Verweildauer-Kontrolle

  • Hallo liebe Mitforisten,

    natürlich ist die fallbegleitende Kodierung wichtig und notwendig.

    Die resultierenden Plan-DRGs sind allerdings nicht mal das Papier auf dem sie stehen wert, wenn relevante OPS-Codes nicht frühzeitig, ggf sogar vorab, eingegeben (und danach korrigiert!) werden.
    Daran hapert es in der Praxis in vielen operierenden Fächern. Von den Feinheiten (Verlegungen oder Wiederkehrer) ganz zu schweigen, das ist von Theorie und Ablauf her knackig komplex. Ich habe schon einige Visitenlisten gesehen, aber keine, die das alles abbildet.

    Dass der Verweildauer-Prüfdruck der Kassen viele Krankenhäuser sukzessive in die blutige Entlassung treiben wird, ist bekannt: nicht dokumentierte Notwendigkeit ist eben nicht per se mit nicht vorhandener Notwendigkeit gleichzusetzen, Maximalversorger werden im System mit Rosinenpickern gleichgestellt, etc. Man sollte das aus ethischen Gründen nicht mitspielen, ganz klar. Dagegen hilft nur gute, fallbegleitende Doku, noch bessere Planung - und saubere Daten.

    Was ich sehr empfehle, ist, im eigenen Hause erst mal bei den Basics anzufangen. Erst mal sollte man in der Lage sein, im eigenen Hause mit soliden Zahlen zu argumentieren. Händische Erfassungen einzelner Rechnungsprüfungen sind dafür ab einem bestimmten Volumen ungeeignet, damit bekommen sie nie einen vernünftigen Überblick. Man braucht schon ein Zahlenwerk, das in die Belegungsdaten eingebettet ist. Und das bekommen Sie nicht von heute auf morgen.

    Es ist tatsächlich in einigen Häusern so, dass aus Gründen, die zu verstehen geradewegs in die finstersten Abgründe der Verwaltung führt, Verweildauerkürzungen nicht etwa mit "Tagen ohne Berechnung" gepflegt und abgerechnet werden, sondern dass sek. Fehlbelegungen allen Ernstes mit Änderungen von Entlass- oder Aufnahmedatum abgerechnet werden. Das wolle die Kasse so, hat mir vor Jahren einmal eine Abrechnerin in einem anderen Haus erzählt... Genauso werden prim.Fehlbelegungen oft fallartgewechselt, statt sie zu belassen, wie sie sind und auf endabgerechnet zu setzen, mit Statistiksperre zu versehen und auszubuchen.

    In der Folge wird dann manchmal auch noch den Chefärzten anhand der (fälschlich geminderten) Belegungsdaten suggeriert, die Stationen seien nicht voll ausgelastet - was finanziell gesehen sogar richtig ist, faktisch aber falsch. Die Chefärzte halten dann ggf pauschal die Belegungsdaten für Mumpitz oder ziehen schlimmstenfalls sogar die völlig falschen Schlüsse ... Von den PPR-Daten und einem ganzen Rattenschwanz weiterer technischer Konsequenzen ganz zu schweigen.
    Und die ursprünglichen Belegungsdaten bekommen Sie dann auf Datenbankebene nie wieder zu fassen, da muss man dann die Rechnungsprüfungsdaten auswerten - mit allen damit verbundenen Tücken. In größeren Häusern ist das meistens ein, sagen wir, "verteilter" Prozess.

    Die Verwaltung ist also gut beraten, da ein wenig Hirnschmalz zu investieren, statt die verlorenen Zeiten einfach nur wegzuknipsen - aus den Augen ist eben auch aus dem Sinn. Es geht eben auch anders. Aber das muss man erst mal wollen - und dann auch können.

    Gucken Sie sich doch sicherheitshalber einmal systematisch Ihre Altfälle mit prim und sek. Fehlbelegung im patientenführenden System an, wie die Aufnahme- und Entlassdaten aussehen. Manchmal sind es auch nur einzelne Personen aus der Abrechnung, die man behutsam auf den Pfad der Tugend zurück führen muss...

    viele Grüße vom

    Kolibri