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Obduktionsregister: Bei mehr als 80% der Verstorbenen war das Coronavirus die Todesursache

Obduktionsregister: Bei mehr als 80% der Verstorbenen war das Coronavirus die Todesursache (Pressemitteilung).



Forscherinnen und Forscher der Uniklinik RWTH Aachen, stellvertretend für das Deutsche Register für COVID-19 Obduktionen (DeRegCOVID), geben erstmalig in einer Publikation in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift The Lancet Regional Health Europe einen Überblick über
die Daten aus Obduktionen an COVID-19 Verstorbenen in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass das Coronavirus in den Körpern der Verstorbenen massive Lungenschäden angerichtet hat. In 86 Prozent
der untersuchten Fälle war COVID-19 die zugrundeliegende Ursache für den Tod
der Infizierten.

Angesichts der COVID-19-Pandemie haben Forscherinnen und Forscher der Uniklinik
RWTH Aachen im Jahr 2020 zusammen mit den nationalen Fachgesellschaften der
Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin ein zentrales Register für
Obduktionen von an COVID-19 verstorbenen Personen aufgebaut. Ziel ist es,
gemeinsam ein nationales vollumfassendes Register aufzubauen, in dem die
Obduktionsergebnisse möglichst aller an COVID-19 verstorbenen Menschen in
Deutschland erfasst werden. Dieses Register ist in seiner Art weltweit das
Erste und ein gelungenes Beispiel für die breite Kooperation unterschiedlicher
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Durch eine außerordentliche Mitarbeit
aller Zentren umfasst das Register mehr als drei Viertel aller nationalen
Universitätsinstitute für Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin sowie
auch mehrere nicht-universitäre Zentren. Bis zum Oktober 2021 wurden bereits
über 1.100 Obduktionsfälle in der gemeinsamen Datenbank dokumentiert, was
international die aktuell größte multizentrische Studie darstellt.

Pathogenese als Schlüssel zum Erkenntnisgewinn
Obduktionen sind in der Medizin ein wichtiges Werkzeug, da sie Einblicke in die
Todesursachen und die Krankheitspathophysiologie bieten. Um COVID-19 besser
verstehen und behandeln zu können, wollten die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler eine möglichst große Datenmenge zu den Auswirkungen des
neuartigen Virus auf den menschlichen Körper sammeln und auswerten.

Die erhobenen Daten aus dem Deutschen Register für COVID-19 Obduktionen zeigen,
dass in 86 Prozent der Obduktionsfälle die zugrundeliegende Todesursache
COVID-19 war. Nur in 14 Prozent der Fälle war COVID-19 eine Begleiterkrankung.
In diesen Fällen war die SARS-CoV-2-Infektion ein den Tod begünstigender, aber
nicht unmittelbar todesursächlicher Faktor. Die am häufigsten ermittelten
Todesursachen bei durch COVID-19 verursachten Todesfällen waren der sogenannte
diffuse Alveolarschaden, das pathologische Korrelat des akuten Lungenversagens
(englisch: Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS)), gefolgt von
Multiorganversagen. Als Alveolen werden die kleinen Lungenbläschen bezeichnet,
die für den Austausch zwischen Atemluft und Blut sorgen. Die Krankheitsdauer
vom ersten Auftreten der COVID-19-Symptome beziehungsweise des positiven
Testergebnisses bis zum Tod der Infizierten betrug in den meisten Fällen
weniger als zwei Wochen.

„Die Ergebnisse bestätigen Auswertungen von Todesbescheinigungen, dass die
große Mehrheit der obduzierten COVID-19 Patienten an und nicht mit COVID-19
verstorben ist und sind im Einklang mit den nicht aus Obduktionen ermittelten
Daten des Robert Koch-Instituts (RKI). Die COVID-19 Pandemie hat den Wert der
Obduktion für die Erforschung neuer Erkrankungen sehr deutlich gemacht.“, so
Dr. med. Saskia von Stillfried aus dem Institut für Pathologie an der Uniklinik
RWTH Aachen.

Univ.-Prof. Dr. med. Peter Boor, Leiter des Projektes und Oberarzt am Institut
für Pathologie an der Uniklinik RWTH Aachen, lobt die Zusammenarbeit der
beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Dass wir in so kurzer
Zeit dank der Hilfe aller Beteiligten ein zentrales, nationales
Obduktionsregister aufbauen konnten, erfüllt uns hier in Aachen mit sehr großem
Stolz und Freude. Ein großer Dank geht an alle beteiligten Kolleginnen und
Kollegen aus Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin. Auf diese Weise
können wir eine gute Datenlage für andere forschende und behandelnde Ärzte
bereitstellen und können gleichzeitig mit der Datengrundlage zu der
öffentlichen Diskussion beitragen. Wir kennen das Virus und seine potenziellen
Schäden nun deutlich besser, was für die Weiterentwicklung der medizinischen
Behandlung essenziell ist. Wir hoffen, dass dieses Projekt das Interesse an der
Einführung ähnlicher nationaler Obduktionsregister weltweit wecken kann.
Projekte dieser Art auf europäischer oder gar globaler Ebene wären ein
wichtiger Fortschritt für die medizinische Forschung.“

Erfolgreiche Forschung dank Vernetzung
Eines der Hauptziele des Deutschen Registers für COVID-19 Obduktionen ist es,
als eine Plattform zu fungieren, die interessierte Forscherinnen und Forscher
mit den teilnehmenden Obduktionszentren verbinden soll. Teil des Konzepts ist,
dass Proben beziehungsweise verfügbares Material, das zum Teil nur durch
Obduktionen gewonnen werden kann und somit einen einzigartigen Stellenwert für
die medizinische Forschung hat, in den jeweiligen Obduktions-Standorten
dezentral verwahrt werden, sodass bei Forschungsanfragen das Register als
Kontaktvermittler dient. Bis zum Dezember 2021 konnte das Register verschiedene
Obduktionszentren mit Forscherinnen und Forscher aus laufenden
wissenschaftlichen Projekten miteinander verbinden, was bis jetzt bereits zu
mehr als 20 Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften führte.

An dem Aufbau und der Leitung des Registers beteiligt waren seitens der
Uniklinik RWTH Aachen das Institut für Pathologie, das Institut für
Medizinische Informatik und das Center for Translational & Clinical Research
Aachen (CTC-A). Das Projekt wird vom Bundesverband Deutscher Pathologen e. V.
(BDP), der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP), der Deutschen
Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie e. V. (DGNN), der Deutschen
Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRN) und dem Bundesministerium für Gesundheit
(BMG) unterstützt.

Die Publikation finden Sie hier:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666776222000230


© Feydzhet Shabanov – stock.adobe.com

Daten aus mehr als 1.100 Obduktionen von mehr als drei Viertel aller nationalen
Universitätsinstitute für Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin sowie
auch mehreren nicht-universitäre Zentren wurden u. a. hinsichtlich der
Todesursache nach Erkrankungsdauer ausgewertet. (Grafik: Uniklinik RWTH Aachen)
Für Presserückfragen wenden Sie sich bitte an:
Uniklinik RWTH Aachen
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Dr. Mathias Brandstädter
Tel. 0241 80-89893
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Quelle: Pressemitteilung, 18.02.2022

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