Guten Morgen,
ich habe bereits erwartet, dass hier die (fast schon peinlichen) Detailfehler der o.g. Initiative so ein Gewicht bekommen.
- Der Initiative geht es aber doch im Kern darum, dass befürchtet wird, dass das PEPP-System das sektorale Denken in der Behandlung psychisch kranker Menschen fördert und dabei -durch die Schaffung finanzieller Anreize- der stationäre Sektor ein zu starkes Gewicht bekommt. Dies ist m.E. auch nicht von der Hand zu weisen.
- Dass zusätzlich die Schaffung von Personalstandards nicht mehr in der Verordnungskompetenz des Gesetzgebers liegt, sondern in die immer wieder ziemlich undurchsichtige Richtlinienkompetenz des G-BA verlagert werden soll, kann man meiner Meinung nach durchaus zu Recht kritisch betrachten, auch weil bisher keine Zwischenergebnisse produziert wurden und man vom G-BA immer nur vor vollendete Tatsachen (d.h. Richtlinien) gestellt wird. Der Prozess dahin steht einer demokratischen Diskussion nicht offen zur Verfügung.
- Der größte Teil des Behandlungsaufwands wird tatsächlich im PEPP nicht abgebildet. Dabei geht es weniger um die 1:1-Betreuung sondern vielmehr um das bekannte "Grundrauschen" ("Residualgröße"), also der Teil der therapeutischen Dienstleistungen, die nicht durch den OPS abbildbar sind und daher nicht für die Gruppierung zu PEPP-Fallgruppen herangezogen werden können. Und dieser Anteil beträg nunmal ca. 75% der Therapieanteile.
- Eine größere Detaillierung des OPS würde hier zwar Abhilfe schaffen, hätte dann aber wieder einen größeren Dokumentations- und Prüfaufwand zur Folge. Damit würde immer mehr zur Verfügung stehende Arbeitszeit sich vom Kerngeschäft eines Krankenhauses, nämlich der Krankenbehandlung, entfernen, auch weil der Erfüllungsaufwand, den die Krankenhäuser für Controlling-Aktivitäten erbringen, nicht gegenfinanziert wird! Ob diese Entwicklung, die ja im DRG-System analog gelaufen ist, begrüßt werden sollte, sei mal dahingestellt...
- Wenn man bedenkt, dass im KHRG 2009 eine Intention zur Schaffung eines neuen Entgeltsystems in der Psychiatrie war, mehr Transparenz bzgl. des Behandlungsgeschehens zu schaffen, so wird die aktuelle Entwicklung diesem Anspruch nicht gerecht.
- Leider zeichnen sich Vereinigungen wie Attac, "Weg-mit-PEPP" u.a. nicht immer durch eine hohe Sachgenauigkeit aus, in der Sache selbst haben diese Initiativen aber meiner Meinung nach aber auch nicht Unrecht.
Daher würde ich mich freuen, wenn diese meiner Meinung nach berechtigten politischen Befürchtungen nicht durch das Hochstilisieren unangenehmer Detailfehler gänzlich abqualifiziert würden.
MfG,
ck-pku