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Smart Hospital: Forscher der Universität Rostock präsentiert Krankenhaus der Zukunft mydrg.de





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Smart Hospital: Forscher der Universität Rostock präsentiert Krankenhaus der Zukunft

Smart Hospital: Forscher der Universität Rostock präsentiert Krankenhaus der Zukunft (Medienunterrichtung).



Wie sieht das Krankenhaus der Zukunft aus? Darüber macht sich Martin Kasparick vom Institut für angewandte Mikroelektronik und Datentechnik der Universität Rostock seine Gedanken. Im smarten Isolationszimmer könnten Patientinnen und Patienten in Zukunft ohne Störung des Pflegepersonals genesen. Die
Beatmungs- und Vitaldaten werden direkt in den Vorraum gesendet. Die „lautlose“ Intensivstation könnte insbesondere bei gefährlichen Infektionskrankheiten – wie bei Corona – zum Einsatz kommen. Gerade ist Martin Kasparick vom Institut für Angewandte Mikroelektronik und
Datentechnik der Universität Rostock aus Orlando zurückgekehrt. Hier hat der
36-jährige Rostocker auf einer der größten und wichtigsten internationalen
HIMSS Fachmesse des Gesundheitswesens, von der Healthcare Information and
Management Systems Society (HIMSS) organisiert, seine Doktorarbeit zur
Vernetzung von Medizingeräten in der Klinik vorgestellt. Gemeinsam mit
verschiedenen Industriepartnern präsentierte er, wie vernetzte Medizingeräte
verschiedener Hersteller in Zukunft zusammenarbeiten können. „Unsere neu
entwickelten Kommunikationsnormen für das Krankenhaus der Zukunft sind nicht
nur in Zeiten der Corona-Pandemie eine erhebliche Erleichterung, bei
gleichzeitig steigender Qualität der Patientenversorgung“, sagt Martin
Kasparick.

Lautlose Intensivstationen

In Zukunft könnten Patientinnen und Patienten in einem Isolationszimmer mit
vernetzten Medizingeräten intensivmedizinisch betreut werden. Dabei erhält das
Pflegepersonal alle aktuellen Daten über die Patientin oder den Patienten, wie
beispielsweise Vital- und Beatmungsparameter oder die Medikamentengabe, im
Vorraum des Isolationszimmers. „Das Pflegepersonal kann sich zu jeder Zeit ein
genaues Bild über den Gesundheits- und Behandlungszustand der Patientin machen,
ohne selbst einem Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein“, sagt Martin Kasparick.
Es entfalle somit der Schritt, alle Informationen direkt am Patientenbett
abzulesen und sich dabei möglicherweise zu infizieren. Und der Patient habe bei
der Genesung so viel Ruhe wie möglich. Denn vor Pflegekräften in merkwürdig
anmutenden Schutzanzügen, teilweise astronautenähnlich, existiere manchmal
unter den Kranken auch eine gewisse Angst, so Kasparick. Das Pflegepersonal der
Zukunft müsse seltener ins Krankenzimmer kommen. Die mittelfristige Idee sei
es, lautlose Intensivstationen zu etablieren. Die Alarme würden dann immer dort
„piepsen“, wo sich das Pflegepersonal gerade befinde.

Meilenstein für die Medizintechnik

Die Rostocker Forschungsgruppe um Kasparick hat die zugrundeliegende
Kommunikationstechnologie zum Informationsaustausch mit Kooperationspartnern
wie beispielsweise die Dräger AG, die Firmen Ascom und Arcomed sowie Epic aus
den USA mit entwickelt. Die große Überschrift dazu: „Krankenhaus der Zukunft“.
Martin Kasparick bemüht einen Vergleich: „Es ist quasi so wie es viele aus
ihrem Alltag kennen – das Smartphone verbindet sich mit dem Fernseher, der
Musikanlage oder dem Auto. Auf dem Gebiet der Medizingeräte sind allerdings
viel höhere Anforderungen an Zuverlässigkeit und Sicherheit zu erfüllen.“

Die Einführung einer neuen internationalen Norm zur herstellerübergreifenden
Geräte-zu-Geräte-Kommunikation für Medizingeräte, die so genannte IEEE 11073
SDC-Norm, ermöglicht es erstmals, Geräte verschiedener Hersteller zuverlässig
zusammenarbeiten zu lassen. An dieser Entwicklung – ein Meilenstein für die
Medizintechnik – ist auch Martin Kasparick maßgeblich beteiligt: weg von
Insellösungen einzelner Hersteller hin zu heterogenen Systemen der Zukunft.
„Patienten und Pflegende werden hiervon stark profitieren“, unterstreicht auch
Dirk Timmermann, Direktor des Rostocker Instituts für Angewandte
Mikroelektronik und Datentechnik. Mit seiner Forschung habe Martin Kasparick
insbesondere zwei bemerkenswerte Dinge erreicht: „Zum einen entwickelt er neue
Lösungen für eine höhere medizinische Qualität im OP-Saal und auf der
Intensivstation. Zum anderen trägt er zusammen mit seinen Kolleginnen und
Kollegen ganz entscheidend dazu bei, diese smarten Ideen in eine internationale
Norm zu überführen. Diese kommt in der Patientenversorgung bereits zum
Einsatz“, unterstreicht Timmermann. „Er hat also die Brücke von innovativer
Forschung zur Praxis geschlagen – in einer Doktorarbeit extrem selten zu
finden.“

„Die nahtlose Zusammenarbeit verschiedener Geräte im OP und in der Klinik ist
ein wichtiges Thema“, bestätigt auch Kollege Dr. Markus Pirlich, Oberarzt der
HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Leipzig, mit dem das Rostocker Institut,
vor allem Martin Kasparick, schon seit Jahren zusammenarbeitet und forscht. Die
neuen Kommunikationsnormen würden die Art und Weise, wie technische Systeme
interagieren, grundlegend verändern.

Technischer Fortschritt und Erleichterung

Das Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik der Universität
Rostock ist Teil des OR.NET e.V. – ein Zusammenschluss verschiedener
Unternehmen und Forschungsinstitutionen, die die Vernetzung von Medizingeräten
vorantreiben. Als Teil dieses Netzwerkes konnte Martin Kaspareck in Orlando
einen so genannten „Interoperability Showcase" vorstellen – ein praktisches
Beispiel, an dem das Zusammenspiel verschiedener medizinischer Systeme zum Wohl
der Patientinnen und Patienten und der Pflegenden präsentiert wird.
Besucherinnen und Besucher der Fachmesse konnten sich anschauen, wie
intensivmedizinisch betreute Patienten zukünftig in einem Isolationszimmer mit
vernetzten Medizingeräten behandelt würden. „Die digital-vernetzte
Informationsbereitstellung, verteilte Alarmierung und Fernkonfiguration von
Geräteparametern bringen große Erleichterungen für das medizinische Personal“,
sagt Martin Kasparick. So können die Aufenthaltszeit im infektiösen Bereich
verringert und die Anzahl der aufwändigen Wechsel zwischen Isolationszimmer und
Normalbereich minimiert werden.

Wichtig bei der Vernetzung von Arbeitsabläufen in der Diagnose, Behandlung und
der Nachsorge des Patienten, mit dem sich die Forschung und Entwicklung im
Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik befasst, „ist dabei,
dass Produkte nicht nur ingenieurgetrieben entwickelt werden, sondern am Ende
den wirtschaftlichen mit dem klinischen Nutzen verbinden und am Ende
Fortschritt und Erleichterungen für diejenigen sind, die damit arbeiten.“ Text:
Wolfgang Thiel

Quelle: Medienunterrichtung, 19.04.2022

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