Lieber Herr Sommerhäuser,
16 Stunden Dienst in der Notfallambulanz haben Ihre Spuren hinterlassen, daher bitte ich die missverständlichen oder von Ihnen nicht verstandenen Formulierungen zu entschuldigen.
Ich versuch\'s einfach nochmal:
in weiten Teilen sind wir ja einer Meinung.
\"Keine freie Marktwirtschaft, sondern Wettbewerb mit klarer Leistungsbegrenzung - wie soll ich das denn nun verstehen?\"
Ganz einfach: ich kann als Krankenhaus nicht die Leistungen erbringen, die ich möchte, sondern muß mich hinsichtlich der Menge und des Umfanges einmal im Jahr mit den KKs zusammensetzen und verhandeln. Das ist doch wohl ein ganz erheblicher Unterschied zur freien Marktwirtschaft, oder?
\"Hier muss ich leider zur Gänze \"aussteigen\". Tägliches Benchmarking mit jährlichen InEK-Daten, den \"Nullwerten des DRG-Systems\" wie Sie es nennen, ist nicht mein Ding. Heißt das, dass Sie sich täglich mit den InEK-Daten vergleichen? Falls ja, Chapeau, so ambitioniert bin ich persönlich nicht... Die \"Nullwerte\" würden mich indes noch interessieren.\"
Etwas schlichter ausgedrückt: Ziel ist es, zumindest mit den durchschnittlichen Fallkosten jeder DRG unterhalb der InEK-Kostendaten zu liegen. Mehr war nicht gemeint. Nullwert: damit meine ich eben die Kostenkalkulation der einzelnen DRG. Da kann ich an meinem Haus drunter oder drüber liegen.
\" Genau das machen Sie, weil Sie sonst ja keinerlei Möglichkeit zur Nachkalkulation haben und somit niemals wissen werden, was die Erbringung bestimmter Leistungen durch Ihr Haus näherungsweise kostet.\"
Darum haben wir das Projekt Kostenträgerechnung nun erfolgreich abgeschlossen. Absolut notwendige Sache, keine Frage.
\"Sie sind also auf Ihren Vorteil aus. Wer wäre das nicht?\"
Ich hoffe doch Sie auch.
\"Bemerkenswert ist allerdings, dass Sie davon ausgehen, dass Sie sich durch die evtl. Kalkulationsteilnahme selbst ein Bein stellen könnten. Denn, wenn Sie plausible Daten an das InEK liefern, die belegen, dass Sie höhere Kosten haben, kann dies u. U. auch eine Erhöhung der Relativgewichte zur Folge haben, was Ihnen - um Ihrer vereinfachten Darstellung zu folgen - nicht zum Nachteil gereichen muss\"
Sie haben Recht. Ich habe den schlechtesten Fall, Sie den besten Fall als Beispiel angeführt. Allerdings gebe ich zu bedenken: habe ich höhere Fallkosten, kann das eben Ausdruck von Ineffizienz sein. Es wäre doch eine fatale Entwicklung, wenn dieser Zustand mit einem höheren Kostengewicht im nächsten Jahr honoriert wird. Ich bin mir sicher, das diese Entwicklung nicht eintreten wird (zumindest ist das meine Hoffnung). Ein Eintrag bei kliniksterben.de wird da wahrscheinlicher (auch Ihr €uro wird da nicht mehr helfen können). Ich stelle mal die Hypothese auf, dass die Kliniken mit moderner Struktur (und weniger kostenträchtiger Ineffizienzen) eher Kostenträgerprojekte auf die Beine bekommen und Kostendaten liefern. Damit würde mein \"schlechtester Fall\" häufiger eintreten und die Kostengewichte würden fallen.
Dazu ein aktuelles Beispiel: der Kalkualtionsdatensatz 2003, Basis des FP 2005, zeigte doch eine deutliche Steigerung des PCCL (ich meine 15%), was als Ausdruck einer verbesserten Kodierqualität interpretiert wurde. Im FP_Katalog 2005 finden sich nun deutlich weniger DRGs mit PCCL-Split. Komisch? Sicher nicht.
\"Aufruf: Ich zahle jedem Krankenhaus, dass sich in 2005 neu an der DRG-Kalkulation beteiligt und valide Daten abliefert (manche melden sich nämlich an und liefern dann nur Schrott oder gar nix) einen symbolischen, aber echten (myDRG-) Euro.\"
Das nenne ich Engagement! Da können Sie die Kliniken des Main-Taunus-Kreises mal gleich notieren. Auf den symbolischen €uro würde ich, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, aber gerne verzichten und auf ihn meiner Spende für die Flutopfer in Südasien \"aufschlagen\".
Herzliche Grüße !
Jochen Haack