Beiträge von MDK.Opfer

    In der Tat fehlt hier das dritte aktivierende Therapieverfahren, die 8-918 darf also nicht abgerechnet werden.
    Eine absolute Mindestzahl an Therapieeinheiten gibt es für die 8-918.10 leider nicht, das wäre also nicht das Problem gewesen.

    Unter \"standardisiertem Therapeutischen Assessment\" haben die Ersteller des Codes auch etwas deutlich anderes verstanden als eine Zahl zwischen 0 und 10: Da der chronische Schmerz ein sehr komplexes Geschehen ist, muss natürlich auch ein solches Assessment mehrdimensional sein. Eine Möglichkeit ist z.B. die Verwendung des DSF-Verlaufsfragebogens (das setzt natürlich voraus, dass ihn jemand auch auswertet...).

    Ich muss mal wieder meinem Unmut darüber Luft machen, dass derzeit viele Häuser die niedrigintensiven \"multimodalen Schmerztherapien\" als Einnahmequellen entdecken - nach dem Willen der schmerztherapeutischen Fachgesellschaften sollte es die eigentlich gar nicht mehr geben, da konnte man sich aber nicht gegen die DKG durchsetzen. In einer multimodalen Therapie, wären z.B. Trainingstherapie und Entspannungstraining (und zwar nicht in Form von \"schalten Sie Kanal 2 im krankenhausradio ein, da gibts um 17 Uhr Entspannung\") essentiell. Liest sich so, als gäbe es im Therapiekonzept noch Optimierungsmöglichkeiten...

    Nur mal so zum Vergleich: Meine Schmerzpatienten haben diese Woche Trainingstherapie, Physiotherapie einzeln und in Gruppe, Bewegungsbad, Ergotherapie, Kunsttherapie, Entspannung, Biofeedback, Schmerzbewältigungsgruppe, Einzelpsychotherapie, Arztgespräch, Visiten, Ausdauertraining, ärztliche Schulungen - Gesamtumfang deutlich über 20 Stunden, also nach OPS-Rechnung (\"Therapieeinheit durchschnittlich 30 Minuten\") locker über 40 TE allein diese Woche (die Therapie dauert 4 Wochen und wird eine 8-918.22).

    Und was bekommt man dafür? Keinen Cent mehr als bei Erbringung der 8-918.x0. Warum machen wir\'s trotzdem? Weil hochchronifizierten Patienten mit niedrigintensiven Therapien selten zu helfen ist.

    Ich hoffe doch, dass da demnächst mal die Differenzierung der Erlöse in die Gänge kommt. Und da es wohl kaum durchsetzbar sein wird, dass die 8-918.x2-Erbringer mehr Geld bekommen, können Sie sich vorstellen, wo die Erlöse für die .x0 hingehen. Also wird die Devise heißen: Therapie ausbauen oder es ganz lassen - wo multimodale Schmerztherapie drauf steht, sollte auch multimodale Therapie drinsein. Dazu braucht es Zeit, Therapeuten, ein gutes Team - und ohne eine gewisse Leidenschaft fürs Thema gehts auf Dauer auch nicht ...

    Nix für ungut, musste mal wieder sein

    Sonnig-stürmisch-eiskalte Grüße

    MDK-Opfer

    Hallo allerseits,

    bevor es völlig ins polemische abgleitet, könnte man sich ja auch mal die Frage stellen, ob vielleicht herauszufinden ist, was denn nun die Ursache der Dyspnoe war: O2 hat der Patient ja vermutlich sofort bekommen. Ist die Reaktion darauf dokumentiert? Wurde die Dyspnoe erst nach der EK-Gabe besser, ist damit die Anämie als Ursache ja so gut wie bewiesen, dann stellt sich die Frage der konkurrierenden HDs erst gar nicht mehr.
    DIe Verordnung des Konzentrators zeigt aber auch, dass die respiratorische Insuffizienz irgendeine Bedeutung gehabt haben muss. Ist denn für die Insuffizienz eine Ursache gefunden worden, die fällt ja auch nicht vom Himmel...?

    Verschneite Grüße

    MDK-Opfer

    Guten Morgen,

    ein wesentlicher Aspekt des Ganzen wurde noch nicht berücksicht: Sehr wahrscheinlich war die Klinik gar nicht berechtigt, eine Substitution durchzuführen - weder nachstationär noch sonstwie! Dies ist nämlich nach BtmG und BtmVV an das Vorliegen einer Substitutionserlaubnis (in Verbindung mit entsprechendem Fachkundenachweis) gebunden, und den hat in nicht-psychiatrischen Kliniken in der Regel niemand. Eine Substitution darf durch andere Ärzte nur erfolgen (bis zu 3 Patienten gleichzeitig), wenn ein Erlaubnisinhaber als Konsiliarius hinzugezogen wird und dann auch den Btm-Schreibkram (Substitutionsregister) macht. Wer substituiert, ohne diese Bedingungen einzuhalten, macht sich strafbar!

    In der Akutsituation der Pneumonie greift dieser Einwand nicht, denn da ist die Substitution vital indiziert, so dass ein rechtfertigender Notstand vorliegt. Am Wochenende war der Patient aber offenbar pulmonal schon deutlich gebessert, er blieb ja nur zur Substitution. Dann sind 2 Fälle denkbar:

    1.: Der Patient macht glaubhaft, aussteigen zu wollen. Dann benötigt er mit Sicherheit erst mal eine qualifizierte suchtmedizinische Behandlung und muss verlegt werden. Falls Verlegung in eine geeignete Abteilung am WE nicht möglich, kann man argumentieren, dass die Überwachung des Patienten nötig ist, um a) einen Rückfall zu verhindern und b)gefährliche Methadon-Nebenwirkungen (Atemdepression) auszuschließen. Methadon hat eine extrem unberechenbare Kinetik, bei einem Patienten mit einer Allgemeinerkrankung, der dann evtl. noch Heroin obendrauf nimmt, kann *alle* passieren. In diesem Fall also weiter stationär und Substitution im Rahmen des übergesetzlichen Notstands. In diesem Fall wäre der Patient m.E. (bin aber zum Glück kein Psychiater) nicht entlassungsfähig.

    2.: Es ist kein ernsthafter Ausstiegswille erkennbar. Dann war die Substitution übers Wochenende nicht indiziert, egal wie und durch wen. Die Versorgungsstrukturen des Abhängigen funktionieren am Wochenende mit Sicherheit besser als die der Klinik...

    Regnerische Grüße

    MDK-Opfer

    Es wird wohl kein MDK verlangen können, das man bei einem offensichtlich schwer bis nicht konventionell intubierbarem patient erst aussichtslose (dafür aber umso ridikoreichere) Versuche unternimmt, bevor man zum \"Goldstandard\" der fiberoptischen Wachintubation greift. Und dass diese einen erhöhten Aufwand bedeutet, kann ebenfalls niemand bestreiten. Schwieriger als die normale Intubation ist sie auch - also sollte es doch kein Problem mit der T88.4 geben, oder?
    Wenn man trotzdem auf Nummer sicher gehen will: Schon der Neugier halber mache ich nach der fiberoptischen Intubation gerne eine konventionelle Laryngoskopie, um zu schauen, ob es denn auch so gegangen wäre (in aller Regel heißt das Ergebnis \"nein\", aber falls doch , kann man dem Patienten bei der nächsten OP das Bronchoskop ersparen). So kann man die konventionelle Nicht-Intubierbakeit dann dokumentieren.

    Schwülwarme Grüße


    MDK-Opfer

    Guten Morgen,

    Auch wenn die Detailinformationen immer noch spärlich fließen, stellt sich der Fall doch anscheinend folgendermaßen da: Ein gesunder Mensch hat in einer Arztpraxis ins Röhrchen gepustet (warum auch immer), und das nicht fest bzw. lange genug. Ergebnis: Restriktion, klassischer Fall von Fehlmessung und Indikation zur Wiederholung der Messung mit entsprechend stärkerer Patientenmotivation. Stattdessen soll das ganze nun stationär abgeklärt werden, obwohl der Patient keine Beschwerden hat. Dort zeigt sich in der nun lege artis durchgeführten Messung keine Restriktion mehr (die sehr wahrscheinlich eh nur ein Messartefakt war) und der völlig gesunde Patient wird entlassen.

    Wenn hier nicht noch irgendwelche anderen Faktoren vorlagen, die noch nicht genannt wurden, können Sie schon froh sein, dass der Fall nicht als primäre Fehlbelegung angesehen wird. Da der Patient anscheinend keine restriktive Störung hat, sondern es sich um ein Messartefakt handelte, kann ich den MDK hier schon verstehen. Oder kodieren Sie bei jedem Patienten, mit dessen Blutröhrchen der Hol- und Bringedienst Fußball gespielt hat, eine Hyperkaliämie? :biggrin:

    Schwülwarme Grüße

    MDK-Opfer

    Guten Morgen allerseits,

    auch ich sehe keine Beschränkung nach den formalen Regeln des OPS und der DKR. Inhaltlich schließe ich mich (als jemand, der mit multimodaler Schmerztherapie seine Brötchen verdient) aber den Bedenken von kbbauer an:

    Eine vernünftige multimodale Schmerztherapie zielt auf Induktion langanhaltender Veränderungen ab und läuft nach einem mehr oder weniger standardisierten Programm ab. Es ist daher *in der Regel* nicht sinnvoll, eine solche Therapie in üerschaubarer Zeit zu wiederholen (grob gesagt: Wer\'s in 4 Wochen nicht kapiert, kapiert\'s in 2 x 4 Wochen auch nicht). Zur Nachsorge sollte man kompaktere Programme etablieren und als multimodale Kurzzeittherapie abrechnen. Insofern könnte da schon die Frage nach der primären Fehlbelegung auftauchen (und nebenbei ganz allgemein die nach der Behandlungsqualität).

    Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Ich erinnere mich aus den letzten 6 Jahren an 2 Patienten, bei denen nach anfänglichem Therapieerfolg die Situation wieder völlig entgleiste (bei beiden in Zusammenhang mit hohen psychosozialen Belastungen) und wir gesagt haben \"der/die braucht nochmal die große Runde, da reicht eine Woche nicht\". Da lagen in beiden Fällen Jahre zwischen den Aufenthalten. Es kann auch sinnvoll sein, bei primärer Erfolglosigkeit einen zweiten Aufenthalt in einer anderen Klinik zu versuchen - manchmal sind es ja die kleinen Nuancen im Therapiekonzept, die den Erfolg für einen bestimmten Patienten ausmachen.

    Leider scheint es momentan einige Häuser zu geben, die bei Lektüre des OPS festgestellt haben \"das können wir auch, das gibt Geld\", und die mit Minimalstandards nun die multimodale Therapie abrechnen. Um solche \"multimodalen Trittbrettfahrer\" auszubremsen, ist ja auch die (bisher noch nicht erlösrelevante) Differenzierung der Intensitäten vorgenommen worden. Wo \"multimodale Schmerztherapie\" draufsteht, muss auch multimodale Schmerztherapie drin sein - und zwar mit einem vernünftigen Konzept und ordentlicher Therapiedichte! Gegenwärtig haben auch manche seriös arbeitenden Einrichtungen Schwierigkeiten (z.B. wir) mit den Kassen, weil sie mit den Trittbrettfahrern in einen Topf geworfen werden, was vielleicht meine Verärgerung zu diesem Thema etwas erklärt - es stinkt mir einfach, dass ein Fachgebiet, dem seit vielen Jahren meine berufliche Leidenschaft gehört, immer mehr zum Spielball pekuniärer Interessen wird (ich weiß, für 14 Jahre im Job bin ich immer noch ziemlich naiv... ).

    So, jetzt geht\'s mir besser :biggrin:

    Sonnige Grüße

    MDK-Opfer

    Hallo Dodo,

    Sie beschreiben am Aufnahmetag eine Temperatur von 39, 6, während der Zweitgutachter \"unter 39\" behauptet - was übrigens auch egal wäre, denn in den Sepsiskriterien sind >38 gefordert. Zusammen mit den Leukos sind also die SIRS-Kriterien erfüllt (sie brauchen nur 2 aus 4), da brauchen Sie sich auf Diskussionen zur Pulsmessung (einmalig 92 fände ich in der Tat etwas knapp, vielleicht hatte ja nur die Schwester ein tachykardisierendes Aussehen?) gar nicht einzulassen.
    Fehlt also noch Kriterium I, die Infektion. Die muss nicht über Blutkulturen nachgewiesen werden (gelingt ja ohnehin eher selten), ein klinischer Nachweis der Infektion genügt. Können Sie den führen? Falls ja, würde ich weiter Widerspruch einlegen bzw. klagen - dass 39,6 mehr ist als 38 und 13.900 mehr als 12.000, werden Sie dem Sozialgericht schon klarmachen können!
    Wenn es sich allerdings um eine Urosepsis handeln sollte und sie tatsächlich keine entsprechenden Daten vom Aufnahmetag hben, verschlechtert sich die Argumentationsbasis. Gibt es denn eine andere Erkrankung, die das Zustandsbild erklärt hätte? Wenn nicht, wäre es lebensfremd, etwas anderes als die Infektion für den Zustand am Aufnahmetag verantwortlichzu machen.

    Bewölkte Grüße

    MDK-Opfer

    Hallo allerseits,

    Ich sehe das ähnlich wie MiChu, wir hatten mit den Wochenenden bisher keine Probleme (allerdings findet bei uns am Samstag auch noch Therapie statt).

    Allerdings ist unser MDK-Prüfer (hier läuft alles in-house) nun auf die Idee gekommen, uns den Entlassungstag zu streichen (regelmäßig ein Samstag), obwohl an diesem Tag noch Therapie läuft (2 Stunden medizinische Trainingstherapie + Visite, Pat. gehen dann nach dem Mittagessen). \"Trainingstherapie geht auch ambulant\" - die Frage, wie das praktisch funktionieren soll (Entlassung am Freitag, dann am Samstag mit der am Freitagnachmittag ausgestellten Verordnung in einem Therapiezentrum aufschlagen und dort eine fundierte Einführung bekommen? :a_augenruppel: ), blieb unbeantwortet.

    Wir fragen uns gerade, wie wir hier weiterverfahren - immerhin erbringen wir die hochintensive Therapievariante (.22), das ist ja nicht gerade billig fürs Haus...

    Bewölkte Grüße

    MDK-Opfer