Hallo ida,
wie wird die geforderte geriatrische Kompetenz an den Patienten gebracht? Braucht es den direkten Kontakt durch Visite in personam - oder reicht auch ein Telekonsil, z. B. durch telefonische Rücksprache mit dem Geriater?
Meiner Kenntnis nach votiert hier das KC Geriatrie des MDS für die Visite in personam, der BV Geriatrie hält einen Telefonkontakt für ausreichend.
Täglich ist ja ansonsten einfach zu bestimmen: Einmal pro Tag reicht. Wenn der Geriater also einmal täglich per telefonischem Kontakt die Fälle bespricht, hätten wir geriatrische Kompetenz an den Patienten gebracht.
Der BV Geriatrie hat aber nun das Wort "perioperativ" in der Richtlinie entdeckt und deutet dieses Wort so, daß dieses Kriterium nur dann erfüllt ist, wenn der Geriater an allen drei umfassten Abschnitten (vor, während, nach) des so beschriebenen Zeitstrahls Kontakt hatte.
Diese Interpretation ist stark umstritten. Es gibt durchaus Stimmen, die meinen, ein einzelner Kontakt in der "perioperativen" Zeit reiche aus. Das KC Geriatrie war an diesem Punkt flexibler. Eine feste Definition des Zeitabschnitts "perioperativ" für geriatrische Kontakte habe ich bisher nicht gesehen. Die Definition dürfte sich zudem für Geriater von der Definition für z. B. Anästhesisten unterscheiden.
Wenn Sie dem KC Geriatrie folgen, dann braucht es einen Konsildienst, der einmal täglich die Patienten vor Ort visitiert. Wenn Sie dem BV Geriatrie folgen, dann brauchen Sie 24/7 einen Rufdienst, der allerdings nur telefonisch Kontakt aufnehmen muß.
Wenn wir für beide Punkte die Maximalforderungen nehmen, dann brauchen wir einen 24/7 Rufdienst, der tatsächlich auch morgens um 4 Uhr ins Haus kommt.
Suchen Sie sich etwas aus - und bilden Sie ausreichend Rückstellungen für den Fall, daß Ihre Interpretation von einer späteren Interpretation der Sozialgerichte abweichen sollte.
Die Evidenz für die Forderung nach 24/7 Rufdienst mit persönlicher Visite ist übrigens ziemlich dürftig, wie Sie im Weißbuch Alterstraumatologie auf S. 37 oder in der Publikation des KC Geriatrie zur Wirksamkeit orthogeriatrischer Kooperation nachlesen können. 2018_Luebke_Meinck_Wirksamkeit_orthogeriatrischer_Kooperation.pdf (kcgeriatrie.de)
ps.: Ungeachtet der Diskussion um diese tägliche geriatrische Kompetenz müssen Sie natürlich auch dafür sorgen, daß sie täglich, also auch am Wochenende, Physiotherapeuten im Einsatz haben. Und wenn Sie operierte Patienten in eine externe Geriatrie verlegen wollen, dann müssen Sie in jedem Einzelfall nachweisen, daß Sie geprüft haben, daß die aufnehmende Geriatrie diese Physiotherapie auch am Wochenende vorhält - und zwar nicht nur als Rufdienst, sondern richtig mit Anwesenheitsdienst. Das KC Geriatrie empfiehlt dem MD hier die konkrete Einzelfallprüfung.....
Gruß
W.