Beiträge von TicTac

    Hi!

    In einer früheren Diskussion hier im Forum wurde (für die Berufsgruppe der Sozialarbeiter) festgestellt, dass nur Arbeit im Beisein des Patienten kodierbar sei […]

    Der scheinbare Widerspruch klärt sich, wenn man die Geschichte der OPS-Entwicklung kennt.

    In 2010 waren Koordinationsleistungen erwähnt: „Übende Verfahren und Hilfekoordination zur Reintegration in den individuellen psychosozialen Lebensraum“, die Herr Schaffert damals als notwendig in Anwesenheit des Patienten durchzuführen fand.

    Wegen der gerade bei Sozialpädagogen sehr aufwendigen Gespräche mit Behörden u.a. wurden in 2012 die folgenden angewandten Verfahren ergänzt: „Gespräche mit Behördenvertretern“ und „Angehörigengespräche, Gespräche mit Betreuern“.

    Gruß,
    TicTac

    Hi!

    Etwas polemisch gegengefragt: Zahlt die Kasse auch das Vorhalten eines ärztlichen Dienstes bis 20:30 Uhr, oder erwartet sie, daß der AvD auch noch Routineentlassungen mit allen notwendigen Kontrollen und Papieren durchführt?

    Zugegebenermaßen etwas zornig,
    TicTac

    Hallo allerseits!

    Ist grundsätzlich eine Behandlung in der Psychiatrie/Psychosomatik ohne einen TE-Kode möglich?

    Ja, siehe OPS 2012:
    9-604 Regelbehandlung bei psychischen und psychosomatischen Störungen und Verhaltensstörungen bei Erwachsenen ohne Therapieeinheiten pro Woche

    Erfülle ich aber z.B. die Voraussetzung für die Regelbehandlung nicht, weil ich z.B. keine multidisziplinäre Teambesprechung mit Dokumentation durchführe, kann ich ja auch nicht den Kode für die 0 TE setzen, also eben gar keinen Kode.

    Zu den Grundvoraussetzungen für eine Abrechnung als §17d-Krankenhaus gehört eine wöchentliche Teambesprechung. Ich bin ganz froh, daß diese in den OPS steht, weil ich befürchte, daß sie sonst wegrationalisiert werden könnte.

    Dann fällt in einer Woche am Donnerstag das Team aus - ich darf also keinen Kode für den 7-Tages-Zeitraum setzen.

    Ich hoffe sehr, daß bei Ihnen nicht allzuoft „das Team“ ausfällt. ;)

    Einmal angenommen, daß die Teambesprechung immer dienstags stattfindet, dann fällt sie am 1. Mai 2012 aus. Da sie aber sonst regelmäßig stattfindet, ist meines Erachtens die Grundvoraussetzung als solche dennoch erfüllt. Wir können analog auch die OPS weiter abrechnen, während der Logopäde seinen Jahresurlaub nimmt.

    sofern Sie die sog. "Basisanforderungen" der Primär bzw. Komplexkodes nicht erfüllen, können diese auch nicht gem. DKR-Psych kodiert werden.

    Das sehe ich genauso. Die Grundvoraussetzungen definieren den Qualitätsstandard. Nur wer diesen erfüllt, muß als Krankenhaus zur Behandlung und Abrechnung von den Krankenkassen akzeptiert werden.

    Wir reden hier immer noch von einem pauschlierendem System, nicht von einer Einzelleistungsabrechnung. Daher wird es - wie auch im DRG-System - viele OPS geben, die nicht erlösrelevant sind.

    Wir befinden uns allerdings gerade nicht im DRG-System. Außerdem sind die aus den gesammelten TEs generierten OPS ein wenn auch pauschalierter Leistungsnachweis. Wenn die Leistung nicht erlösrelevant wäre, dann käme mir der akribische Sammelzwang äußerst überflüssig vor.

    Es wird daher interessant sein, wie die - aus meiner Sicht grundlegende - Einstufung in die Basiskode aus 9-60 bis 9-63 abgebildet wird, wenn für einen Zeitraum die Voraussetzungen (wie z.B. die Teambesprechung) nicht erfüllt ist.

    Wenn aufgrund eines organisatorischen Mangels diese wichtige Besprechung öfter ausfiele, dann könnte ich nachvollziehen, wenn der MDK die Abrechnung kürzen würde.

    letzte Woche in Berlin hat Herr Heimig die PsychPV zwar erwähnt, jedoch nicht für weiter interessant erklärt. Im gleichen Zusammenhang wurde jedoch auch von Herrn Heimig noch einmal in Frage gestellt, ob die TE-Zählerei überhaupt eine Relevanz im Psych-Entgelt haben kann/wird.

    Sehr interessant, was Sie aus Berlin mitbringen, lieber Kollege! Das verkompliziert allerdings unser bereits offensichtliches Kostentrenner-Paradoxon. In der Literatur wurde bereits mehrfach bemängelt, daß die TEs kaum die „teuren“ Patienten beschreiben, diese werden immer noch am besten durch die Psych-PV-Eingruppierung identifiziert.

    ist eine wöchentliche multidiziplinäre Teambesprechung im Stationskonzept verankert und wird einmal ausnahmsweise aufgrund äußerer Ereignisse wie Krankheit oder Streik um ein paar Tage verschoben, so kann der angefangene Wochenrhythmus beibehalten werden und es sind durchgehend TE-Kodes vorhanden. […] Anders würde es sich verhalten, wenn eine Station oder eine ganze Klinik niemals eine multidiziplinäre Teambesprechung durchführt.

    Sehe ich auch so.

    Ansonsten ist der Kode nicht gültig und kann nicht kodiert werden. Da sollte es auch keine Ausnahmen wegen äußerer Umstände geben. Krankheit und Streik sind für die Kostenträger jedenfalls mit Sicherheit kein Grund, Geld zu verschenken.

    Hier sollte man aber vielleicht nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Es handelt sich ja, wie Herr Schaffert immer wieder betont, um ein pauschalierendes System. Es geht auch dann, wenn eine Komponente der Behandlung einmal ausfallen sollte, immer noch um eine differenzierte und aufwendige Therapie. Ich finde es nicht richtig, fast in einem vorauseilenden Gehorsam davon zu sprechen, daß die Kostenträger dann „Geld verschenken“!

    Dass die Psych-PV lt. dem zu erwartenden PsychEntgG ab 01.01.2017 aufgehoben werden soll, ist ja hinlänglich bekannt. Das bedeutet m.E. jedoch wahrscheinlich nicht, dass zukünftig auf eine "Einstufungs-Praxis" verzichtet wird, das InEK (Herr Dr. Heimig) hat ja selbst die Diskussion um evtl. Major Diagnostic Categories (MDC) auch für den PSY-Bereich gem. § 17d KHG eröffnet. Ob und inwiefern diese dann entgeltrelevant würden, bleibt abzuwarten...

    Hallo ck-pku,
    ich kann Ihnen hier nur zustimmen. Seien wir mal gespannt auf die Pre-MDCs ;)

    In der Tat … die Abschaffung eines bewährten Instruments und dessen Ersatz durch ein wieder neu zu erfindendendes MDC-System, schau’n mer mal …

    Beste Grüße,
    TicTac

    Hallo zusammen!

    Aus ICD-10-GM, Version 2012:

    F10.1 Schädlicher Gebrauch: Konsum psychotroper Substanzen, der zu Gesundheitsschädigung führt. Diese kann als körperliche Störung auftreten, etwa in Form einer Hepatitis nach Selbstinjektion der Substanz oder als psychische Störung z.B. als depressive Episode durch massiven Alkoholkonsum.

    F10.2 Abhängigkeitssyndrom: Eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen, die sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln. Typischerweise besteht ein starker Wunsch, die Substanz einzunehmen, Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren, und anhaltender Substanzgebrauch trotz schädlicher Folgen. Dem Substanzgebrauch wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und Verpflichtungen gegeben. Es entwickelt sich eine Toleranzerhöhung und manchmal ein körperliches Entzugssyndrom.
    Das Abhängigkeitssyndrom kann sich auf einen einzelnen Stoff beziehen (z.B. Tabak, Alkohol oder Diazepam), auf eine Substanzgruppe (z.B. opiatähnliche Substanzen), oder auch auf ein weites Spektrum pharmakologisch unterschiedlicher Substanzen.

    Meiner Ansicht nach sind diese beiden Diagnosen in der Praxis tatsächlich sehr schwer zu unterscheiden. Die Kriterien in den beiden diagnostischen Unterkategorien überschneiden sich nicht, also F10.1 definiert sich mittels einer Gesundheitsschädigung, die bei F10.2 nicht erwähnt wird. Und umgekehrt sind in F10.2 Symptome definiert, die in F10.1 nicht erwähnt werden, deshalb kann man die beiden Diagnosen kaum vergleichen und voneinander abheben.

    Wenn jemand so viel Drogen konsumiert, daß er seine Gesundheit schädigt, finden sich meist auch schon Symptome der Abhängigkeit, und wenn jemand eine Alkoholabhängigkeit hat, finden sich auch schon oft Gesundheitsschäden.

    Nirgends steht andererseits explizit, daß F10.1 vielleicht eine Vorstufe von F10.2 sein könnte. Auch, daß ein Teil der Diagnose bereits im Titel definiert wird (Mißbrauch vs. Abhängigkeit), wird nicht ausdrücklich im ICD-Text besprochen.

    Ich nehme an, daß die beiden Diagnosen aus diesem Grund oft sehr unterschiedlich gehandhabt werden.

    Gruß, TicTac