Lieber Herr Horndasch,
ich habe 20 Jahre Allgemeinchirurgie gemacht.
Als eines Tages unser erster Oberarzt nach Kongressbesuch auf die regelhafte Einlage von Drainagen bei bestimmten Eingriffen verzichtete und an anderer Stelle ganz dünne, statt der guten dicken einlegte, hatte ich ein mehr als ungutes Gefühl, ja, ich fand es etwas unverantwortlich!
Will damit sagen, dass sich unsere Verpflichtung zur Nachsorge durchaus auch aus Traditionen speist, nicht zwingend aus wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Wir müssen uns nun einfach die Frage stellen, ob eine von 1000 Nachblutungen innerhalb von 48 Std den Verbleib von 1000 Patienten für 3 Tage rechtfertigt.
Zumal wir in einem recht dicht besiedelten Land mit ganz gut funktionierenden Telefon- und Rettungsdienststrukturen befinden.
Leider verblutet ja auch mal ein Kind innerhalb der Klinik, also sollten wir hier untereinander nicht die Fälle besonders in den Vordergrund stellen, die die Presse so gerne aufgreift, sondern den wahrscheinlichen Regelfall.
In Diskussionen mit Kassenmitarbeitern vertrete ich immer den Standpunkt, dass die Kliniken für ihre Leistungen Geld bekommen müssen.
Aber wo Leistung nicht zum medizinischen Nutzen des Versicherten erbracht werden muss, sollen die Kassen solche Leistung auch nicht bezahlen.
Und damit sind wir dann wieder bei der Diskussion der medizinischen Notwendikeit, und bei der Beurteilung dieser spielen wirtschaftliche Erwägungen eben auch auf KH-Seite eine Rolle. (Nach einzelvertraglicher Vergütungsvereinbarung einer Kasse mit einem KH mit pauschalierter Vergütung der Katarakt-OP sank die Zahl der stationär durchgeführten Eingriffe auf die Hälfte des Vorjahreswertes...).
Viele Grüße
P.S.: Danke für das Lob, wenn ich für eine gute Zusammenarbeit plädiere, will ich sie gerne auch anbieten.