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Personalmangel auf Intensivstationen, Lehren aus der Corona-Pandemie, Vermeidung von Überversorgung

Personalmangel auf Intensivstationen, Lehren aus der Corona-Pandemie, Vermeidung von Überversorgung (DGIIN).



Die Intensivstationen in Deutschland sind während der Corona-Pandemie regelmäßig an die Belastungsgrenze gestoßen – personell und strukturell. Insbesondere die personellen Engpässe wurden durch die Pandemie wie in einem Brennglas sichtbar. Im Rahmen ihrer Jahrestagung
diskutiert die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN) jetzt, welche Lehren mit Blick auf die zukünftige intensiv- und notfallmedizinische Versorgung gezogen werden müssen. Außerdem sprechen
Expertinnen und Experten darüber, was nötig ist, um den Pflegemangel
langfristig zu bewältigen. Auf der Jahrestagung sprechen die Medizinerinnen und
Mediziner auch über Themen, die während der Pandemie nicht im Fokus der
Öffentlichkeit standen, jedoch im Alltag der Intensivstationen eine zentrale
Rolle spielen. Dazu zählen neue Leitlinien, beispielsweise zu extrakorporalen
Herz-Kreislauf-Unterstützungssystemen oder zum kardiogenen Schock. Die
Teilnehmenden gehen auch der Frage nach, wie sich Überversorgung auf
Intensivstationen vermeiden lässt. Die Jahrestagung veranstaltet die DGIIN
gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Internistische und
Allgemeine Intensivmedizin und Notfallmedizin (ÖGIAIN) unter dem Motto
„Kommunikation und Qualifikation“. Sie findet online vom 16. bis 18. Juni 2021
statt.

Lehren aus Corona-Pandemie und Pflegemangel auf Intensivstationen

„Sowohl das ärztliche als auch das pflegerische Personal auf Intensivstationen
musste während der Corona-Pandemie teils deutlich über der Belastungsgrenze
arbeiten. Die Jahrestagung bietet uns die Möglichkeit, einer intensiven
wissenschaftlichen Diskussion über die Lehren aus der Pandemie, damit wir die
intensiv- und notfallmedizinische Versorgung zukünftig und nachhaltig
weiterentwickeln können“, sagt Professor Dr. med. Christian Karagiannidis,
Präsident der DGIIN und Leitender Oberarzt an der Lungenklinik Köln-Merheim.
„Der Personal- und insbesondere der Pflegemangel auf den Intensivstationen war
schon vor der Pandemie vorhanden und er wird aufgrund der dauerhaft hohen
Belastung und individuellen Beanspruchung während der Pandemie noch
verschärft“, betont Carsten Hermes, Sprecher der Sektion Pflege der DGIIN.
Schon vor der Pandemie mussten aufgrund des Personalmangels regelmäßig
Intensivbetten gesperrt werden. Dieser Trend verschärft sich weiter. Um dem
Pflegemangel entgegenzuwirken, braucht es aus Sicht der DGIIN-Experten eine
angemessene Bezahlung, die den tatsächlichen Anforderungen an das
Pflegepersonal gerecht wird, sowie eine verbindliche, am tatsächlichen und
täglichen Bedarf orientierte Personalbesetzung und Verbesserung der
Arbeitsbedingungen für Mediziner und Pflegende gleichermaßen.

Neue Leitlinien: Wiederbelebung, Herz-Kreislauf-Versagen, extrakorporale
Beatmung

In der Intensiv- und Notfallmedizin können jeder Handgriff und jede Sekunde
entscheidend sein, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten. „Die Basis für
eine erfolgreiche intensiv- und notfallmedizinische Behandlung ist die
Qualifikation des Personals, woraus sich auch unser Kongressmotto
´Kommunikation und Qualifikation` ableitet. Dabei spielen Leitlinien eine
wichtige Rolle, weil sie Empfehlungen enthalten, die auf evidenzbasiertem
Wissen aufbauen“, erläutert Professor Dr. med. Guido Michels, Tagungspräsident
der DGIIN und Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin am
St.-Antonius-Hospital Eschweiler. So beschäftigen sich die Teilnehmenden der
Jahrestagung auch mit neuen Leitlinien, wie beispielsweise die im vergangenen
Jahr veröffentlichte S3-Leitlinie zum Einsatz der extrakorporalen Zirkulation
bei Herz-Kreislauf-Versagen. Dies ist die erste nationale Leitlinie, die zu
diesem Verfahren überhaupt veröffentlicht wurde. Damit liegen erstmals
evidenzbasierte Empfehlungen dazu vor. Die sogenannten ECLS-Systeme
(Extracorporal Life-Support-Systeme) unterstützen das Herz-Kreislauf-System
mechanisch. Sie können bei einem Herz-Kreislauf-Versagen helfen, weil sie zum
einen die Pumpfunktion des Herzens und zum anderen die Gasaustauschfunktion der
Lunge übernehmen.

Überversorgung? Intensivmedizin und Ethik

Eine wichtige Säule der Jahrestagung und auch des intensivmedizinischen Alltags
bildet die Ethik. In der Intensivmedizin kann es immer wieder zu einer
Überversorgung der Patientinnen und Patienten kommen, beispielsweise dann, wenn
Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden, die zu keiner bedeutsamen Verbesserung
der Lebensdauer oder Lebensqualität führen. „Ein Zuviel an Behandlung kann mehr
Schaden als Nutzen verursachen und möglicherweise vom Patienten nicht gewollt
sein. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns damit auseinandersetzen und
diskutieren, wie sich dies vermeiden lässt“, erläutert Professor Dr. med. Uwe
Janssens, Generalsekretär der DGIIN. Die DGIIN hat kürzlich in einem Paper
zusammengefasst, welche Ursachen und Folgen eine Überversorgung in der
Intensivmedizin hat und wie sie sich vermeiden lässt. „Beispielsweise ist nicht
immer alles, was technisch und medizinisch möglich ist, das Beste für den
Patienten, wenn es den Gesundheitszustand nicht verbessert und möglicherweise
auch nicht dem Patientenwillen entspricht“, erläutert Janssens, der auch
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am
St.-Antonius-Hospital in Eschweiler ist. Dies zeige einmal mehr, wie wichtig es
ist, im Versorgungsalltag den Patientenwillen mit Angehörigen und wenn möglich
den Patientinnen und Patienten zu ermitteln. Auch hier ergibt sich aus Sicht
des Experten eine Lehre aus der Corona-Pandemie: „Es ist von Bedeutung, dass
auch in Notfallsituationen die Grundregeln für medizinische Entscheidungen
eingehalten werden. Die COVID-19-Pandemie hat nachdrücklich gezeigt, dass es
geboten sein kann, für besondere Situationen eine Notfallreserve bereitzuhalten
und die dafür notwendige Finanzierung durchgängig zu sichern. Dabei müssen
allerdings räumliche, technische, logistische und insbesondere personelle
Ressourcen bedacht werden“, betont Janssens.

Quelle: DGIIN, 15.06.2021

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