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Bedarf dämpfen, Kapazitäten ausweiten und bestmöglich nutzen - Empfehlungen zum Corona-Krisenmanagement im Gesundheitswesen

Bedarf dämpfen, Kapazitäten ausweiten und bestmöglich nutzen - Empfehlungen zum Corona-Krisenmanagement im Gesundheitswesen (RWI-Essen).



Die industrialisierte Welt erlebt zurzeit aufgrund der von SARS-CoV-2 (Corona-Virus) ausgelösten Pandemie eine einmalige Krisensituation. Sie stellt insbesondere das Gesundheitswesen vor eine große Herausforderung. Das RWI stellt in einer RWI Position sieben Empfehlungen für eine umfassende
Strategie zum Umgang mit der aktuellen Situation im deutschen Gesundheitswesen
auf. Sie zeigt, wie die Situation abgemildert werden kann, wenn ein gedämpfter
Bedarf für Behandlungskapazitäten auf ein erweitertes und effizient gesteuertes
Angebot trifft.

Die wichtigsten Empfehlungen:

Empfehlung 1:
Nach Schweregraden bedarfsgerecht versorgen, keine Kapazitäten blockieren
Um einen erhöhten Anstieg der Neuerkrankungen zu bewältigen, ist konsequent auf
eine bedarfsgerechte Versorgung zu achten. Hierzu gehören neben der
Bereitstellung von Intensivbetten mit Beatmungsgeräten zusätzliche
Überwachungs- und Beatmungskapazitäten für schwere, aber nicht
intensivpflichtige Fälle jenseits der Intensivstation. Die Entscheidung über
die Zuordnung der Patienten muss von den Ärztinnen und Ärzten vor Ort
medizinisch vollständig eigenverantwortlich getroffen werden.
Empfehlung 2:
Ausrüstungsreserven identifizieren, Produktion priorisieren, Zuteilung zentral
koordinieren
Um die Krankenhäuser mit ergänzenden Beatmungsgeräten auszustatten, sollten
bestehende Reserven aktiviert werden. Die Bestandsaufnahme sollte die
Bundeswehr und den Katastrophenschutz einbeziehen und auch medizinisches
Material erfassen, das für den Schutz von Ärzteschaft und Pflegekräften
benötigt wird. Mit Blick auf die Herstellung solcher Produkte sollte während
der Zeit der akuten Krise das Vergaberecht ausgesetzt werden. Bei der Zuordnung
von Beatmungsgeräten ist eine zentrale Koordination sinnvoll.
Empfehlung 3:
Bürokratie vollständig aussetzen, verantwortungsvoll lokale Lösungen finden
Um schnelles Handeln zu ermöglichen, ist für die Zeit der akuten Hochphase der
Pandemie jegliche hemmende Bürokratie durch Vorgaben rund um die Betreuung von
CoviD-Patienten auszusetzen. Ärzte vor Ort sollten grundsätzlich ausschließlich
anhand medizinischer Kriterien entscheiden können, wie und mit welchen
Ressourcen die Behandlung vorgenommen wird. Die Einhaltung
arbeitszeitrechtlicher Vorgaben darf die Versorgung nicht behindern, sie
sollten für das Krankenhauspersonal befristet ausgesetzt werden.
Empfehlung 4:
Budgetsicherheit für Krankenhäuser gewährleisten
Um die für die Behandlung schwerer Krankheitsverläufe notwendigen Kapazitäten
freizuschaufeln, sollten Krankenhäuser geplante, medizinisch nicht unmittelbar
notwendige so genannte elektive Eingriffe zeitlich verschieben. Um drastische
wirtschaftliche Einbußen zu verhindern, sind kurzfristig liquiditätsstützende
Maßnahmen für Krankenhäuser nötig. Zudem sollten die entstandenen Kosten für
über Leasingfirmen eingesetztes ärztliches und pflegerisches Personal in voller
Höhe refinanziert werden.
Empfehlung 5:
Ruhendes Personal aktivieren, Personalressourcen umlenken, Laienreserve
ertüchtigen
Um die Versorgungskapazität in der akuten Krisenphase zu erhöhen, sollten
sämtliche Personalreserven soweit wie möglich aktiviert werden. Teilzeitkräfte
könnten vorübergehend zu Vollzeit animiert und Eltern aus der Elternzeit
reaktiviert werden. Fachkräfte aus anderen Bereichen, Personal aus
Rehabilitationskliniken sowie derzeitige Medizinstudierende könnten in der
intensivmedizinischen Betreuung unterstützend eingesetzt werden. Denkbar ist
zudem die Einrichtung eines Freiwilligendienstes.
Empfehlung 6:
Transparenz über lokale Ressourcen schaffen, Engpässe frühzeitig identifizieren
Um in Echtzeit auf lokaler Ebene das Angebot von und den Bedarf an Ressourcen
identifizieren zu können, sollten alle Leistungserbringer eine zentrale
Plattform nutzen. Neben Intensiv- und Beatmungskapazitäten müssen Geräte,
Laborkapazitäten, wichtige Engpassartikel und Personalressourcen ebenso erfasst
werden wie geheilte Mitarbeiter. Ebenso zu erfassen ist der
Ressourcenverbrauch, vor allem die Anzahl der hospitalisierten Corona-Patienten
und der jeweilige Anteil der intensivpflichtigen Patienten.
Empfehlung 7:
Keine Vollbremsung der Volkswirtschaft provozieren An der Strategie, dem akuten
Anstieg der Neuerkrankungen durch das Unterbinden von Sozialkontakten die
Spitze zu brechen, führt kein Weg vorbei. Aber weder lässt sich eine lang
anhaltende Vollbremsung der Volkswirtschaft durchhalten, noch wäre ohne die
Immunisierung der Bevölkerung ein dauerhaft stabiler Zustand erreicht. Die
Strategie, in langsamem Tempo eine „Durchseuchung“ der Bevölkerung zuzulassen,
muss jedoch mit Schutzmaßnahmen für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen
verbunden werden.
Zu den derzeit notwendigen Maßnahmen im Gesundheitswesen sagt
RWI-Gesundheitsexperte Boris Augurzky: „Es geht jetzt kurzfristig darum, die zu
erwartenden Entwicklungen auf der Angebots- und Nachfrageseite fortlaufend und
bis hinunter in die kommunale Ebene abzuschätzen und dadurch vorausschauend
zentrale Stellschrauben sowie etwaige Engpässe zu identifizieren. Auf diese
Weise wird das deutsche Gesundheitssystem bestmöglich durch die zu erwartende
Herausforderung kommen.“ RWI-Präsident Christoph M. Schmidt ergänzt zur
Gesamtsituation: „Im Zentrum des Krisenmanagements stehen jetzt vor allem die
Gesundheitsversorgung und der Versuch, dem akuten Anstieg der Neuerkrankungen
durch das Unterbinden von Sozialkontakten die Spitze zu brechen. In der
aktuellen Situation halte ich es aber für richtig, dass die Bundesregierung den
Rest der Volkswirtschaft nicht aus dem Auge verliert und den Unternehmen nach
dem Prinzip, Liquidität geht vor Rentabilität‘ kurzfristige und umfassende
Unterstützung zugesagt hat.“

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Ihre Ansprechpartner/in dazu:

Sabine Weiler (Kommunikation), Tel.: (0201) 81 49-213

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Dieser Pressemitteilung liegt die RWI Position „Corona-Krisenmanagement im
Gesundheitswesen - Kernpunkte einer Strategie zum Umgang mit SARS-CoV-2“
zugrunde. Sie kann unter http://www.rwi-essen.de/publikationen/rwi-positionen/
oder direkt hier als pdf-Datei heruntergeladen werden. Über die Inhalte der
Position berichtet die „Rheinische Post“ heute unter der Überschrift
„Sieben-Punkte-Plan des RWI gegen den Gesundheitskollaps“.

Quelle: RWI-Essen, 17.03.2020

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