Anämie als Cytostatika-Nebenwirkung

  • Hallo,

    ich brüte über der Anämie als Cytostatika-Nebenwirkung bei adjuvanter Chemotherapie und finde keine richtig 100prozentig passende ICD-Ziffer. Am ehesten passt noch D61.1+Y57.9. Allerdings meint D61.1 eine Arzneimittel induzierte aplastische Anämie, und um so etwas handelt es sich eigentlich bei der Cytostatika-Anämie nicht so richtig; nach meinem Verständnis sind damit eher Nebenwirkungen von z.B. Antidepressiva gemeint. Für die ja in der regel passagere Myelosuppression durch Cytostatika finde ich keinen passenden IDC-Schlüssel.
    Auch ergibt sich für mich die Frage, wie mit der Grunderkrankung, nämlich dem primär ja kurativ operierten Tumor umzugehen ist bei einer der OP zeitnah folgenden adjuvanten Chemotherapie, die allerdings zum Zeitpunkt der Aufnahme wegen der Anämie nicht aktuell durchgeführt wird.
    Wie sind hier die Vorgehensweisen der Forums-Spezialisten?

    MfG aus dem windigen Wochenende in Hessisch-Sibirien

    Dr. Rost

    M.Rost

  • Sehr geehrter Hr. Rost,

    wenn man die arzneimittelbedingte Myelosupression als hypoplastische Anämie deutet, kommt man doch recht nahe an die aplastische Anämie und kann die D61.1 vergeben (auch wenn mit letzterem Begriff wohl eigentlich eine medikamenten-allergische Aplasie gemeint ist). Alternativ könnte man diese Situation als myelopathische Anämie bezeichnen und somit die D64.8 vergeben, jeweils die Y57.9! dazu.

    Solange der Patient wegen des Malignom eine zytostatische Therapie erhält, die Behandlung also nicht abgeschlossen ist, wird das Malignom als Diagnose angegeben.

    Kommt der Patient nur wegen der Anämie, wird die D64.8/D61.1 zur HD, anderenfalls das Malignom zur HD.

    mfg aus Löwenstein
    W. Stark

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim