Beiträge von Pietzcker

    Hallo Forum, hallo Herr Zacher,

    Zitat


    Original von StZacher:
    meiner Meinung nach gibt es bei MRSA zwei Möglichkeiten der Kodierung:

    1. MRSA-Träger ohne akute Infektionszeichen
    HD: A49.0 (Erreger)
    sec.: U81! (zusätzliche Charakterisierung: Multiresistenz)


    Sicher nicht richtig, da A49.0 ja \"Staphylokokkeninfektion, nicht näher bezeichnet\" heißt, und es liegt ja keine Infektion vor.
    Die DGHM (Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie) empfiehlt hier:
    Staphylococcus aureus mit Resistenz gegen Oxacillin: U80.0!
    Keimträger von MRSA: Z22.3
    ggf.: Isolierung wegen MRSA: Z29.0
    (auch wenn diese Kodes noch nicht entgeltrelevant sind). Die U-Codes können ja noch gar nicht cc-relevant sein, da es sie erst seit 2004 gibt und dementsprechend noch keine Kalkulationsdaten dazu vorliegen.

    Die U81! ist ebenfalls sicher falsch, da MRSA=Methicillinresistenter S. aureus und nicht multiresistenter S. aureus, und es ist bisher weltweit noch kein MRSA aufgetreten, auf den die Kriterien der U81 (nur noch zwei Substanzklassen wirksam) zutreffen, das findet man höchstens bei gramnegativen Erregern.

    Und natürlich soll der U-Code zusammen mit dem B95.6!-Code verwendet werden, so war das gedacht.

    Weitere Infos unter http://www.dghm.org/texte/DRG-KDL-INF-2004-008.pdf (Kodierleitfaden der DGHM und 11 weiterer Fachgesellschaften zur Kodierung von Infektionskrankheiten).

    Viele Grüße,
    Tim Pietzcker

    Hallo Herr Menzel und Herr Hirschberg,

    auf http://www.uni-ulm.de/klinik/imi/mik…ol/ICDtool.html (der Link wird hier zwar nicht korrekt angezeigt, funktioniert aber - muss wohl ein kleiner Bug in der Forensoftware sein) gibt es Informationen sowie eine Demoversion (nur ICD Stand 2003 und nur Bakteriologie; die Vollversion umfasst natürlich den aktuellen ICD-10 GM 2004 inkl. Mykologie, Parasitologie und Virologie), dazu das Handbuch.

    Das Programm ist primär für Laborärzte gedacht, die ihre Befundberichte um ICD-Codes erweitern wollen, es listet eine Reihe von Vorschlägen auf, was denn so in Frage kommen könnte, und daraus kann dann die/der kodierende Arzt/Dokumentar(in) einen oder mehrere auswählen.

    Viele Grüße,
    Tim

    Liebes Forum,

    ich habe lange gezögert, diesen Beitrag zu posten, weil ich als langjähriger Newsgroup- und Forenfreund weiß, wie störend und unerwünscht Werbung normalerweise ist. Aber vielleicht ist das hier doch ganz interessant und (entgelt-)relevant...

    Ich bin Assistenzarzt in der Mikrobiologie und tätig in der DRG-Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie. Im Rahmen dieser Arbeitsgruppe haben wir eine Reihe von Anträgen gestellt (wir sind z. B. schuld daran, dass die Erregercodes B95-B97 mal vom Stand der 50er Jahre weg aktualisiert und erweitert worden sind, auch an den Resistenzcodes haben wir mitgebastelt und noch so manches andere).

    Außerdem haben wir einen Kodierleitfaden für die Mikrobiologie/Infektiologie erstellt und - und darum geht\'s jetzt - eine Kodiersoftware für Mikrobiologie-Labore. Diese hilft dem befundenden Arzt, anhand der Kombination nachgewiesener Erreger und Probenmaterial verschiedene mögliche ICD-Codes und deren Kombinationen auf dem Befund anzubieten.

    Wir haben dafür bisher keine richtige Werbung gemacht, sondern auf Kongressen die Software vorgestellt - vielleicht gäbe es aber ja noch mehr Interessenten. Die Universität Ulm verkauft die Software (ich habe persönlich davon keinen finanziellen Gewinn, da ich das während meiner Arbeitszeit hier gemacht habe ;().

    Bestünde hier Interesse an diesem Tool, dann würde ich natürlich gerne mehr darüber berichten.

    Viele Grüße aus Ulm (Schneeschauer!),
    Tim

    Zitat


    Original von Selter:

    Ich habe diesbezüglich mit Dr. Schopen vom DIMDI gesprochen. Ein Beispiel für die Anwendung des Kodes ist uns nicht spontan eingefallen. Dieser Kode würde eher weniger zur Anwendung kommen.


    Hallo Herr Selter,

    vielen Dank für Ihr Engagement in der Sache (Dank auch an Herrn Kratz)! Könnten Sie zur Sicherheit nochmal konkretisieren, welchen Code Sie jetzt meinen, der eher weniger zur Anwendung kommt? P00.2, oder?

    Verwirrte Grüße,
    Tim Pietzcker

    Hallo Herr Kratz,

    vielen Dank! Da bleibt ja wirklich nicht vieles, was man mit der P00.2 noch kodieren könnte...oder?

    Mein Zimmer geht vom Eselsberg nach Norden raus, da habe ich wenig Chancen auf Münsterblick, aber so von der Großwetterlage her würde ich mal tippen, dass der Nebel heute eher licht ist :sonne:

    Viele Grüße,
    Tim Pietzcker

    Hallo liebes Forum,

    in der Suchfunktion habe ich nichts gefunden, daher versuche ich\'s mal so: Ich bin etwas verwirrt, was die Kodierung von Embryopathien durch Infektionen der Mutter betrifft.

    Zum einen gibt es die P00.2 (Schädigung/Tod des Feten/Neugeborenen durch Infektion der Mutter ohne Manifestation der Krankheit beim Feten/NG). Da hätte ich jetzt vermutet, dass die zum Einsatz kommt, wenn unter der Schwangerschaft eine Infektion mit z. B. Rötelnvirus, Toxoplasmen, Varizellen, Zytomegalievirus und anderen teratogenen Erregern auftritt und das Kind fehlgebildet zur Welt kommt.

    Dann wiederum gibt es die P35.0, die sowohl die Rötelnembryopathie als auch die kongenitale Rötelnpneumonie beinhaltet - hier ist also sowohl die Fruchtschädigung als auch die Infektion des Neugeborenen in einem Code drin.

    Gibt es da irgendwo Richtlinien für? Habe da weder in den DKR noch in Kodierleitfäden der Pädiater was finden können...

    Danke und Gruß aus dem frühlingshaften Ulm,
    Tim Pietzcker

    Liegt hier vielleicht ein Missverständis vor? MRSA heißt nicht "Multiresistenter S. aureus" sondern "Methicillin-resistenter S. aureus". Und ein typischer MRSA ist noch Vancomycin-sensibel, Oxazolidinon-sensibel, Streptogramin-sensibel, oft Cotrim-sensibel und noch manches mehr - folglich sensibel auf mehr als zwei Substanzklassen, ergo ist die U81! falsch.

    Die U81! wird vermutlich nur bei gramnegativen Erregern (Pseudomonas, Enterobacter, Stenotrophomonas) anwendbar. Dort gibt's (mangels Innovation in der Pharmabranche) demnächst ein massives Resistenzproblem, bei den grampositiven vorerst nicht...

    Viele Grüße, schönes Wochenende,
    Tim Pietzcker (Mikrobiologie Ulm) :bounce:
    --
    Dr. Tim Pietzcker
    Abt. Med. Mikrobiologie und Hygiene
    Universitätsklinik Ulm

    Ja, meistens...

    aber es gibt eine Menge bakterieller Infektionen, die mit Kreuz-Stern kodiert werden, z. B.:

    Actinomykose der Lunge: Pneumonie bei Actinomykose: A42.0+ J17.0*
    Candida-Meningitis: B37.5+ G02.1*
    Listerien-Endokarditis: A32.8+ I39.8*

    etc.

    Viele Grüße,
    Tim
    --
    Dr. Tim Pietzcker
    Abt. Med. Mikrobiologie und Hygiene
    Universitätsklinik Ulm

    Hallo liebes Forum,

    mal wieder ein Problem mit mehreren gleichbedeutenden ICD-Codes:

    Beispiel: Chlamydienzervizitis, im Kreißsaal diagnostiziert, die Entbindung komplizierend.

    ICD:
    O23.5: Infektion der Genitaltrakts in der Schwangerschaft
    O98.3: Sonstige Infektionen, hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen, die Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett komplizieren
    A56.1+ N74.4*: Chlamydieninfektion der weibl. inneren Geschlechtsorgane

    Was nehm ich nun?
    O23.5 A56.1+ N74.4*?
    nur O23.5?
    O98.3 A56.1+ N74.4*?

    Ich tendiere zu letzterem, da DKR 1510b die Codes O20-29 als Zustände, die vorwiegend im Zusammenhang mit der Schwangerschaft auftreten, bezeichnet (und ich denke mal, dass Chlamydieninfektionen vorwiegend nicht während einer Schwangerschaft auftreten).

    Was meint Ihr?

    Grüße aus Ulm (hey, heute kein Nebel! :bounce: ),
    Tim Pietzcker
    --
    Dr. Tim Pietzcker
    Abt. Med. Mikrobiologie und Hygiene
    Universitätsklinik Ulm

    Zitat


    p.s.: der einzige Unterschied zwischen
    T79.3 bestimmte Frühkomplikationen eines Traumas: posttraumatische Wundinfektion a.n.k.
    und
    T89.02 Sonstige näher bez. Komplikationen eines Traumas: Komplikation einer offenen Wunde: Infektion
    scheint im Zeitpunkt zu liegen (Frühkomplikation) aber wo läge da die diskussionsaushebelnde "Tagesgrenze" ?

    Selbst das kommt nicht hin - das einzige Beispiel in den DKR dazu (Wunde nach Sturz durch Glasscheibe, bei Aufnahme sind noch Glassplitter in der Wunde und S. aureus wird nachgewiesen) verwendet T89.01. Also früher als "direkt bei Aufnahme" geht ja kaum - wann also sollte die T79.3 gelten?

    Seufz.

    Viele Grüße,
    Tim Pietzcker

    --
    Dr. Tim Pietzcker
    Abt. Med. Mikrobiologie und Hygiene
    Universitätsklinik Ulm