Zuordnung Hauptdiagnose bei Entbindung

  • Hallo Forumteilnehmer,

    Mein erster Versuch: Die Patientin wurde wegen eines behandlungsbedürftigen Zustandes während der Schwangerschaft stationär aufgenommen (ICD O47.0). Nach 30 Tagen Behandlung kam es zur Entbindung von Zwillingen. Gemäß Kodierrichtlinie 1511a wäre bei einer Behandlung von mehr als 7 Tagen vor der Geburt, der vorgeburtliche Zustand als Hauptdiagnose zu kodieren (ICD HD: O34.3). Das Ergebnis des Groupers ist die DRG O01A (wahrscheinlich wegen O60.1 und Z37.2). Diese wurde auch abgerechnet.
    Meines Erachtens wäre als logische Konsequenz aus der DKR 1511a aber die DRG 065A/B wegen der Kodierung des vorgeburtlichen Zustandes treffender, oder irre ich mich da?

    :) danke vorab fürs diskutieren

  • Hallo \"catloop\",

    Geburtshilfe ist ein schwieriges Kodiergebiet. Das Kapitel 15 - SCHWANGERSCHAFT, GEBURT UND WOCHENBETT der DKR beinhaltet die meisten Kodierrichtlinien im vergleich mit den anderen Kapiteln der DKR. Gerade in diesem Kapitel gibt es einige Kodierrichtlinien, die sich gegenseitig widersprechen, so daß ggf. eine Abwägung getroffen werden muß, welche Kodierrichtlinie zum Zuge kommen soll.

    Ich löse das von Ihnen beschriebene Kodierproblem mit der folgenden Argumentationslogik:

    1. Als Aufnahmegrund geben Sie den Kode O47.0 an. Dieser Kode ist in der ICD-10-GM 2004 mit dem Text \"Frustrane Kontraktionen vor 37 vollendeten Schwangerschaftswochen\" beschrieben. Wenn es nun aber noch während desselben stationären Aufenthaltes zu einer (Früh-)Geburt gekommen ist, dann können die Wehen so \"frustran\" nicht gewesen sein.

    2. Es bliebe dann der Kode \"O60.0 - Vorzeitige Wehen\". Die gesamte Gruppe ist jedoch in der ICD-10 GM 2004 wie folgt beschrieben:

    O60.- Vorzeitige Wehen und Entbindung
    Geburtsbeginn (spontan) vor 37 vollendeten Schwangerschaftswochen

    O60.0 Vorzeitige Wehen
    O60.1 Vorzeitige Entbindung

    Allein hieraus würde schon folgen, daß eine vorzeitige Wehentätigkeit nur mit einem der beiden möglichen Kodes verschlüsselt werden kann; nämlich mit O60.0, wenn es nicht zu einer vorzeitigen Geburt kommt und mit O60.1, wenn - trotz Therapie - eine vorzeitige Entbindung erfolgt. Festgehalten wird dies nochmals in der DKR 1519c:

    Sie haben mit Ihrem Verweis auf den \"vorgeburtlichen Zustand\" und die hiermit verbundenen Regelung der DKR 1511a zwar völlig Recht. Dennoch existiert eben auch die von mir o.g. DKR 1519c. Leichter macht man es sich deshalb, wenn man sich den vorgeburtlichen Zustand der vorzeitigen (cervixwirksamen) Wehentätigkeit als einen Grenzfall eines \"vorgeburtlichen Zustandes\" vorstellt. Sie könnten Aufnahmen dieser Art auch unter dem Oberbegiff der \"drohenden Frühgeburt\" bezeichnen.

    Kommt es bei Aufnahme wg. \"drohender Frühgeburt\" nicht zur Geburt während desselben stationären Aufenthaltes, so handelte es sich um eine \"vorgeburtliche Aufnahme\". Als HD wäre dann - falls bekannt der Grund für die drohende Frühgeburt zu kodieren. Als ND oder - falls die Ursachen nicht bekannt sind - als HD wäre entweder O47.0 oder O60.0 zu kodieren.

    Kommt es jedoch noch während desselben stationären Aufenthaltes zur Geburt, so handelte es sich de facto auch um eine \"Aufnahme zur Geburt\" mit dem therapeutischen Ziel diese so lange wie medizinisch möglich hinaus zu zögern.

    In Ihrem Fall geben Sie zusätzlich noch den Kode \"O34.3 - Betreuung der Mutter bei Zervixinsuffizienz \" an. Das ist in sofern problematisch, als daß unter einer Zervixinsuffizienz gemeinhin eigentlich eine Verkürzung / Eröffnung des Muttermundes ohne Wehentätigkeit verstanden wird. Beides zusammen ( vz. WT und Cx.insuff. ) kann deshalb nur in Ausnahmefällen (z.B. erst eine Cx.insuff. mit dann folgender vz. WT oder auch liegende Cerclage mit dann folgender vz. WT) kodiert werden.

    Demnach wäre hier wie folgt zu kodieren:

    HD O60.1 (Aufnahmegrund \"drohende Frühgeburt\" / vorzeitige Wehentätigkeit )
    ND Z37.2!
    ND O30.0
    ND O09.- (je nach Schwangeschaftsalter bei Aufnahme)

    P: 5-740.1

    MfG,

    M. Ziebart

  • Hallo catloop,

    die DRG O65 kann hier nicht getroffen werden, denn es fand ja eine Entbindung statt. O65 ist nur für vorgeburtliche Versorgung ohne Entbindung (siehe Handbuch 2004 Band 3 unter Tabellen keine Prozeduren).

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.