Traumatischer Querschnitt

  • Hallo geschätztes Forum,

    Klassiker der Neurochirurgie: Kopfsprung in den Baggersee mit inkomplettem Querschnitt, Höhe C6/C7. Wenn man so etwas nach DKR korrekt verschlüsselt (Querschnitt first, also HD S14.13 - S14.75!, ND die WS-Verletzung, also S12.23) kommt eine DRG heraus (B61B, Verletzungen des Rückenmarkes), die mit einem CW von 1,098 belegt ist. Mal abgesehen davon, daß man m.E. durchaus darüber streiten kann, was inhaltlich die richtige Lösung wäre (die DKR scheinen mir nicht zwingend schlüssig), ergäbe das Einstellen der HD S12.23 mit der gleichen operativen Versorgung die DRG I09B (Wirbelkörperfusion) mit einem CW von 2,875. Da die Versorgung auch in der Akutphase des Geschehens komplex ist (auch hinsichtlich der Diagnostik), ist mir nicht schlüssig, warum die Wirbelkörperfraktur ohne Querschnitt viel höher bewertet wird. Gibt es aus diesem Dilemma einen Ausweg?

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Allegra Herr Sander,

    da hilft nur warten auf den 2004-Katalog. Vermutlich liegt diese niedrige Bewertung daran, daß wenige Fälle als Kalkulationsgrundlage vorhanden waren. Diese wurden dann vielleicht auch noch in Spezialkliniken verlegt. Die Uni-Kliniken haben auch nicht mit gemacht. Deshalb sind im 2003-Katalog sicher z.T. unrealistische Bewertungsrelationen vorhanden. Codieren Sie richtig nach DKR wie oben beschrieben. Das ist m.E. der einzige Ausweg aus dem Dilemma.

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo Herr Konzelmann,

    ja, Rightcoding ist der einzige Weg, wenn man den Optimismus zugrunde legt, daß das "lernende System" auch so etwas lernen kann. Klar, daß man sich bemüht, allen Beteiligten den Pfad der Tugend zu erklären. Die Versorgung eines Querschnitt-Patienten für ein Kostengewicht, das unter dem der zervikalen Bandscheibe liegt, ist schon ein harter Fall. Aber dafür ist man schließlich wohl als MedCo da, den Kollegen auch die absurden Dinge näherzubringen.:3
    --
    Dr. med. Andreas Sander
    Stabsstelle MedCo/QM
    Evangelisches und Johanniter Klinikum DU/DIN/OB gGmbH

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo,

    die B60 für die nichtakute Querschnittlähmung und die B61 für die akute Querschnittlähmung war so in Australien historisch benannt, wenn ich mich nicht täusche. Danach sind beide Gruppe aufgeweicht worden. Die B60 um die akute nichttraumatische Lähmung, die B61 um die chronischen Myelopathien. Wir haben es also in beiden Gruppen mit akuten und nichtakuten spinalen Lähmungen zu tun. Und noch weitere Feinheiten. Die B61 ist eine Misch-DRG. Bei höherer Beteiligung an der Erstkalkulation von neurologischen Abteilungen und geringer Beteiligung von Abteilungen, die Patienten mit traumatischen Querschnittlähmungen operativ versorgen, haben Sie ein "Übergewicht" der konservativen Schiene, wie nachzulesen im Projektbericht Band 2.
    Es entsteht ein Kompressionseffekt. Dieses Übergewicht wird sich aber auch bei deutschlandweiter Beteiligung aller medizinischen Institutionen wahrscheinlich nicht ändern. Dazu kam die Kalkulationsmethodik mit dem Kostentrimming und der Inlierregel, so dass hohe Kosten und hohe Verweildauern ohnehin rausgefallen sind. Deshalb zusätzliche Unterbewertung.
    Letzteres hat das InEK geändert. Wie Erstes gändert werden wird, bleibt abzuwarten.
    Die B61 ist extrem heterogen, es kommt gar keine richtige Verteilungskurve zustande (wir haben das untersucht), die Fallzahlen waren niedrig. Es entsteht überdies eine merkwürdige Relation zwischen A und B, die anders als bei B60 gelöst ist.
    In Australien ist die B61 besser bewertet.

    Wir werden sehen.

    Gruß

    B. Domurath
    Bad Wildungen