Beiträge von Andreas_Sander

    Hello fellow, hallo Forum,

    das berührt die Problematik des DRG-Erlössplittings, das man ganz sorgfältig betrachten muß. Es gibt dazu eine Reihe von Vorschlägen, von denen keiner eigentlich taugt. Man muß dazu folgendes beachten:
    1. eine Aufteilung im Hinblick auf die entstandenen Kosten ist ziemlich unsinnig, weil Sie dann im Innenverhältnis möglicherweise Kollegen/Abteilungen belohnen, die sich eher unökonomisch verhalten.
    2. eine Aufteilung von DRG's zwischen Abteilungen über die Liegezeiten benachteiligen grundsätzlich die operativen Disziplinen wegen der dort notwendigen Mehrkosten für Sekundärleister (Anästhesiologie, Radiologie, Labor) sowie für die Funktionsbereiche (OP etc.) die in der Regel in deutlich höherem Maße Kosten verursachen als das im konservativen Sektor möglich ist.
    3. die Zurechnung von DRG's zur "Haupt-Fachdisziplin" (anhand der Liegedauer) führt regelhaft bei gerichteten Kooperationen (Pulmonologie - Thoraxchirurgie, Gastroenterologie - Viszeralchirurgie usf.) zur einer ungerechten und einseitigen Verteilung - meist bekommen die Konservativen wegen der längeren Liegezeit die DRG's auf den Deckel - fragen Sie mal Ihre Chirurgen, was die davon halten. Die Verteilung über andere Schlüssel (selbstgeschusterte Schlüssel auf der Basis von Abteilungs-CMI's werden zwar z.B. von Herrn Conrad (VWL Klinikum Marburg) propagiert, ganz einleuchten will mir das alles nicht. Ich bin eher der Auffassung, daß man Teilbereiche in der Betrachtung eher zusammenfaßt, wenn es eine häufige Zusammenarbeit gibt.
    4. die Gegenüberstellung der DRG's (Erlös-Budget) und der Stationen/Funktionsbereiche (Kosten-Budget) ist ziemlich fragwürdig, da man plötzlich anfängt, zwei betriebswirtschaftliche Ansätze unter dem Ticket völlig untauglicher (zumindest für diese Frage) Kostengewichte ineinander zu rechnen. Da macht man sich m. E. unfaßbar viel Arbeit, bekommt unfaßbar viele Daten und ist unfaßbar wenig weiter und unfaßbar traurig.
    5. zu einem späteren Zeitpunkt wird ggf. die Kostenträgerrechnung (Kostenträger ist der Patient!) unter sorgfältiger Abwägung mit der DRG-Erlösrechnung gegenzulesen sein. Dafür werden wir aber alle noch eine Weile brauchen.
    6. im Rahmen der Erstellung von Klinischen Pfaden ("Klinischer Behandlungspfad" dürfen wir ja nicht mehr sagen) ist die Hinterlegung mit einer vernünftigen Prozeßkostenrechnung eine schlauere Variante.

    Fazit: ich würd' dat lassen, sacht man im Ruhrgebiet.:no:

    Greetings to all - keep on coding,
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Hallo Herr Rahn,

    die Geschichte mit dem liberalen Transfusionsregime stößt mir als "ehemaligem" Anästhesisten ziemlich sauer auf. Da scheint mir ein kleines Update der Kollegen hinsichtlich eindeutiger Indikationen lohnenswert, zumal bereits auf die nicht unbeträchtlichen Kosten hingewiesen wurde.
    Grundsätzlich sollte man sich eher über Behandlungsstandards Gedanken machen als über Kodierstandards, sonst kodiert man standardisiert unter Umständen Dinge, die als Standardbehandlungskonzept keiner Überprüfung standhalten.
    Daneben ist die Frage, was man denn wohl für eine Anämie hält, anhand von klassischen Maßzahlen gut definierbar - was immer man für eine Grenze im Hb für vernünftig hält: Beispiele: Absenkung des Ausgangs-Hb im Akutfall um mehr als einen bestimmten Prozentwert oder einen Hb von 8,0 oder 7,5, Hb unter 10 bei kritisch kranken Patienten usw. usw.. Empfehlenswert scheint mir daher die Diskussion auf der Sachebene und weniger auf der formalen der Kodierung. Die retrograde Definition einer Anämie über eine stattgehabte Transfusion ist sicher die schlechtere Variante.

    Gruß aktuell aus Essen, dienstlich aus Duisburg.

    PS: schon mal über den Einsatz von Cell-Saver-Systemen nachgedacht ?:look:
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    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Hallo liebes Forum,

    kleiner Hinweis aus den Erfahrungen an einem größeren Haus mit teilweisem Umstieg ins Optionsmodell seit dem 01.01.:
    Man kann die armen geschundenen Kliniker mit Informationen regelmäßig so dermaßen zumüllen, daß letztlich so ein Berichtswesen gegenteilige Effekte erreicht. Nach meiner Erfahrung sollte man sich in kurzen Abständen vor allem mit den inhaltlichen Dingen und weniger mit den mehr betriebswirtschaftlich orientierten Daten befassen. Das Ganze folgt auch einer gewissen Lernkurve; nach einer Einstiegsphase mit Erörterung der unspezifischen Kodierung und dem Ausweisen von Fehler-DRG's kann man ganz sachte auch mal ein paar Daten zum CM/CMI usw. einstreuen. Auch altersgeclusterte Diagnosestatistiken können dann Aufsehen erregen.
    Im Hintergrund kann man natürlich das ganze Feuerwerk der Datenauswertung abbrennen - die Kunst im Medizincontrolling liegt vor allem in der Auswahl der entscheidenden Daten und der Präsentation der Essentials.

    Gruß aus DU.
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Hallo Forum,

    Wiederkehrer im Rahmen der oGVD werden bei gleichem Krankheitsbild zu einer DRG zusammengefaßt. So weit so gut, wird der DRG-Systemzuschlag auch nur einmal oder wird er pro Aufenthalt (zweimal wiedergekommen = drei mal Systemzuschlag) berechnet?

    Greetings from Duisburg,

    AS

    Herzlichen Dank für das PDF, es gibt schon mal einen gewissen Eindruck. Vermutlich wäre eine Demo-CD trotzdem nicht schlecht ;)

    Gruß aus DU

    PS: Gibt es eigentlich G-DRG Version 2 auch demnächst als Poster? ;)
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Lieber Herr Kollege Lütkes,

    als Anästhesist ist meine Definition von Notfall immer noch sehr eng gefaßt und auch als Medizincontroller würde ich immer noch sagen:
    Erst intubieren - dann kodieren.
    Wenn es in den drei Wochen mal gar nicht anders geht, ist natürlich mein Telefon umgestellt. Der entsprechende Mitarbeiter muß dann, wie wir im Ruhrgebiet sagen "auch ma anne Schüppe":))

    Greetings from DU
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    ... ich hatte noch was vergessen:

    Lieber Herr Rembs,

    natürlich wurde die Notwendigkeit der stationären Aufnahme geprüft. Schließlich ist die Liegezeit ja irgendwie kaum noch ein Spielwiese. Dabei ist festzustellen, daß der Aspekt der primären Fehlbelegung relativ rigoros und mit wenig Diskussionsmöglichkeit attestiert wird. An manchen Stellen ist das schon nicht einfach: Stationäre Aufnahme zur Chemotherapie bei einem komplexen Tumorgeschehen:
    MDK: "Kann man doch garantiert ambulant machen."
    Wir: "Wo ist den hier wohl der ambulant tätige Onkologe in der Nähe?"
    MDK: "Das ist nicht Gegenstand unserer Prüfung."
    Wir: "Was können wir denn für die strukturellen Defizite in dieser Region?"
    ... man merke: die Begehung war nicht stundenlanges Zuckerschlecken ...

    Gruß aus DU
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Hallo liebes Forum,

    ich will mal versuchen, alle Aspekte seit gestern abend zu beleuchten. Also:
    zu Herrn Schaffert:
    Ich hatte auch nicht den Eindruck, daß in solchen Fällen, die hinsichtlich der HD anders gesehen wurde Böswilligkeit unterstellt wurde (andere DRG, anderes=höheres Kostengewicht). Die Diskussion endete an manchen Stellen nicht im Konsens, war aber an der Sache orientiert. Gelegentlich ließ der MDK sogar durchblicken, daß der Ansatz der Kassen nicht verstanden wurde. Solche Fälle wurden relativ zügig "durchgewunken".
    zu Herrn Rembs:
    Es handelte sich nicht um eine Pilot-Prüfung, sondern um eine Einzelfallprüfung. Zu den Pilot-Prüfungen (17c) konnte ich erfahren, daß die Taktik offenbar sein wird, anhand von Stichproben zu ermitteln, wie sich im Durchschnitt das Kostengewicht verändert (z.B. 100 Fälle, durchschnittliche Abweichung - 3,4%), um dann :-p eine Rechengröße zu haben, die bei den nächstens Budgetverhandlungen wie zufällig auf dem Tisch liegt. Heißt für mich: Pilotprüfungen kann man eigentlich nur vermeiden, denn sonst liefert man längerfristig den Kostenträgern einen schwer wegzudiskutierenden Ansatz für eine Budgetminderung. Die Einzelfallprüfungen will der MDK eher zurückfahren, denn man scheint derzeit eher in den Anfragen der Kostenträger zu ersticken. Meine Frage, wer denn in solchen Fällen die Validität der Stichprobe, die Repräsentativität usw. garantieren will, blieb unbeantwortet. Gerade in großen Häusern mit einem breiten Spektrum dürften sich gerade an dieser Frage die Geister scheiden; ich neheme eher an, daß die Frage nach der "guten und richtigen" Stichprobe vielleicht Gutachter und Gerichte beschäftigen wird.
    zu Herrn Mies und Herrn Konzelmann:
    KOQUA ist (weiß ich gerüchteweise) ein selbstgestricktes Tool, daß nach meiner Kenntnis vom MDK Baden-Würtemberg kommt. Ich selbst habe gestern nur die Oberfläche gesehen, welcher Zündstoff da im einzelnen drinsteckt, konnte ich nicht erfahren. Ich glaube auch, daß die MDK's derzeit eher keine Demo-CD's unter die Leute werfen. :roll: Ich bin aber selbst sehr interessiert, mehr darüber zu erfahren, denn ich glaube, daß wir in Zukunft häufiger damit Bekanntschaft machen werden.

    Herzliche Grüße aus Duisburg, am Tag vor einem 3wöchigen Urlaub :3
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Hallo Forum,

    wir haben soeben die erste MDK-Prüfung unter DRG-Gesichtspunkten hinter uns und ich möchte meine Erfahrungen damit wie folgt zusammenfassen:

    1. Die Überprüfung fand unter Einsatz der Software KOQUA statt, die offensichtlich den MDK's an die Hand gegeben wurde, um die KOdierQUAliät einzuschätzen.
    2. Die Prüfung nach Akteneinsicht förderte Mängel in der Dokumentation zutage, die in etwa denen entsprachen, die bei sorgfältiger Vorab-Prüfung auch von uns gesehen wurden. Dabei wurden auch vom MDK systematisch Fehlbestände der Dokumentation aufgezeigt, die dann im Einzelfall tatsächlich auch zu einer höher bewerteten DRG führten.
    3. Das Gesamtergebnis erbrachte jedoch, gemessen an den vorab in Rechnung gestellten DRG's eher einen Erlösverlust.
    4. Die Diskussion um die Definition der Hauptdiagnose ergab anhand eines konkreten Falles die Frage, ob bei Verlegungen nicht die HD des ersten Krankenhauses eingestellt werden muß (die Konsequenzen wären m. E. katastrophal). Man konnte sich schließlich aber einigen, daß dies nicht der Fall sein kann. da in den DKR steht, daß die HD "... für den Aufenthalt ..." gilt, und "aufhalten" kann man sich schließlich nur im konkreten (Options-)Krankenhaus. Ich hätte nicht gedacht, daß man darüber auch noch mal würde reden müssen.
    5. Insgesamt fand die Prüfung in vernünftiger Atmosphäre statt; nach Aussagen der MDK-Mitarbeiter werden wir uns jedoch häufiger wiedersehen, da es offensichtlich eine Reihe von Aufträgen durch die Kostenträger gibt.

    Zu gegebener Zeit werde ich weitere Erlebnisse berichten. Fest steht schon mal, daß sich auch der MDK mit im "lernenden System" befindet.:)) :))

    Hallo zurück ins Saarland,

    ich bin der Auffassung, daß in den Fällen, in denen ein Patient zur Transplantation angemeldet ist, die Therapiemöglichkeiten der Grunderkrankung ausgeschöpft sind. Es dürfte schwer sein, plausibel zu machen, warum in diesem Fall die Leberzirrhose die HD nach DKR sein soll.
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    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Guten Morgen liebes Forum,

    dementer Patient zieht sich zu Hause die PEG-Sonde heraus und muß deswegen stationär aufgenommen werden (Ernährung sonst unmöglich, PEG-Sonde soll neu angelegt werden). Hinsichtlich der Kodierung der Hauptdiagnose besteht Unklarheit. Die Z-Diagnose "Vorhandensein einer PEG-Sonde" ist ja gerade inhaltlich dem Aufnahmezustand entgegengesetzt und ist darüber hinaus als HD nicht zugelassen. Die Demenz besteht zwar weiter, hat aber mit dem Sachverhalt nur mittelbar zu tun. Hat jemand eine Idee?