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S3-Leitlinie Pankreatitis

S3-Leitlinie Pankreatitis (DGVS, PDF, 3,3 MB).



Die häufigsten Ursachen für eine akute Pankreatitis, die Entzündung der Bauchspeicheldrüse, sind Gallensteine und ein übermäßiger Alkoholkonsum. Obwohl es sich um eine gutartige Erkrankung handelt, die in der Regel binnen weniger Wochen überstanden ist, sterben bei einem schweren Verlauf bis zu 15
Prozent der Betroffenen an einem Organversagen. Eine neue Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs-und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V. in Zusammenarbeit mit weiteren Fachgesellschaften hat nun
den sich in den letzten Jahren rasant entwickelnden Wissensstand über die Pankreatitis in ihren
verschiedenen Formen zusammengefasst und soll Medizinerinnen und Medizinern, Betroffenen
und Angehörigen sowie Leistungserbringern und Versicherungen aktuelle Diagnose-und
Therapieempfehlungen an die Hand geben.
Hauptsymptome der akuten Pankreatitis sind plötzlich einsetzende, außerordentlich starke
Oberbauchschmerzen. „Entscheidend für den Behandlungserfolg ist es, die Erkrankung früh zu
erkennen und den Schweregrad richtig einzuschätzen, um so zügig die passende Therapie
einzuleiten“, sagt Professor Dr. med. Markus M. Lerch, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender
des LMU Klinikums München, der gemeinsam mit Prof. Dr. med. Julia Mayerle, Direktorin der
Medizinischen Klinik und Poliklinik II am LMU Klinikum, die Koordination der Leitlinie innehat.
Die gefürchtetste Form der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung ist aufgrund ihrer hohen
Sterblichkeitsrate die nekrotisierende Pankreatitis. In ihrem Fall profitieren Betroffene besonders von
erfahrenen Expertinnen und Experten in Zentren, die auf Therapie und Diagnostik spezialisiert sind.
Hier spielt die interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Chirurgen, Radiologen und Gastroenterologen
eine herausragende Rolle für die Behandlungsqualität. So zeigen Studien, dass das Abtragen des
abgestorbenen und infizierten Gewebes mittels eines minimalinvasiven endoskopischen Eingriffs
einer offenen Operation klar überlegen ist, allerdings kann es hierbei zu Komplikationen kommen,
die das rasche Handeln eines in der Pankreaschirurgie erfahrenen Chirurgen notwendig machen.
Im Gegensatz dazu ist bei der durch Gallensteine verursachten akuten Pankreatitis im Hinblick auf
eine frühe Therapie mittels ERCP meist Zurückhaltung geboten. „Solange keine Entzündung der
PRESSESTELLE DGVS
Lisa Roth
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-833
Fax: 0711 8931-167
roth@medizinkommunikation.org
Gallenwege mit Gefahr einer Blutstrominfektion besteht, sollte eine endoskopische Therapie nicht
oder möglichst spät im Krankheitsverlauf erfolgen“, erläutert Mayerle die Ergebnisse der APEC Studie
aus den Niederlanden. Der effektivste Weg, Rückfälle zu vermeiden, ist die operative Entfernung der
Gallenblase, da hier die meisten der verursachenden Gallensteine entstehen.
Ein zweiter Teil der Leitlinie beschäftigt sich mit der chronischen Pankreatitis, einer Erkrankung, die
durch wiederholte Entzündungsschübe zu einer progredienten Zerstörung der Bauchspeicheldrüse
führt und mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität Betroffener einhergeht. Wichtige
Auslöser dieser Erkrankung sind langjähriger Konsum von Alkohol und Tabak. Auch bei der
chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Bauchschmerzen das wichtigste Symptom.
Werden diese durch eine Abflussstörung des Pankreasganges verursacht, konnte in der ESCAPEStudie belegt werden, dass eine möglichst frühzeitige operative Therapie für Patientinnen und
Patienten das nachhaltigste langfristige Therapiekonzept ist.
Eine weitere wichtige Therapieempfehlung betrifft die Gallengangstenosen, die auf dem Boden einer
chronischen Pankreatitis entstehen. Dabei handelt es sich um eine Verengung des großen
Gallengangs vor der Einmündung in den Zwölffingerdarm. Hier konnte inzwischen gezeigt werden,
dass mit dem Endoskop eingesetzte Stents die Verengungen weitet und in etwa 80 Prozent der Fälle
mindestens mittelfristig eine deutliche Besserung für die Betroffenen erzielt werden kann.
Insbesondere bei der chronischen Form der Pankreatitis kommt es immer wieder vor, dass
Patientinnen oder Patienten unter Mangelernährung leiden, weswegen die beteiligten
Fachgesellschaften Empfehlungen zur Ernährung in die Leitlinie aufgenommen haben. Neben der
Behandlung mit zusätzlichen Verdauungsenzymen, rät die Leitlinie in vielen Fällen zur Anwendung
von Zusatznahrung zur Steigerung des BMI (Body-Mass-Index)nach erfolgter
ernährungsmedizinischer Beratung. Eine weitere Empfehlung betrifft den strikten Alkoholverzicht.
„Vielmals wird die Pankreatitis durch übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst, der im Übrigen auch
andere innere Organe schwer schädigt. Wir empfehlen daher bei einer Pankreatitis den strikten
Verzicht;selbst kleine Mengen Alkohol können unter Umständen schaden“, warnt Lerch.
Die Leitlinie behandelt im Weiteren erstmals auch die autoimmune Pankreatitis, orientierend an den
gerade veröffentlichten Europäischen Leitlinien. Einen vollständigen Überblick über die Leitlinie und
weitere Zusatzinformationen finden Interessierte auf der Website der DGVS.
Literatur:
• Hoffmeister A, Mayerle J, Beglinger C, et al. S3-Consensus guidelines on definition, etiology,
diagnosis and medical, endoscopic and surgical management of chronic pancreatitis German
Society of Digestive and Metabolic Diseases (DGVS). Z Gastroenterol. 2012 Nov;50(11):1176-
224.
• van Brunschot S, van Grinsven J, van Santvoort HC et al. Endoscopic or surgical step-up
approach for infected necrotising pancreatitis: a multicentre randomised trial. Lancet, 2018;
391: 51-58.
• Schepers NJ, Hallensleben NDL, Besselink MG et al. Urgent endoscopic retrograde
cholangiopancreatography with sphincterotomy versus conservative treatment in predicted
severe acute gallstone pancreatitis (APEC): a multicentre randomised controlled trial. Lancet
2020; 396: 167-176.
• Issa Y, Kempeneers MA, Bruno MJ et al. Effect of Early Surgery vs Endoscopy-First Approach
on Pain in Patients With Chronic Pancreatitis: The ESCAPE Randomized Clinical Trial. Jama
2020; 323: 237-247.
Zur Leitlinie:
• https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/chronische-pankreatitis/
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
(DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der
Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 6500 in Klinik und Forschung tätige
Ärztinnen und Ärzte unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche
Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den
wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von
Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der
Verdauungsorgane – zum Wohle der Patientinnen und Patienten.

Quelle: DGVS, 28.10.2021

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