Hallo,
merkwürdigerweise sind einige MDK-Ärzte ziemlich unsicher, was die Diagnostik und Therapie des Harnwegsinfektes angeht. Da gibt es viele Unklarheiten (Bakteriurie, symtomatischer HWI, nosokomialer Infekt, katheterassoziierter Infekt usw.), wie an anderer Stelle schon erklärt. Es überrascht dann nicht mehr, dass die Unklarheiten noch größer werden, wenn es um die Frage geht, ob und wann ein Harnwegsinfekt therapiert werden muss. Medizinische Unklarheiten müssen zu Unklarheiten in der Kodierung führen. Ich will hier nichts rechtfertigen, möchte aber um Verständnis bitten, dass nicht alle Kollegen genügend praktische Erfahrungen haben. Aber, das ist das Gute am MDK - die Kollegen sind der Medizin allein verpflichtet, nicht dem Papier.
Fangen wir an:
1. der Hinweis auf das RKI bezieht sich sicher auf die CDC-Definition für nosokomiale Infektionen. War es überhaupt eine nosokomiale Infektion?
2. auch wenn nur eine Bakteriurie behandelt wurde, bestimmt der Arzt, ob diese wie ein HWI behandelt werden muss. Es entscheiden die Umstände und das Risiko des Patienten.
3. Welche Art der Blindtherapie veranlasst wird, geht aus den Daten des Krankenhauses (Erregerspektrum im Krankenhaus, Surveillance-Daten, Abteilungsspezifik usw.) und den Patientendaten (Risikopatient, Diabetes, rezidivierende Infekte usw.)und den Erfahrungen des behandelnden Arztes hervor, nicht aus theoretischen Papieren.
4. Wenn Sie wie einen HWI therapiert haben - kodieren Sie einen HWI. Die Rummacherei um die CCL-Kodierung ist gegen die DKR. Übrigens sagen die Kodierrichtlinien nicht, dass man etwas kodieren kann oder sogar nur darf. Sie sagen etwas darüber aus, wann man kodieren muss.
Alles andere wäre von Übel.
Zwei Bemerkungen seien mir als Urologe gestattet:
1. Fordern Sie die Einschätzung eines Fachkollegen. Das ist Ihr Recht.
Die Einschätzung eines Urologen des MDK hätte Ihnen sicher viel mehr geholfen als das Einlassen auf das übliche Geplänkel.
2. Kann ich bei der allgemeinen Infektionslage überhaupt nicht verstehen, dass im Krankenhaus keine bakterielle Austestung veranlaßt wird. War es ein nichtkomplizierter, nichtnosokomialer Harnwegsinfekt, kann man sich auf eine Diskussion einlassen, ob man in diesem einen Fall auf eine Austestung verzichtet. Handelt es sich um einen nosokomialen Infekt, so ist die Trefferrate nur noch um 20-25%, was den Erreger angeht und noch schlechter, was die Empfindlichkeit anbetrifft. Wenn man mit der Therapie daneben liegt, kann man nur noch mit verbundenen Augen und einer Fliegenklatsche rumlaufen, symbolisch gesehen.
Viele Grüße aus Bad Wildungen
bdomurath