Beiträge von bernd57

    Hallo Herr Schaffert,

    die Sache mit dem Schnellschuss ist sicher in gewissem Maße polemisch, dafür bitte ich um Verzeihung. In Bezug auf den Koalitionsvertrag ist mir natürlich bewusst, dass er sich nur auf die Personalkosten in der Pflege bezogen hat.

    Aber auch mein Beitrag sollte genau eine kritisch-konstruktive Begleitung des Gesetzentwurfs in dem von Ihnen geforderten Sinne sein, denn er ist meiner Meinung nicht zu Ende durchdacht. Da ich auch Vorsitzender der Mitarbeitervertretung eines großen Klinikums in freigemeinnütziger Trägerschaft bin, sind die Sorgen und Nöte der Pflegenden seit langem auf meiner Tagesordnung und ich stehe voll und ganz dahinter und unterstütze jedwede Initiative, die die Lage der Pflegenden verbessert. Und ich stimme Ihnen voll und ganz zu, dass sich im Bereich der Pflege die Probleme am deutlichsten zeigen. Aber ich darf natürlich auch die anderen Berufsgruppen im Krankenhaus nicht aus dem Auge verlieren, und ich kann Ihnen versichern, dass die Arbeitszeiten von Ärzten (und auch von weiteren patientennahen Berufsgruppen!) weiterhin große Probleme machen, die fast täglich auf meinem Schreibtisch landen. Daher muss ich aus deren Sicht weiterhin die Forderung vertreten, wenn, dann alle im Krankenhaus vertretenen Berufsgruppen aus der DRG-Finanzierung herauszunehmen. Alles andere bleibt Stückwerk und verlagert nur die Schwierigkeiten in andere Bereiche.

    Wir haben leider schon oft erlebt, dass mit im Grunde positiven Initiativen Fehlanreize gesetzt werden, die dann, wenn diese sich bewahrheiten, von denen, die die Regelung gesetzt haben, lauthals beklagt werden. Diese Gefahr sehe ich auch hier, wenn man z. B. die Stellungnahme des GKV-Spitzenverbandes zum Referentenentwurf liest ("...nach dieser Regelung lohnt es sich für die Krankenhäuser wieder, Pflegekräfte Spiegel putzen zu lassen, weil sie billiger sind als die Putzkolonne..."!

    Auch Ihnen noch einen schönen Tag

    bernd57

    Einen schönen guten Morgen!

    wieder einmal ein (gut gemeinter) Schnellschuss aus dem Hause Spahn!

    Betrachtet man zum Beispiel die Ausgliederung der Pflegekosten aus dem DRG-System, ist dies rein aus der Sichtweise der Pflege ein folgerichtiger und notwendiger Schritt, um endlich den Kostendruck von den Pflegenden zu nehmen. Dieser Kostendruck betrifft aber natürlich alle Berufsgruppen im Krankenhaus und ist ja auch durch Entscheidungen aus der Politik mit verursacht worden, insbesondere durch das massive Zurückfahren der Investitionen!

    Ein Krankenhaus funktioniert nun einmal nur im Zusammenspiel verschiedenster Berufsgruppen. Der jetzt vorliegende Referentenentwurf setzt eine künstliche Trennlinie zwischen diese Berufsgruppen. Was unterscheidet denn z. B. ärztliche und pflegerische Personalkosten? Sind die einen gut? Die anderen schlecht? Konsequent wäre es aus meiner Sicht, wenn man denn überhaupt diesen Lösungsweg für richtig hält, die gesamten Personalkosten aus dem DRG-System herauszunehmen. Ansonsten legt man die Last der fehlenden Investitionsfinanzierung alleine auf die Schultern der nicht pflegerischen Berufsgruppen.

    Viele Grüße aus dem sonnig-warmen Trier

    Hallo,

    ich weiß ja nicht, ob das angesprochene Gutachten für den Auftraggeber (DKG) nicht einen Schuss ins eigene Knie bedeutet. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Krankenhäuser begeistert sind von dem Ergebnis, dass sich ja im großen und ganzen mit der Position des Marburger Bundes deckt. Das einzige Motiv von Seiten der DKG könnte sein, dass man hier Munition für einen drastisch erhöhten Personalbedarf im ärztlichen Stellenplan und für eine entsprechende Refinanzierungszusage sammelt. Klar muss sein, dass bei einer Bewertung als Bereitschaftsdienst das zur Umsetzung des GBA-Beschlusses erforderliche Personal auf dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht.

    Jetzt steht ja hier dann auch schwarz auf weiß, dass eine feste Zeitspanne für das Einrücken sich nicht mit einem Rufbereitschaftsdienst in Übereinstimmung bringen lässt. Das gilt natürlich auch für die oben erwähnte Geburtshilfe und damit konsekutiv auch für die Anästhesie. Trotzdem wird es in vielen Fällen so sein, dass der Arbeitgeber Rufdienst anordnet und die Einrückzeit vom Chefarzt festgelegt wird. Ich kenne sehr viele Ober- / Fachärzte, die trotz der Anordnung von Rufdienst in den sauren Apfel beißen und 15 - 20 Minuten als Einrückzeit akzeptieren. Wo kein Kläger, da kein Richter.

    Spannend wird jetzt sein, ob der GBA-Beschluss in diesem Punkt aufgeweicht wird, da er tarifkonform schlicht nicht umsetzbar ist. Dass ein solches Aufweichen möglich ist, sieht man ja in der Neonatologie...

    Herzliche Grüße aus Trier

    Hallo Herr Schaffert, hallo zusammen

    ich glaube, wir sind uns im Grunde einig, dass das alleinige Herauslösen der Pflegepersonalkosten aus dem DRG-System keine Problemlösung darstellt. Auch ich kann mir im Augenblick überhaupt nicht vorstellen, wie so etwas umgesetzt werden soll.

    Dass die Koalitionspolitiker auf den "Pflegezug" aufspringen, kann man bei der augenblicklichen Diskussionslage aus deren Sicht ja nachvollziehen, nur ist es viel zu kurz gesprungen. Es gäbe viele weit drängendere Probleme, die der Lösung harren, wie eine verlässliche und bedarfsgerechte Investitionsförderung durch die Bundesländer und eine vollständige Refinanzierung von Tarifsteigerungen (natürlich für alle Berufsgruppen), um eben genau den Effekt, den Sie beschrieben haben zu verhindern. Und die Krokodilstränen, die allenthalben vergossen werden, weil die Krankenhäuser sich (notgedrungen) nach marktwirtschaftlichen Kriterien zu positionieren versuchen und sich nicht, wie manche es wohl zumindest für die kleinen Krankenhäusern wollen, einfach freiwillig zum Sterben hinlegen, sollten sich insbesondere die Kassen sparen.

    Die vorhersehbaren Limitationen von Personaluntergrenzen haben Sie natürlich richtig skizziert, mein Besuch auf unserer Intensivstation heute morgen hat mich aber trotzdem gelehrt, dass wir ohne Untergrenzen auch in ein Problem hineinlaufen werden, da dann bald niemand mehr bereit sein wird, den Beruf der Krankenpflege auszuüben (die Grippewelle hat auch unser Klinikum in die Zange genommen).

    Viele Grüße aus dem verregneten Trier

    bernd57

    Hallo zusammen, hallo F15.2

    dass das DRG-System durch die Herausnahme der Pflegekosten noch inkonsistenter wird, müsste eigentlich jedem klar sein. Und dass hier Begehrlichkeiten der anderen Berufsgruppen geweckt werden, ist aus meiner Sicht ebenso klar! Warum sollten denn z. B. die Ärzte akzeptieren, dass ihre Berufsgruppe weiterhin an der Finanzierung von z. B. Investitionen beteiligt wird, die Pflege aber nicht? So begründet aus andere Sicht der Versuch einer anderen Finanzierung der Pflege im Krankenhaus vielleicht sein mag, treibt die jetzt gefundene Lösung nur einen Keil zwischen die Berufsgruppen und ist auf längere Sicht nur ein weiterer Sargnagel für das DRG-System.

    Mit dem ersten teil der Konsequenz kann ich eigentlich gut leben: Stampfen wir das System ein...