Hallo,
das ist ja eine recht alte, m.E. bisher weder bewiesene noch widerlegte These.
Was gemeint ist:
1. Man wird nicht mehr heute ein konventionelles Röntgenbild, morgen ein CT, übermorgen ein MRT usw. machen, weil die Zeit dafür nicht mehr da ist bzw. kostet (\"Zeit ist Geld\"), sondern gleich mit der sinnvollen Diagnostikstufe einsteigen, um möglichst schnell die Diagnostik abzuschliessen und ggf. in die Therapie einzusteigen. Inwieweit dies eingetreten ist, kann ich Ihnen auch nicht beantworten, klinikindividuell muss hier das Vorgehen festgelegt werden. Geeignet sind dazu natürlich auch klinische Pfade, die Behandlungsabläufe \"vereinfachen\" und den sinnvollen Einsatz von Diagnostik implementieren. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.
2. Natürlich ist es von den Anschaffungss- und Betriebskosten günstiger, zentral für alle Abteilungen nur ein Großgerät (z.B. CT) vorzuhalten, als wenn -im überspitzten Extremfall - jede Abteilung/Klinik ihr eigenes betreiben würde. Diese Betrachtung muss aber sehr differenziert auch nach z.B. Versorgungsstufe, Größe, angebotenem Spektrum und Struktur des Hauses durchgeführt werden. So haben \"kleine\" Häuser oft keine eigene Röntgenabteilung, sondern kooperieren mit einer Praxis. Andere \"große\" Häuser führen Operationen verschiedener Fachabteilungen unter MR-Kontrolle im offenen MRT durch. Wenn das dann \"irgenwo in der Röntgenabteilung steht\" wird es umständlich, mit Patient, OP- und Anästhesie-Personal etc. dahin zu pilgern, um einmal ein \"Extrembeispiel\" anzuführen. Und dann gibt es natürlich noch das ganze Spektrum dazwischen. Je nach \"gewachsener Struktur\" werden interventionelle radiologische Leistungen ja z.B. auch durch Kardiologen (Stents Koronarien) erbracht. Stents in der Aorta werden teilweise durch Radiologen, teilweise durch Gefäßchirurgen, teilweise auch in Kooperation eingelegt. Und z.B. intraoperative Durchleuchtungen bei Frakturversorgungen gehören zum Standard jedes Unfallchirurgen - und sind beispielsweise auch in der entsprechenden Weiterbildungsordnung enthalten. Hier wäre das Hinzuziehen eines Radiologen kaum praktikabel.
Ob diese These zutrifft oder nur - pointiert ausgedrückt - \"Wunschdenken\" der Radiologen ist, die entsprechenede Leistungen, die in der Vergangenheit zunehmen von Ärzten anderer Fachabteilungen erbracht wurden wieder \"selber\" erbringen wollen, vermag ich nicht zu beurteilen. In diesem Zusammenhang interessant ist ja auch der \"Kampf\" um MRT-Teilgebietsdiagnostik der Orthopäden im ambulanten Bereich. Das geht aber sicherlich über Ihre Arbeit hinaus, ist aber als Hintergrund für diese These sicherlich interessant. Noch einmal bewußt überspitzt ausgedrückt (die Kollegen mögen es mir nicht übelnehmen) sehen die Radiologen \"ihre Arbeit und auch Daseinsberechtigung davonschwimmen\", wenn jeder seine Teilgebiets-Röntgenleistungen selber erbringt.
Ich hoffe, es hat Ihnen schon etwas genutzt,
Gruß, J.Helling
PS: Ausnahmsweise einmal als X-Post hier und im Münsteraner Forum, damit alle daran teilhaben können. Es sei mir verziehen.