Eine Controllerin sagte mir neulich zur prekären Lage ihres Hauses, \"Geld ist eigentlich zweitrangig\" und grinste breit... :i_baeh:
Stimmt. Viele Häuser, gerade in öffentlicher Trägerschaft, haben eher ein Kommunikationsproblem, denn ein monetäres.
:sonne: Vernünftige Schulungen & Support sind das A und O. Bei Einführung eines Systems oder eines Arbeitsvorgangs IMMER mit den gutwilligsten Kandidaten beginnen und sie auch als Testtruppe nutzen.
Wer meint, man bräuche keinen Kaffee und keine Kekse, sollte die Finger vom Umgang mit Anwendern lassen.
Gold wert ist bei softwaregestützter Erfassung ein Support per Bildschirmschaltung. Dafür gibt es genug Systeme. Binnen weniger Sekunden muß der Support auf dem Bildschirm des telefonisch Hilfesuchenden angekommen sein - aber nie, NIEMALS, ohne zuvor mit einem Anfragefenster das Einverständnis des Users zu erhalten. Diese Schaltung ist übrigens nicht nur etwas für die EDVler sondern auch für Verwaltungsleute, die schnell mal Fälle mit den Stat.Sekretariaten oder den kodierenden Ärzten durchsprechen können.
:sonne: Klare Verantwortungsaufteilung. Wie schon von den Kollegen erwähnt. Holen Sie sich - aber nur, wenn mit einem klaren Mandat versehen - einen externen Moderator für die Klärung von Arbeitsabläufen, es gibt viel zu viele \"das war schon immer so\"s und Irgendwie-Formulare auf den meisten Stationen. Wer die Kodierabläufe vage organisiert, bekommt auch vage Resultate.
:sonne: Klare Rückmeldungen. Wenn ihre Software keine automatisierte Kodierprüfung hat, wenn sie keine Validierungsschritte bei der Kodierung vorsieht, wenn sie nicht schnell und auch tastaturgesteuert bedienbar ist, wenn sie nicht VOR der abschliessenden Kodierung alle Leistungen und Befunde vorlegt, wenn nicht Stations- OP- und Leistungsstellenpersonal schon Vorschläge für Codes formulieren können... dann ist sie eben die falsche Software oder das falsche Softwarekonzept.
Leider interessieren sich viele Softwarehersteller kein bißchen für das Thema Usability und glauben, mit ein paar Buttons hier und dort wäre es getan. Ich habe selber andernorts an Usability-Studien teilgenommen und versuche vergeblich, zu vermitteln, daß Benutzbarkeit eben nicht damit erledigt ist, ein paar Buttons von A nach B zu schieben, weil Person C der Meinung ist, das solle so.
Wer ein KIS für seine Anwender mal auf einer Messe testet, der kann viel Spaß damit haben, kurz mal die Maus einzukassieren, einen (anonymiserten) komplexen Beispielfall aus der Tasche zu ziehen, die Stoppuhr zu starten und den Vertriebler zu fragen, wie schnell man das Ding denn mit Tastaturkombis bedienen kann... :hasi:
:sonne: Datenverfügbarkeit und -Verläßlichkeit. Wenn Bewegungsdaten im Nachhinein geändert werden, OPs falsch dokumentiert werden und der kodierende Arzt viel Zeit damit verbringt, Daten hinterherzulaufen, braucht man sich über nichts mehr zu wundern. Ich halte das Geld, das in Stationssekretärinnen investiert wird, für mehr als eine lohnende Investition. Der Chirurg wird schließlich auch nicht erst eine halbe Stunde den Saal desinfizieren und die Lagerung herrichten, dann den Patienten hereinbringen, etc. Gleiches muß auch für die Kodiervorgänge gelten. Das Stationssekretariat hat idealerweise die Funktion eines Kodier-Coaches und nicht einer Kaffeekoch-Tippse. Auch hier ist das Thema Kommunikationskultur entscheidend - und leider in vielen Fällen limitierend.
:sonne: Wichtig: Der Kodiererfolg muß transparent sein, also auch rückgekoppelt werden, wenn man anders mehr rechtmäßig bekommt. Wenn der kodierende Arzt sieht, wieviel er da gerade an Geld zusammenkodiert, entsteht eher eine Motivation, als wenn der arme Mensch nur sinnentleert irgendwelche Codes einhakt, die eine abstrakte Zahl ergeben.
Daraus resultieren sonst sehr schnell beim Kodierenden Diagnosen wie R45.2 , meist auch gefolgt von R45.3 :noo: und R45.4 :boese: ...
:sonne: Vielleicht am wichtigsten ist aber, in Gegenwart der Klinikleitung Gespräche zu moderieren, was man besser machen kann. Was müßte passieren, damit wir besser klar kommen?
Wenn der Chef da wirklich zuhört, lassen die Leute (Ärzte, Pflege, EDV, Verwaltung) erst mal ordentlich Dampf ab. Meist zu Recht. Und dann sind sie aber auch in der Pflicht, selber Verbesserungsvorschläge zu formulieren.
Aber das bedarf der unbedingten Unterstützug durch die Klinikleitung.
Wenn die sich nicht die Zeit dafür nehmen will, kann man das gleich knicken.
:a_augenruppel: Wieso budgetneutral? Für meine Begriffe DARF das Bemühen um eine verbesserte Kodierleistung gar nicht zwangsläufig budgetneutral sein, weil dies bedeuten würde, das das Thema im Hause nicht hoch genug priorisiert wird.
Wenn hier ihre Klinikleitung nicht entschlossen handelt, ist entweder schon alles verloren oder die Einschläge sind noch nicht nah genug.
Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit Ihren Aktionen.
Oft ist es für die Kollegen ja schon sehr hilfreich, einfach nur mitzubekommen, daß sich da jemand für den Laden richtig reinhängt.
Egal, wie gestresst, da kenne ich nur wenige, die das nicht respektieren und irgendwann mitziehen würden - wenn die Randbedinungen stimmen.
viele Grüße
Lag :sonne: