindestens 100.000 Tonnen.
Erreicht wurde mehr als das Doppelte. Das entspricht laut Umweltbundesamt (UBA)
den Emissionen von etwa 40.000 Hin- und Rückflügen auf die Malediven.

Als besonders wichtig stellte Annegret Dickhoff die Vorbildfunktion der
Geschäftsführung in puncto Nachhaltigkeit heraus. Das scheint in der Uniklinik
Essen gut zu funktionieren, wie Prof. Dr. Jochen A. Werner,
Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor Universitätsmedizin Essen,
präsentierte. In seiner Einrichtung habe ein Umdenken, ein Wandel der
Unternehmenskultur, stattgefunden. „Smart Hospital“, das Konzept einer
innovativen, digitalisierten, zukunftsfähigen Medizin, stelle den Menschen in
den Mittelpunkt. Damit einher geht das Prinzip des „Green Hospital“. Prof. Dr.
Werner nennt es „das Recht des Menschen auf eine gesunde Umwelt“.

Krux ist wie immer das Geld, wie Annegret Dickhoff betonte: „Kliniken sind beim
Klimaschutz wichtige Player. Gesundheitseinrichtungen benötigen aber
finanzielle und politische Unterstützung.“ Hier sieht auch Burkhard Fischer
(Bild) einen entscheidenden Knackpunkt: „Ja, man kann Krankenhäuser
klimaneutral machen.“ Bisher, so habe es ein Gutachten von Prof. Dr. Boris
Augurzky verdeutlicht, fehle es aber an geeigneten und wirksamen
Fördermöglichkeiten für die besonderen Anforderungen der Krankenhäuser. „Das
Dilemma im Bereich der Krankenhausfinanzierung behindert jedoch die Umsetzung
des Klimaschutzes. Der ,Climate Boost‘ in den Krankenhäusern erfordert
Gesetzesänderungen, Finanzierung und Mittelzuweisung“, erläuterte Fischer.

Zugleich mahnte er einen langen Atem an: „Ein Climate Boost braucht Zeit.
Keiner kann jetzt schon sagen, wo wir in acht Jahren stehen werden.“

Quelle: KGNW, 10.05.2022

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