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Exodus in der Pflege könnte Menschenleben kosten

Exodus in der Pflege könnte Menschenleben kosten (DGAI).



Die deutschen Narkoseärzte warnen vor einer Überlastung der Krankenhäuser durch die Pandemie und die Folgen verschobener Operationen: Vor allem durch verstärktes Impfen müssen wir unbedingt verhindern, dass die Intensivstationen noch mehr Covid-19-Patienten aufnehmen müssen und deshalb andere
Krankenhaus-Abteilungen in ihrem Betrieb eingeschränkt werden“, sagt
Professor Dr. Götz Geldner, Präsident des „Berufsverbandes Deutscher
Anästhesisten“ (BDA) mit mehr als 20.000 Anästhesistinnen und Anästhesisten in
der Mitgliederschaft.

Um die Intensivpatienten versorgen zu können, mussten in den ersten Wellen
Operationssäle zeitweise geschlossen und Schwestern und Pfleger aus der
Anästhesie in die Intensivmedizin geschickt werden. Besonders nach der zweiten
Corona-Welle habe man gesehen, so Geldner, welche Auswirkungen das für andere
Kranke gehabt habe: So habe sich der Zustand von Patienten, die sich dringend
einer Operation zum Beispiel am Herzen oder am Rücken unterziehen mussten, in
den folgenden Wochen und Monaten gefährlich verschlechtert: „Das gilt es in der
laufenden vierten Welle und im kommenden Winter zu vermeiden.“

Koalitionsparteien sollen sich des Pflegenotstands und der Folgen annehmen

Professor Geldner appelliert gleichzeitig eindringlich an die möglichen
Koalitionsparteien in Berlin, sich des Pflegenotstands und deshalb nicht
belegbarer Betten auf den Intensivstationen anzunehmen: „In immer mehr
Krankenhäusern kann ein großer Teil der offenen Stellen für Intensivschwestern
und -pfleger über Monate nicht besetzt werden." Die Folge: Nicht alle
verfügbaren Betten können betrieben werden. Das verbliebene Personal ist
überlastet. Schwerkranke müssen unter Umständen in weiter entfernte Kliniken
transportiert oder verlegt werden. Größere Operationen, die eine Überwachung
der Patienten auf der Intensivstation erfordern, müssen - entgegen jeder
Empfehlung und Verantwortung - verschoben werden.

„Die Politik muss den noch vorhandenen Schwestern und Pflegern in der
Intensivmedizin und in der Anästhesie eine glaubhafte und gute Perspektive
geben“, fordert BDA-Präsident Geldner. Er schlägt vor, Pflegekräfte mit höheren
Belastung durch schwerere Fälle und mehr Schichtdienst besser zu bezahlen. Es
gehe aber nicht nur um eine gerechte Bezahlung, sondern auch um eine stärkere
Berücksichtigung der „Work-Lifetime-Balance“, die Anpassung der Beanspruchung
an Leistungsmöglichkeiten der einzelnen Kollegin oder des Kollegen: „Wir haben
den Exodus kommen sehen. Jetzt ist er da. Und jetzt muss sofort etwas dagegen
getan werden! Es bleibt keine Zeit mehr für Bekundungen und Diskussionen. Sonst
wird das irgendwann Menschenleben kosten - das ist absehbar!“

Ein Anästhesist pro Patient im OP und mehr Personal zur Ausbildung

Während die Personalnot im Pflegebereich akut ist, droht sie nach Geldners
Einschätzung auch bei Anästhesistinnen und Anästhesisten: Auch hier fordert der
BDA-Präsident von der Politik und den möglichen Koalitionären schnell
Verbesserungen: „Wir brauchen pro Patient im Operationssaal eine Anästhesistin
oder einen Anästhesisten. Alles andere ist lebensgefährlich!“

Jeden Tag zu jeder Zeit müsse in ganz Deutschland eine qualifizierte
Anästhesistin oder ein qualifizierter Anästhesist verfügbar sein, um eine hoch
qualitative Behandlung jedes Patienten in den Bereichen Anästhesie,
Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie zu gewährleisten, macht der
BDA deutlich. Dies sei vor allem zu erreichen durch die Sicherung der
ärztlichen Ausbildung: „Wir benötigen mehr Medizin-Studienplätze und für junge
Anästhesistinnen und Anästhesisten im ersten halben Berufsjahr eine doppelte
Besetzung, einen erfahre Kollegin oder einen erfahrenen Kollegen in direkter
Nähe“, sagt Professor Geldner. „Anders als Stationsärzte können sie
Anästhesisten im OP in den ersten Monaten nicht ohne Gefahr allein arbeiten
lassen!“

Geldner bietet Politikerinnen und Politikern an, vor allem jenen in den
Koalitionsverhandlungen in Berlin, mit den Anästhesisten ins Gespräch zu kommen
und sich in Operationssälen und auf Intensivstationen selbst ein Bild von der
zum Teil bedrohlichen Lage zu machen.

Quelle: DGAI, 29.10.2021

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