Die Abgrenzung ist auch tatsächlich schwierig, zumal wenn es gar nicht zu einer vaginalen Geburt kommt. Die Unterscheidung von Herrn Sommerhäuser ( Wehen= Wirkung auf Cervix) finde ich gut und praktikabel und DKR konform. Trotzdem wird es im Einzelfall wie oft in der Medizin auch eine Ermessensentscheidung bleiben.
Zur Erklärung:
Senkwehen sind Gebärmutter Kontraktionen, die um die 36. Schwangerschaftswoche herum dafür sorgen, dass das kindliche Köpfchen ins Becken der Mutter eintritt und dort verbleibt. Dadurch senkt sich auch der Uterus und letztlich der Bauch etwas, daher Senkwehen. Je nach Empfinden spürt die Frau diese Senkwehen auch schmerzhaft. Ähnlich kann es auch bei einem sog. Wehenbelastungstest sein ( probatorische Gabe von Wehenmitteln wie Oxytocin oder Prostaglandin, um zu sehen, wie das Kind auf Wehen als Stressfaktor reagiert). In diesen Fällen hat die Geburt nicht begonnen, obwohl Wehen bemerkt wurden.
Diese beide genannten Wehenarten treten also irgendwann in der späten Schwangerschaft auf und verschwinden wieder. Wenn dann eine Sectio z.B. 2 Wochen nach den Senkwehen indiziert wird, die Frau aber aktuell keinerlei Wehen hat, ist es m.E. eine primäre Sectio, obwohl ja die Sectio eben 2 Wochen nach dem Auftreten von „Wehen“ indiziert wurde.
Genau um solche Konstellationen auszuschließen, wurde m.E. in die DKR 1525 hineingeschrieben, dass eine sekundäre Sectio entweder wegen eines Notfalls ( ohne Geburtsbeginn/ Wehen) oder aus dem Geburtsverlauf heraus (= nach Geburtsbeginn) indiziert werden muss. Die Zeit zwischen Entscheidung zur Sectio und Entbindung ( sog. EE- Zeit) liegt aus forensischen Gründen dabei im Bereich von wenigen Minuten ( Notfall) bis wenigen Stunden.
Wirklich schwierig ist natürlich im Einzelfall zu entscheiden, ob Wehen, die noch nicht zu einer Cervixwirkung geführt haben, sich in den nächsten Stunden dahingehend verstärkt hätten oder aber frustran wieder abgeeebbt wären. Jeder Geburtsverlauf beginnt halt mal klein.
Man kann als Gynäkologe oder Hebamme im CTG häufig schon an der Frequenz und der Wehenform erkennen, ob es frustrane Kontraktionen oder „richtige“ Wehen sind, aber manchmal auch nicht.
Somit verbleibt als hartes Kriterium m.E oft nur die dokumentierte Cervixveränderung (s. Das Statement von Herrn Sommerhäuser) und ein enger zeitlicher Zusammenhang von Wehen und Sectio.
Ich hoffe mit dem langen Statement keinen zugetextet zu haben, und wünsche ein schönes Wochenende!