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Gesundheitsatlas Asthma bronchiale

Gesundheitsatlas Asthma bronchiale (WIdO, PDF, 10 MB).



In Deutschland leben laut dem aktuellen Gesundheitsatlas Asthma des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) etwa 3,5 Millionen Menschen mit einem medikamentös behandelten Asthma. Das entspricht einem Anteil von 4,2 Prozent der Bevölkerung. Die höchsten Krankheitsraten finden sich bei Jungen bis 14 Jahren und bei älteren Frauen ab 70 Jahren. Im Bundesland-Vergleich sind
die Einwohner von Nordrhein-Westfalen mit 4,7 Prozent am stärksten von Asthma
betroffen. Großstädte weisen im Vergleich zu ländlichen Regionen insgesamt eine
leicht erhöhte Asthma-Häufigkeit auf. "Möglicherweise kann das mit der
Luftverschmutzung erklärt werden, die als Risikofaktor für die Erkrankung
gilt", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Der Gesundheitsatlas stellt erstmals die Krankheits-Häufigkeiten für die 401
Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland auf Basis eines eigens
entwickelten Hochrechnungs-Verfahrens dar. Danach sind Heidelberg und der
brandenburgische Kreis Dahme-Spreewald mit jeweils 2,9 Prozent die Regionen mit
dem geringsten Anteil von Asthma-Patienten. Am stärksten betroffen sind die
Landkreise Sonneberg mit 6,5 Prozent sowie Eisenach und Saalfeld-Rudolstadt in
Thüringen mit jeweils 6,2 Prozent. "Zur Vermeidung von Neuerkrankungen und
Verbesserung der Asthmasymptomatik sollten Landräte und Bürgermeister in den
besonders stark betroffenen Regionen die verschiedenen Risikofaktoren in den
Blick nehmen. Dazu zählen eingeatmete Stoffe, die die Lunge schädigen -
insbesondere das Rauchen", betont Helmut Schröder, stellvertretender
Geschäftsführer des WIdO. Der Rauchverzicht sei daher eine wichtige
Präventionsmaßnahme für Asthmapatienten.

Auf der Ebene der Bundesländer sind Nordrhein-Westfalen (4,7 Prozent), das
Saarland (4,6 Prozent) und Thüringen (4,6) laut Gesundheitsatlas besonders von
Asthma-Erkrankungen betroffen. Besonders niedrige Krankheitshäufigkeiten zeigen
sich dagegen in Mecklenburg-Vorpommern (3,4 Prozent) und Baden-Württemberg (3,7
Prozent). Unter den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern hat Dortmund mit
5,0 Prozent den höchsten Anteil von Asthma-Patienten, gefolgt von Essen (4,9
Prozent) und Nürnberg (4,6 Prozent). Am unteren Ende der Liste steht Stuttgart
mit einem Anteil von nur 3,7 Prozent.

Deutliche Unterschiede nach Alter und Geschlecht

Bei der Krankheitshäufigkeit zeigt der Gesundheitsatlas zudem deutliche
Unterschiede nach Alter und Geschlecht. In der Altersgruppe bis 14 Jahre sind
Jungen mit 5,4 Prozent deutlich häufiger an Asthma erkrankt als Mädchen mit 1,9
Prozent. Im Erwachsenenalter sind Frauen zwischen 70 und 79 Jahren mit 6,8
Prozent am stärksten betroffen. "Die höhere Prävalenz bei den Jungen hat
vermutlich anatomische Gründe und lässt sich durch die engeren Bronchien
erklären. So kommt es leichter zu einer Verengung der Atemwege, wie sie beim
Asthma bronchiale vorliegt. Im Erwachsenenalter sind die Bronchiendurchmesser
dann bei Männern größer als bei Frauen, was die Umkehrung der
Geschlechterverhältnisse erklärt", so Schröder. Weitere Gründe für die
Geschlechtsunterschiede könnten aber auch hormonelle Einflüsse oder
geschlechtsspezifische Unterschiede beim Kontakt mit Asthma-auslösenden
Substanzen sein.

Zusammenhang zwischen Asthma und Adipositas

Der Gesundheitsatlas bestätigt einen Zusammenhang, der bereits aus anderen
Studien bekannt ist: In Regionen mit einem hohen Anteil von Menschen mit
krankhaftem Übergewicht (Adipositas) ist auch die Rate der Asthma-Erkrankungen
erhöht. So zeigt sich im Fünftel der deutschen Regionen mit dem höchsten
Adipositas-Anteil eine Asthma-Häufigkeit von 4,5 Prozent. Das Fünftel mit dem
niedrigsten Adipositas-Anteil hat dagegen eine Asthma-Häufigkeit von nur 3,8
Prozent. "Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Gewichtsreduktion bei
stark übergewichtigen Asthmapatienten zu einer Verbesserung der
Krankheitskontrolle beitragen kann. Das Abnehmen wird diesen Patienten auch in
der Nationalen Versorgungsleitlinie empfohlen, damit sich die Asthma-Symptome
bessern", erklärt der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Schröder.

Kontrolle der Erkrankung in der Pandemie besonders wichtig

Die wichtigste Säule der Therapie von Asthma-Patienten ist ein gutes Management
der Erkrankung unter adäquatem Einsatz der verfügbaren Medikamente, ergänzt um
nicht-medikamentöse Maßnahmen. Das Ziel, die Erkrankung gut unter Kontrolle zu
haben, steht daher auch in den Disease-Management-Programmen der gesetzlichen
Krankenkassen für Asthma-Patienten im Vordergrund. Asthma-Anfälle mit Luftnot
sollen möglichst komplett vermieden werden, sodass das Alltagsleben der
Patienten nicht durch die Erkrankung eingeschränkt wird. Vor dem Hintergrund
der aktuellen Coronavirus-Pandemie sei dies besonders wichtig, betont Helmut
Schröder: "Erste Studienergebnisse weisen darauf hin, dass bei einem gut
kontrollierten Asthma nicht von einem erhöhten Risiko für einen schweren
Covid-19-Verlauf ausgegangen werden kann."

Innovatives Verfahren ermöglicht Aussagen auf lokaler Ebene

Für den Gesundheitsatlas wurde ein neuartiges Hochrechnungsverfahren verwendet,
das für diesen Zweck vom Wissenschaftlichen Institut der AOK in Zusammenarbeit
mit der Universität Trier entwickelt wurde. Es erlaubt auf Basis der
Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten zuverlässige Aussagen zu
Krankheitshäufigkeiten in der Gesamtbevölkerung bis auf die lokale Ebene.
Unterschiede zwischen den AOK-Versicherten und der Gesamtbevölkerung in Bezug
auf Alter, Geschlecht und Krankheitshäufigkeit werden dabei durch ein
innovatives statistisches Verfahren herausgerechnet. Neben dem Vergleich der
tatsächlichen Krankheitshäufigkeit enthält der Gesundheitsatlas auch eine
Modellrechnung, die einen "fairen" Vergleich zwischen den Regionen ermöglicht:
Hierbei werden die Unterschiede herausgerechnet, die durch die unterschiedliche
Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung in den einzelnen Kommunen des
Landes entstehen.

Erklärtes Ziel dieser Analysen ist es, den Akteuren vor Ort fundierte
Informationen über das Krankheitsgeschehen in ihrer Region bereitzustellen. Der
Gesundheitsatlas kann den Akteuren vor Ort helfen, Handlungsansätze zu
identifizieren, die der Verbesserung der Gesundheitssituation und damit auch
der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger dienen. In die Analyse einbezogen
wurden Patienten mit einer ärztlich dokumentierten Asthma-Diagnose oder einer
Teilnahme am DMP Asthma, die zudem ein Asthma-spezifisches Medikament
erhielten.

Der "Gesundheitsatlas Deutschland - Asthma bronchiale: Verbreitung in der
Bevölkerung Deutschlands und seinen Regionen. Ursachen, Folgen und
Präventionsmöglichkeiten" steht auf der Website des WIdO unter
https://ots.de/zPNpa4 zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Pressekontakt:

Wissenschaftliches Institut der AOK
Pressestelle
Peter Willenborg
Telefon: 030 34646 2467
Mobil: 0173 / 8607866
E-Mail: presse@wido.bv.aok.de

Quelle: WIdO, 19.11.2020

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