Lieber Herr Selter,
mal verliert man, mal gewinnt der andere....
Compliance ist ein schwieriges Thema und wird gern als Nestbeschmutzung gefühlt. Was aber fehlende Compliance im Unternehmen anrichten kann und welche Risiken das birgt, haben z. B. Siemens und VW eindrucksvoll gezeigt. Deshalb ist das gute Unternehmen nicht nur offen für die Diskussion von ethischen Problemen und Regelverstößen: Es sucht diese Diskussion sogar. Und genau das hat jetzt hier Rhön in Zusammenarbeit mit dieser Beratungsfirma getan. Auch auf Seiten der GKV wird Compliance angenommen und umgesetzt, siehe gerade die hier auch angesprochene Veröffentlichung des RSA-Diagnosen-Manipulationsproblems durch den Chef der TK.
Der rüde Umgang mit Kritikern und das Negieren oder Verstecken von Problemen führt zu Haftungsrisiken, die z. B. bei VW das Leben für die Konzernspitze aktuell ziemlich schwierig machen. J. Engelhard hatte mit seinem Beitrag "Mit einem Bein im Knast" in f&w 3/2013 drastisch auf ähnliche Probleme in Krankenhäusern hingewiesen.
Und auch Prof. Kersting hat im letzten November in Düsseldorf solche Risiken für das KH-Management auf dem VKD-Forum skizziert.
In der HRRS Onlinezeitung für Höchstrichterliche Rechtsprechung hatte 2012 Prof. Schneider aus Leipzig geschrieben: "Nach herrschender Meinung im strafrechtlichen Schrifttum und ständiger Rechtsprechung wird bei der Abrechnung einer Behandlungsleistung konkludent "miterklärt", die erbrachte Leistung sei medizinisch indiziert und wirtschaftlich erforderlich gewesen. .....Soweit demnach Behandlungsleistungen zum Zweck der Erlössteigerung über das medizinisch erforderliche Maß hinaus erbracht wurden, liegt, vorsätzliches Handeln vorausgesetzt, ein Fall des Abrechnungsbetruges vor."
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Um dann mal in die eigenen Abrechnungen zu schauen. Könnte es sein, daß dort Haftungsrisiken schlummern oder man dem KH Wirtschaftskriminalität vorwerfen könnte?
Haben Sie beispielsweise die Arthroskopie-Zahlen beibehalten und nur die Diagnosen geändert? Wenn das so wäre, sollten Sie dringlichst Ihre Geschäftsführung davon informieren. Oder Ihre Kritiker denunzieren und ihnen fehlende Eigenreflexion vorwerfen.
Gruß
W.