Verschlüsselung Advancement-flap

  • Hallo allerseits,

    wir verschlüsseln derzeit wie folgt:

    K60.3 Analfistel
    5-491.12 Exzision von Analfisteln, transsphinktär
    5-486.2 Verschluss einer Rektum-Haut-Fistel (A.-flap)

    Der MDK hat uns mittlerweile zwei Varianten angeboten (mal wieder):

    1: K60.3 Analfistel
    5-491.12 Exzision von Analfisteln, transsphinktär

    Begr.: Der Flap ist im Code 5-491.12 bereits enthalten, da er
    standardmäßig durchgeführt wird

    2: K60.3 Analfistel
    5-941.12 Exzision von Analfisteln, transsphinktär
    5-491.3 Operativer Verschluss von Analfisteln durch Plug-Technik

    Begr.: Analfistel kann nicht durch einen komplexen rekonstruktiven Eingriff am Rektum
    verschlossen werden

    Die innere Fistelöffnung befand sich in Höhe der Linea dentata (Rektum).Der Schließmuskel wurde komplett durchdrungen. Der Verschluss erfolgte durch einen Schleimhautlappen (ca. 1,5 x 1,5 cm).

    Frage: Die Plug-Technik ist doch nicht gleichzusetzen mit einem Advancement-flap?
    Ist der Flap wirklich ein Standardverfahren und somit im Code 5-491.12 bereits enthalten? Dieses Verfahren ist meines Wissens doch nur notwendig, wenn die Fistel den Schließmuskel durchdringt.
    Wenn der Flap standardmäßig im Code 5-491.12 enthalten wäre, wäre doch der Code 5-486.2 (und auch 5-491.3) überflüssig, oder?

    Wer kann mir helfen?

    Grüße,

    N. Pollack

  • hallo Schneehase!

    hätte hier etwas mehr antworten erwartet, bei diesen interessanten fragen; vor allem von Analogen*

    Natürlich ist der flap integraler bestandteil von 5-491.12. Wenn Sie die innere öffnung sparsam ausgeschnitten haben und intersphinktär ausgekratzt haben, wollen Sie dann da offen lassen? Sozusagen iatrogen angelegtes verbessertes rezidiv? Sie müsen abdecken.

    Die plug-technik ist etwas total anderes als der verschiebelappen. Da wird ein konisch zulaufendes gebilde aus schweinemukosa von der inneren zur äußeren öffnung durchgezogen bis es festsitzt (wegen der konizität). 5-491.3 hat seine eigene berechtigung.

    Bei transsphinktären fisteln wird immer der äußere und innere schließmuskel durchdrungen, siehe Parks.

    Der code 5-486.2 ist für fisteln, die nicht nach peri-anal verlaufen. Remember: das rectum ist im oralen abschnitt nicht vom schließmuskel umgeben, ähnlich darmfisteln höherer darmabschnitte.

    Ops der perianalen fisteln sind mit 5-491.- zu kodieren.
    Sie können da nicht einfach 5-486.2 hinzukodieren! Dafür müsste bei 5-491.- (oder 5-49 oder 5-42 ... 5-54) ein hinweis stehen, der dies erlaubt. Ansonsten gilt \"eine op = ein code\", P001. Puzzeln geht nicht. Falls Sie etwas in den DKR oder doch einen hinweis finden, dann bin ich aber bereit dies zurückzunehmen!

    *Latein: Sechs, setzen!

    mfg ETgkv
    Ernst Trump

  • Hallo Herr Trump,

    vielen Dank für die Antwort :)

    Natürlich muss die innere Fistelöffnung verschlossen werden :d_zwinker:
    Soweit gehe ich mit Ihrer Argumentation konform.

    Frage (1) (vllt. eine dumme): Woran erkennen Sie, dass der Code 5-486.2 nur für nicht-perianale Fisteln gedacht ist? Wird dies irgendwo genau beschrieben?

    Darauffolgend Frage (2): Ist denn für die Zuordnung der „Weg“ (transsphinktär) oder das „Ziel“ (transsphinktär aber innere Fistelöffnung bei Linea dentata, Rektum) der Fistel entscheidend? Hinweis: es wurde Rektummucosa reseziert und als Flap vernäht.

    Weiter frage ich mich (3), warum die Bezeichnungen im OPS-Katalog denn so ungenau sind:
    5-491.12 Exzision… --> schließt Verschluss mit ein
    5-486.2 Verschluss… --> schließt Exzision mit ein?
    Ist das nur ein dummer Zufall oder kann man einen Fistelverschluss auch ohne Exzision durchführen?
    Wäre Frage (3) mit „ja“ beantwortet (Fistelverschluss ohne Exzision möglich), frage ich mich, warum dann die Prozedur 5-486.2, die anscheinend weniger Aufwand verursacht als 5-491.12 (Exzision und Verschluss), in eine höherwertigere DRG führt.

    Noch weiter (4): Code 5-491.14 beschreibt die Exzision einer extrasphinktären Fistel. Diese enden definitiv im Rektum und gehen nicht durch den Schließmuskel hindurch. Ist hier ein Verschluss ebenfalls integriert? Wenn ja, wäre OPS-Code 5-486.2 überflüssig, sofern meine dritte Frage mit „nein“ beantwortet würde.


    So, ich hoffe jetzt ist jeder so verwirrt wie ich :a_augenruppel:

    Man merkt ich brauche wirklich Hilfe :sterne:

    Grüße,
    N. Pollack

  • hallo Schneehase!

    in der kürze liegt die würze - wegen einfingersystem meinerseits.

    ad 1)
    das wird nirgends explizit abgegrenzt. aber wenn eine fistel von rektal (innen) nach perianal (außen) zieht, dann gehört sie zu den (peri)analfisteln.
    Sie haben eine limitierte auswahl im ops:
    5-467.1/.2 Verschluß einer Darmfistel; Exkl.: Rekonstruktion des Rektums (5-486)
    5-486.2 Verschluß einer Rektum-Haut-Fistel ( unter: Rekonstruktion des Rektums)
    5-491.- Operative Behandlung von Analfisteln

    ad 2)
    die Parks-klass orientiert sich am weg durch/ entlang der schließmuskeln. die innere öffnung liegt meist in höhe der linea dentata, da sind die öffnungen der proktodealdrüsen. Wo Sie den verschiebelappen mobilisieren spielt keine rolle.

    ad 3)
    die namen erklären sich meist historisch, stellten zu gewissen zeiten das standardverfahren dar. Ob vollständige exzision oder nur lay open ist bis heute nicht entschieden.
    Eine rektumfistel , die zur (bauch)haut zieht (zb nach bestrahlung gyn-tumoren) ist aufwändiger als eine extrasphinktäre analfistel (Bauchchir vs proktochir). Mastdarmfisteln waren gefürchtet. Der aufwand ist immens.
    Fistelverschlüsse ohne exzision wurden sicherlich probiert in den vergangenen zeiten.

    ad 4)
    Extrasphinktäre fisteln werden wie hohe transsph behandelt. Verschluß regelhaft mit verschiebelappen.

    4-486.2 können Sie nicht mit 5-491.- kombinieren. Es sei denn Sie finden den hinweis das diese prozedur zusätzlich codiert werden soll. Ich habe diesen hinweis nicht gefunden.
    4-486.2 ist eine OP, nicht nur eine prozedurenkomponente namens \"verschluß\"
    Meiner meinung nach bleibts bei der sog. monocausalen codierung mit 5-491.-

    mfg ETgkv
    E. Trump

  • Hallo nochmal,

    ganz grün bin ich noch nicht mit diesem Thema.

    Gibt es irgendwelche Plattformen zur Koloproktologie, bei denen man sich noch genauer schlau machen kann (Anatomie, Diagnosen- und Therapiedifferenzierung, evtl. mit aufschlussreichen Skizzen etc.)?

    Denn die Problematik \"Advancement Flap\" ist weiß Gott nicht die einzige bei uns ?(

    Ich danke Ihnen, Herr Trump, für Ihre ausführlichen Erläuterungen. Damit kann ich zumindest eine konkretere Diskussion mit unserem Operateur führen :d_zwinker:

    Grüße,

    N.Pollack