CAM-Resektion bei FAI = Osteotomie ohne Achskorrektur ?

  • Hallo an Alle,

    wie der Titel schon sagt, geht es um die Frage, ob eine Resektion am Schenkelhals bei einem Femoroazetabulären Impingement eine Osteotomie ohne Achskorrektur ist oder nur eine partielle Resektion von erkranktem Knochengewebe.

    Die Ärzte meinen es wäre eine Osteotomie (5-781.a), da sie mit einem Meißel Knochen abtragen und eine Korrektur des deformierten SH vornehmen.

    Das Controlling meint es wäre ehr eine partielle Resektion (5-782.a). Bei dem endoskopischen OPS 5-782.b steht sogar explizit bei CAM-Deformität....

    Die Ärzte machen es immer offen chir. und daher kommt es immer wieder zu Diskussionen, weil es auch um die VWD geht.


    Hat jemand ähnliche Situationen und Erfahrungen wie Kassen das sehen ?


    Vielen Dank :)

  • Hallo HELU01,

    Ihre Frage zielt ja im Wesentlichen auf den Unterschied zwischen (partieller) Resektion am Schenkelhals versus
    Osteotomie und die korrekte Wahl des OPS-Schlüssels ab. Dabei kommt auch der endoskopische Schlüssel 5-782.b
    mit Hinweis auf das Offset-Impingement (CAM) zur Sprache. Damit dürfte diese Variante geklärt sein.

    In Ihrem Beispiel wird aber offen chirurgisch mit dem Meißel die Abtragung für die Taillierung vorgenommen...
    Dazu muss man eine chirurgische Hüftluxation (Trochanter-Osteotomie) vornehmen, was m.K.n. nur bei etwa fünf Prozent der Patienten notwendig wird, weil diese entweder große Labrumschäden aufweisen und/oder zusätzlich die
    Rotationsachse des Femur einer Korrektur bedarf. Letzteres wäre eine subtrochantäre Rotationsosteotomie (also
    auch eine Achskorrektur). Die Fixation der knöchernen "Trochanter-Scheibe" erfolgt dann mit Schraubenosteosynthese.
    Insofern würde ich - vorbehaltlich der hier nicht zur Verfügung gestellten OP-Berichte - durchaus die Kodierung der
    5-781.a in Betracht ziehen, würde mich aber auf entsprechende chirurgische Expertise freuen, um den Sachverhalt zu klären.

    Was mir Sorgen macht, ist, dass Sie schreiben "Die Ärzte machen es immer offen chir." Sprichwort: IMMER ist NIE gut...

    Viele Grüße
    B. Sommerhäuser

  • Guten Tag Herr Sommerhäuser,

    vielen Dank für die erste Einschätzung.

    Ich habe mal so einen OP-Bericht mitgebracht. :

    Zitat

    Team-Time-Out. Erneutes Anlegen der Extension und unter Anzeichnen der knöchernen Landmarken zunächst Anlegen eines anterolateralen Portals in üblicher Weise nach Kanülierung, Dilatation der Kapsel und anschließend Einbringen der Kamera ins Gelenk. Spiegeln des linken Hüftgelenkes im wässrigen Milieu. Hierunter nun Anlegen eines tiefen anterioren Portals unter Sicht. Es erfolgt nun ein arthroskopischer Rundgang. Es zeigt sich keine relative Mehrüberdachung des vorderen Hüftkopfes, das Labrum ist völlig degenerativ verändert, zerrissen und zerfetzt und im Tasthakentest zeigt sich auch der chondrolabrale Übergang leicht beeinträchtigt. Hier klassischer Labrum-Befund bei Cam-Deformität. Kein relevanter höhergradiger Knorpelschaden. Ligamentum capitis femoris leicht synovitisch verändert, sonst intraartikulär zentral keine Auffälligkeiten. Daher zunächst Denervation des Labrums am Ansatz thermokoagulatorisch, anschließend wird das Labrum vorsichtig abgehoben und der Pfannenrand nun sparsam mit dem Shaver angefrischt, anschließend wird das Labrum mit insgesamt 2 Ankern von etwa 10 Uhr bis 12 Uhr gefasst und die Anker anschließend in den Pfannenrand unter Sicht eingebracht. Durch Refixation des Labrums zeigt sich der chondrolabrale Übergang im Wesentlichen intakt, daher keine Knorpeltherapie erforderlich. Die Anker zeigen jeweils einen guten Halt, werden komplett im Knochen versenkt. Außerdem Dokumentation der extraartikulären Lage der Anker mittels Fotos. Insgesamt lässt sich aufgrund des schlechten Ausgangsbefundes bei völlig zerfetztem Labrum doch eine ganz gute Readaptation erreichen.
    Daher nun Nachlassen der Extension und Zuwendung zum peripheren Kompartiment. Hier zeigt sich passend zu der Labrumschädigung eine große Cam-Komponente. Hier muss zunächst von intraartikulär die Kapsel geschwächt werden. Da dies bei jungem muskelkräftigen Patienten nicht ausreichend gelingt, erfolgt eine Mini-Arthrotomie mit dem Messer unter Sicht. Nun kann der Meißel unter Sicht mit dem Arthroskop angesetzt und die Schenkelhals-Osteotomie durchgeführt werden. Resektion des osteotomierten Keiles. Dies wird im Bildwandler kontrolliert und dokumentiert. Nun Komplettierung der Osteotomie in verschiedenen Beuge-, Streck, Innen- und Außenrotations-Bewegungen. Hier zeigt sich dann eine gute Resektion in Beugung, Innen- und Außenrotation sowie Streckung. Glättung des Knochens mit der Walzenfräse. Unter Durchleuchtung ebenfalls korrekte Cam-Resektion, auch klinisch nun kein Impingement mehr am Kopf-Hals-Übergang.

    Vom Operateur wurde 5-781.ae kodiert (Arthroskopische Codes sind außenvor).

    Das Controlling würde 5-782.ae kodieren.

    Vielen Dank für weitere Einschätzungen. :)

    VG

    L. Heinze

  • Hallo nochmal HELU01,

    5-782.ae beschreibt doch die offen-chirurgische partielle Resektion von erkranktem Knochengewebe. Inwieweit soll das Knochengewebe beim FAI erkrankt sein, zumal bei so jungen Patienten. Beim CAM-Impingement handelt es sich m.E. um eine Funktionseinschränkung, das Knochengewebe selbst ist jedoch völlig normal und nicht erkrankt (Histologie?) . Auch der Meißel-Einsatz spricht eher für die Osteotomie. Ich fürchte, hier müssen tatsächlich die Chirurgen und Orthopäden ihre Expertise einbringen.

    VG B. Sommerhäuser

  • Vielen Dank.

    Diese Argumente bringen die Ärzte auch immer an.

    Wir haben uns so geeinigt, dass wir ein paar Fälle so kodieren und die Reaktion der KK abwarten und ggf. eine Stellungnahme geschrieben wird.

    VG L. Heinze

  • Hallo Frau / Herr Heinze,

    um das ganze Bürokraten-Gesumse, das vermutlich folgen wird, abzukürzen, würde ich Ihnen empfehlen, dem Bundesschlichtungsausschuss die Frage zur Entscheidung anzuempfehlen. Falls die Frage angenommen wird, ist danach Ruhe im Karton. So oder so.

    Viele Grüße
    B. Sommerhäuser